Insektenplage:Wie Sie Mücken ausstechen

Stechmücke: Was hilft?

Zartes Äußeres, zähes Wesen: Kaum ein Tier ist derzeit so lästig wie Mücken.

(Foto: BNI)

Sie verwandeln den besinnlichsten Sommerabend in ein einziges Hauen und Stechen. Was hält Mücken am besten auf Abstand: Knoblauch, Rauch, Pflanzenöle oder doch die Chemiekeule? Ein Überblick.

Von Berit Uhlmann

Was hilft gegen Mücken? Leider ist die Stechverhaltensforschung nicht sehr ausgeprägt; wenige Erkenntnisse gibt es vor allem über die in Deutschland heimischen Arten, deren Stiche letztlich harmlos sind. Am leichtesten ist daher noch die Frage zu beantworten, was nicht hilft.

Wofür Sie sich Geld und Mühe sparen können

Geräte und Smartphone-Apps, die die Insekten mit Ultraschall vertreiben sollen: Ultraschall-Geräte wurden schon vor Jahren als nutzlos enttarnt. Die für ihre strengen Kriterien bekannte Cochrane-Collaboration empfiehlt, alle Forschung in diese Richtung einzustellen, da bisherige Feldversuche komplett erfolglos waren. Letztlich sei auch die Theorie hinter der Technik nicht plausibel, schreiben die Forscher: Mückenweibchen hören sehr schlecht. Die Töne erreichen sie mit großer Wahrscheinlichkeit überhaupt nicht. Gleiches dürfte für Smartphone-Anwendungen gelten, die die alte Technologie in neuem Gewand verkaufen. Stiftung Warentest stellte jedenfalls fest: "Wer die Mücken mit dem iPhone erschlägt, hat mehr Erfolg."

Knoblauch essen: 51 Menschen haben für eine Studie Knochblauchkonsum und Mückenschwärme auf sich genommen, um der Wissenschaft zu der Erkenntnis zu verhelfen, dass die scharfen Knollen keinen Eindruck auf Mücken machen.

Rauch: Einzelnen Berichten zufolge sollen Malariamücken nur selten in jenen Häusern gesichtet werden, in denen auf offenem Feuer gekocht wird. Als Forscher der Sache nachgingen, konnten sie jedoch keinen überzeugenden Beweis dafür finden, dass das Verbrennen von Holz Mücken abschreckt. Das Lagerfeuer taugt also nicht zur Mückenabwehr. Auch Zigrattenrauch hat keinen Effekt auf die Insekten.

Begrenzt wirksame Mittel gegen Mücken

Licht vermeiden: Mücken sind keine Motten, sie werden nur wenig vom Licht angezogen. Den Weg zu den Opfern weist ihnen wohl in erster Linie das ausgeatmete Kohlendioxid. Die Blutsauger können es aus Entfernungen bis zu 30 Metern detektieren. Sind sie erst mal näher gekommen, werden die Biester wählerisch. An wem sie sich laben, hängt wahrscheinlich vor allem von dessen Wärme und Geruch ab. Dies ermöglicht theoretisch einen weiteren Schutz:

Sich neben Menschen aufhalten, die auf Mücken besonders anziehend wirken: Statistisch gesehen haben Sie höhere Chancen von Stichen verschont zu bleiben, wenn Sie sich neben einem möglichst großen und schwitzenden Menschen aufhalten. Größere und kräftiger gebaute Menschen - und damit viele Männer - werden häufiger gestochen. Ursache ist wahrscheinlich, dass ihre Körperwärme etwas höher ist, da sie Wärme besser speichern können. Auch der Geruch des Schweißes scheint in vielen Fällen Mücken anzulocken. Dennoch sind gerade die Geruchsvorlieben der Mücken nicht wirklich verstanden, so dass dieser Trick nicht in jedem Fall funktionieren dürfte - ganz abgesehen vom moralischen Zweifel, einen anderen Menschen als Mückenfalle zu benutzen.

