Süddeutsche Zeitung

Infektionskrankheiten:Ebola-Viren überdauern länger als gedacht

  • Forscher haben in den Samenzellen von Ebola-Überlebenden noch Monate nach der Erkrankung Viren gefunden.
  • Je länger die Infektion zurück lag, umso weniger Männer trugen Erreger im Körper.
  • Unklar ist, ob die Viren infektiös sind.

Männer, die eine Ebola-Erkrankung überleben, können offenbar noch Monate nach ihrer Genesung das Virus im Körper tragen. Eine internationale Forschergruppe konnte Ebola-Erreger noch sieben bis neun Monate nach der Infektion in Samenzellen nachweisen (New England Journal of Medicine, online).

Die Wissenschaftler hatten insgesamt 93 männliche Ebola-Überlebende aus Sierra Leone untersucht. Bei neun von ihnen lag der Ausbruch der Krankheit erst zwei bis drei Monate zurück. Sie alle hatten noch Viren in den Samenzellen. Lag der Erkrankungsbeginn schon vier bis sechs Monate zurück, fanden die Forscher noch in 65 Prozent der Proben Erreger. Von den Probanden, die sieben bis neun Monate zuvor erste Ebola-Symptome gezeigt hatten, trugen noch 26 Prozent Viren in den Zellen.

Allerdings ist nicht klar, ob die Erreger nach so langer Zeit noch infektiös sind. Ohnehin ist unbekannt, wie groß das Risiko der sexuellen Übertragung von Ebola ist. Berichte, wonach sich Menschen beim Geschlechtsverkehr mit Ebola ansteckten, sind selten, schreiben die Forscher. Häufiger stecken sich Menschen bei der Pflege von Erkrankten oder den Beerdigungszeremonien von Ebola-Opfern an. Als infektiös gelten Blut, Speichel, Schweiß, Urin, Stuhl oder Erbrochenes.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt dennoch bislang, dass sich männliche Ebola-Überlebende nach Ablauf von drei Monaten regelmäßig auf die Infektionskrankheit testen lassen und erst dann ungeschützten Sex haben, wenn das Ergebnis zweimal negativ ist. Wer nicht getestet ist, sollte mindestens sechs Monate lang Kondome benutzen.

"Diese Ergebnisse kommen in einem entscheidenden Moment", sagte der WHO-Verantwortliche für den Kampf gegen Ebola, Bruce Aylward. "Sie erinnern uns daran, dass, obgleich die Ebola-Fälle zurückgehen, die Überlebenden und ihre Familien weiter mit den Auswirkungen der Krankheit zu kämpfen haben." Laut WHO gibt es mehr als 8000 männliche Eboloa-Überlebende in den drei am heftigsten betroffenen westafrikanischen Ländern.

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Sz.de/beu/jhs
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