Corona-Impfstoff:Ein Plan für die Ungewissheit

Coronavirus: Test in den USA zu einem potenziellen Corona-Impfstoff

Eine Versuchsperson in Seattle erhält eine Spritze mit einem potenziellen Impfstoff gegen Covid-19.

(Foto: Ted S. Warren/dpa)

Die amerikanische Seuchenbehörde CDC fordert alle US-Bundesstaaten auf, sich bis zum Herbst auf die Verteilung von Impfstoffen vorzubereiten. Wie realistisch ist dieser Schritt?

Von Kathrin Zinkant

Der 22. Oktober 2020 dürfte für die Bevölkerung der Vereinigten Staaten und mehr noch für ihren Präsidenten Donald Trump ein recht entscheidender Tag werden. Gewählt wird in den USA zwar erst am 3. November. Doch Ende Oktober wird die Arzneimittelbehörde der Amerikaner (FDA) die ersten Ergebnisse aus den großen Wirksamkeitsstudien mehrerer Corona-Impfstoffkandidaten diskutieren - um möglicherweise bis zum 1. November eine Zulassung für das erste Vakzin zu erteilen. Die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) hatten als Seuchenbehörde bereits am Mittwoch alle Bundesstaaten der USA dazu aufgefordert, sich bis Ende Oktober oder Anfang November auf die Verteilung eines Impfstoffs in priorisierten Bevölkerungsgruppen vorzubereiten.

Die Ankündigungen erscheinen einmal mehr gewagt und stark von politischem Kalkül bestimmt, denn die betreffenden Untersuchungen auf Wirksamkeit haben erst vor wenigen Wochen begonnen und umfassen mehrere Zehntausend Teilnehmer. Vollständig ausgewertet werden die Tests bis Anfang November ganz sicher nicht sein, zu rechnen ist allenfalls mit Zwischenergebnissen der am weitesten fortgeschrittenen Untersuchungen. Was dabei herauskommt, ist gleichsam ungewiss - auch wenn Experten damit rechnen, dass eine wie auch immer geartete Wirkung bei den meisten Impfstoffen schon zu beobachten sein wird. Die Frage ist bloß, ob sie für eine Eindämmung der Seuche ausreicht. Nur in diesem Fall wäre eine vorgezogene Zulassung eines Impfstoffs oder mehrerer Kandidaten zu verantworten.

Bald wird das Land 200 000 Todesopfer durch das Virus zu beklagen haben

Zugleich drängt Trump seit Wochen darauf, die Impfstoffentwicklung zu beschleunigen und hat schon mehrfach versprochen, was niemand versprechen kann - dass nämlich noch vor dem Urnengang zur Präsidentschaftswahl ein wirksamer Impfstoff verfügbar sein werde. Offenkundig hofft der amtierende Präsident noch immer darauf, dass das desaströse Seuchenmanagement seiner Administration von den Wählern rasch vergessen sein wird, sobald die Regierung der Öffentlichkeit ein Vakzin präsentieren kann. Die USA verzeichneten am Donnerstag offiziell mehr als 6,1 Millionen Infektionen, die Zahl der Corona-Toten nähert sich allmählich einer Zahl von 200 000. Viele Bundesstaaten waren nicht ausreichend auf die Ankunft des Erregers vorbereitet und vom Seuchenmanagement im Sommer entsprechend überfordert.

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Bei der Impfstoffverteilung, die ihrerseits einen hohen administrativen und logistischen Aufwand bedeutet, soll dies nun anders werden. Die CDC hat den Bundesstaaten detaillierte Verteilungspläne für zwei Impfstoffe vorgelegt, mit recht konkreten Erstattungsinformationen sowie Lager- und Impfanweisungen für zwei bislang nicht näher spezifizierte Vakzine A und B. Ob sich hinter diesen anonymen Impfstoffen konkrete Kandidaten verbergen, ist bislang allerdings noch reine Spekulation. Fest steht dagegen, wer einen Impfstoff zuerst bekommen soll: Neben den natürlicherweise priorisierten Gesundheitsfachkräften und älteren Mitbürgern sollen auch indigene Stämme und ethnische Minderheiten bevorzugt geimpft werden.

Ob diese Pläne und vor allem das Kalkül des Präsidenten aufgehen werden, hängt jedoch an den fieberhaft erwarteten Zwischenresultaten der Impfstoffentwickler. Als erster Hersteller will Astra Zeneca noch Mitte September Ergebnisse eines Impfstoffs von der Universität Oxford vorlegen, noch im Oktober könnten Moderna und die Allianz aus Pfizer und dem deutschen Unternehmen Biontech folgen. Insbesondere Biontech hatte sich zuletzt sehr zuversichtlich gezeigt, dass sein RNA-Impfstoff die hohen Erwartungen an eine Schutzwirkung erfüllt.

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