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In den USA zugelassen:HIV-Schnelltest für zu Hause

Mit HIV infiziert oder nicht? Ein Schnelltest, der jetzt in den USA zugelassen wurde, soll innerhalb einer halben Stunde Aufschluss darüber geben. In einigen Fällen allerdings übersieht er die Infektion.

Wer befürchtet, sich mit dem HI-Virus infiziert zu haben, kann sich in den USA demnächst in den eigenen vier Wänden testen. Nach einer langen Kontroverse hat die amerikanische Arznei- und Lebensmittelaufsicht FDA den ersten frei verkäuflichen HIV-Test für zu Hause zugelassen.

Die Behörde und der Hersteller OraSureTechnologies sprechen von einem enormen Fortschritt bei der schnellen Erkennung des HI-Virus, das die Immunschwächekrankheit Aids auslöst. Der sogenannte OraQuick-Test soll im Oktober auf den Markt kommen und voraussichtlich weniger als umgerechnet 20 Euro kosten.

Bei dem HIV-Selbsttest wird ein Abstrich von der Mundschleimhaut genommen. Der Test liefert ein Ergebnis binnen 20 bis 40 Minuten. Klinische Studien haben ergeben, dass 92 Prozent der HIV-Infektionen erkannt werden, acht Prozent dagegen übersehen. "Das heißt, falsche negative Ergebnisse bei HIV-Infizierten sind bei jedem zwölften Test zu erwarten", warnte die FDA. Problematisch sind vor allem die drei Monate nach einem Kontakt mit einem HIV-Träger. In dieser Zeit beginnt der Körper erst damit, Antikörper gegen das Virus zu entwickeln.

Außerdem zeige der Test bei jedem 5000. gesunden Menschen fälschlicherweise eine HIV-Infektion an. Der Heimtest könne also keine letzte Sicherheit liefern, schließt die Behörde. Ein Arztbesuch bleibe erforderlich, positive Ergebnisse müssten von Medizinern bestätigt werden.

Der Test soll den Arztbesuch nicht ersetzen, sondern nur eine weitere Möglichkeit darstellen, den eigenen Status herauszufinden, betont die Behörde.

Die Idee eines Heimtests ist nicht neu. Erste Ansätze gab es bereits Ende der 80er Jahre. Der jetzt zugelassene Test existiert bereits seit 2005. In Risikogruppen wie etwa unter homosexuellen Männern wurde eine solche Möglichkeit bereits früh gefordert, weil ein Test in Praxen oder Kliniken schon die Gefahr einer Stigmatisierung darstellte.

Mark Harrington von der Treatment Action Group, die für Aids-Patienten eintritt, sagte der New York Times: "Jedes Mittel, dass die Diagnose beschleunigt, ist wichtig." Denn eine frühe Behandlung kann Leben retten.

Das US-Zentrum für Krankheitskontrolle und Prävention schätzt, dass in den USA 1,2 Millionen Menschen mit dem HI-Virus infiziert sind. Jeder fünfte Träger des Virus weiß angeblich nichts von der Infektion.

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