Süddeutsche Zeitung

Lepra in den USA:Ungeahnter Übertragungsweg entdeckt

Immer wieder kommt es in den USA zu Fällen von Lepra. Nun haben Wissenschaftler festgestellt, dass die Erreger der Krankheit dort von Gürteltieren stammen.

Esther Göbel

Irgendwie sieht es ja niedlich aus, das Gürteltier. Doch so harmlos das Säugetier auch wirkt - es ist der Grund, warum sich auch heute noch Menschen in den USA mit Lepra anstecken.

Gürteltiere übertragen Bakterien, die die Infektionskrankheit auslösen (New England Journal of Medicine, online).

Forscher verglichen die Bakterien-DNS von 33 infizierten Gürteltieren im Süden der USA mit dem Bakterien-Genom, das 50 Lepra-Patienten entnommen wurde. Bei 28 Gürteltieren und 25 Infizierten fanden die Wissenschaftler einen speziellen Stamm des Erregers Mycobacterium leprae, der bislang noch nirgendwo auf der Welt entdeckt worden war.

22 Patienten hatten sich noch nie in ihrem Leben außerhalb Nordamerikas aufgehalten, acht der Erkrankten berichteten über einen direkten Kontakt mit Gürteltieren. So bekannte ein Patient, sie zu jagen und zu verspeisen.

Die neuen Befunde seien der Beweis dafür, dass diese Tiere Menschen mit Lepra anstecken können, schreiben die Studienautoren. Dies war bereits seit längerem vermutet worden.

Man nimmt an, dass die Lepra-Bakterien bereits mit den ersten europäischen Einwanderern auf den amerikanischen Kontinent gelangt waren. Die Erreger können schwere Schäden an Haut- oder Nervenzellen hervorrufen. Die Krankheit gilt heute aber als heilbar. Weltweit wurden 2009 knapp 245.000 Neuerkrankungen gezählt.

In Deutschland stellt Lepra kein Problem dar. Im vergangenen Jahr wurden nur zwei aus Asien importierte Fälle gemeldet.

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Quelle:
SZ vom 28.04.2011/mcs
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