Helle, lockere Kleidung tragen: Etliche Studien haben Beobachtungen gestützt, wonach Mücken sich am liebsten auf dunklen Flächen niederlassen. Das schwarze T-Shirt lockt sie also eher an. Wenn es dann noch eng am Körper liegt, können die Tiere leicht hindurchstechen. Zugleich scheuen die Tiere Polyester mehr als Baumwolle, doch will man diese Erkenntnis wirklich zum Mückenschutz heranziehen?

Kerzen: In einem Feldversuch konnte eine brennende Kerze die Zahl der Mückenstiche um 23 Prozent gegenüber einer Kontrollgruppe ohne Kerzenschein verringern. Allerdings hatten sich für den Stechversuch insgesamt nur acht Teilnehmer gefunden, die Aussagekraft ist also begrenzt.

Citronella-Kerzen: In dem gleichen Mini-Versuch wurden Kerzen mit Citronella-Geruch untersucht. Wer sich nahe der Duftkerzen aufhielt, zählte anschließend 42 Prozent weniger Stiche als die Probanden, die den Insekten ohne Hilfsmittel ausgesetzt waren.

Citronella-Öl für die Haut: Es scheint etwas zu helfen. Eine Übersichtsstudie kam 2011 zu dem Schluss, dass das auf die Haut geriebene Öl einen Schutz für 1,5 bis fünf Stunden bietet - abhängig von Mückenart und Konzentration des Öls. Für die Nacht fällt diese Methode damit jedoch aus. Und ganz so sanft wie oft angenommen sind solche Öle auch nicht. Prinzipiell sollten ätherische Öle nicht bei Babys und Kleinkindern angewendet werden, weil die Gefahr von Hautreizungen und Atemproblemen besteht. Öle anderer Pflanzen schützen noch kürzer oder gar nicht oder sind nicht ausreichend untersucht. Keinen Effekt konnte Stiftung Warentest bei Mückenarmbändern feststellen, die mit ätherischen Ölen versehen waren.

Mosquito-Netze und Gaze: Fenstergaze und Netze, die fest unter die Matratze gestopft werden, halten Mücken zuverlässig fern. Wer sich im Freien aufhält, braucht allerdings einen anderen Schutz.

Was am besten hilft

Chemische Insektenmittel: So unsympathisch dies manchen Menschen sein mag: Die Chemiekeule ist das zuverlässigste Mittel gegen die Insekten. Am besten untersucht ist der Wirkstoff DEET (Diethyltoluamid). Abhängig von Wirkstoffkonzentration, Hautfeuchtigkeit und Mückenart können viele Präparate die Insekten mindestens acht Stunden lang relativ gut fernhalten. Hierzulande genügen in der Regel Konzentrationen von zehn bis 35 Prozent. Sie sind beispielsweise in einigen Autan-Produkten und Anti-Brumm-Forte enthalten, die beide auch in Untersuchungen von Stiftung Warentest gut abschnitten. Kinder sollten allerdings geringer konzentrierte und speziell für sie ausgewiesene Mittel verwenden.

Die Mückenabwehrmittel sind bei korrekter Anwendung sicher. In einigen Fällen kann die Haut mit Irritationen reagieren. Schwere Reizungen können dagegen auftreten, wenn das Mittel versehentlich in die Augen oder auf Schleimhäute gerät.

Ein neuerer Wirkstoff ist Icaridin, auch Picaridin genannt. Er ist ebenfalls in einigen Autan-Produkten oder im Produkt Saltidin enthalten. Er scheint etwas besser verträglich aber nicht ganz so lange wirksam wie DEET.

Wer sich um die Hautverträglichkeit sorgt, kann die Wirkstoffe stattdessen auch auf die möglichst viel Haut bedeckende Kleidung auftragen. Sie dürften auf diese Weise ebenfalls Mücken in die Flucht schlagen. Allerdings ist nur Icaridin sicher für alle Textilien, DEET kann synthetische Stoffe und Plastik angreifen.

Wer doch lieber auf pure Natur setzt, kann noch auf Nebel warten - die feinen Tröpfchen stören den Flug - oder den einen oder anderen Stich einfach hinnehmen. Was hilft, im Falle eines Mückenstichs gelassen zu bleiben, lesen Sie hier.

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