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Infektionskrankheit:Die Kinderlähmung ist zurück in Afrika

Zwei Jahre lang hatte es auf dem Kontinent keine Polio-Fälle mehr gegeben. Nun sind zwei Kinder in Nigeria erkrankt.

Erstmals seit über zwei Jahren gibt es in Nigeria wieder Fälle von Kinderlähmung. Im Bundesstaat Borno im Nordosten des Landes seien zwei Kinder an Polio erkrankt, teilten die Regierung und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit. Beide zeigen Lähmungserscheinungen. Erst im Herbst 2015 war Nigeria offiziell von der Liste jener Länder gestrichen worden, in denen die Kinderlähmung endemisch ist. Damit galt der ganze afrikanische Kontinent als poliofrei.

Die WHO kündigte eine Zusammenarbeit mit der nigerianischen Regierung an, um weitere Infektionen zu verhindern. Geplant seien unter anderem groß angelegte Schutzimpfungen. Noch ist allerdings unklar, wie zugänglich die betroffenen Regionen sind.

Die neuen Fälle traten in einem Gebiet auf, das zuvor durch die islamistische Terrorgruppe Boko Haram von der Außenwelt abgeschnitten worden war. Zwar konnte ein Großteil der Extremisten mittlerweile aus der Region vertrieben werden. Die Gruppe gilt aber noch immer als gefährlich.

Erst im Juli hatten die Vereinten Nationen Hilfslieferungen in die von Boko Haram befreiten Gebiete ausgesetzt. Grund war ein Überfall von Kämpfern der Extremistengruppe auf einen Hilfskonvoi. Dabei waren drei Zivilisten verletzt worden, darunter ein Unicef-Mitarbeiter.

Die Extremisten von Boko Haram hatten sich in der Vergangenheit auch gegen Anti-Polio-Kampagnen gewandt. Im Februar 2013 töteten bewaffnete Kämpfer der Gruppe im Norden Nigerias neun Mitarbeiterinnen eines Impf-Teams.

Mit der Rückkehr des Erregers nach Afrika hat die weltweite Kampagne zur Ausrottung der Kinderlähmung erneut einen Rückschlag erlitten. Zuletzt kam die Krankheit nur noch in Pakistan und Afghanistan vor. In diesen beiden Ländern wurden seit Jahresbeginn nur 21 Fälle verzeichnet.

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