Haut:Vom Unsinn der Schrumpelfinger

Lesezeit: 1 min

Nicht schön und offenbar auch nicht nützlich: Schrumpelfinger (Foto: Julia Haseleu/MDC)

Warum wird die Haut im Wasser faltig? Einmal mehr haben Forscher die Hände von Versuchspersonen eingeweicht und festgestellt: Es schrumpeln nicht nur die Finger, es schrumpft auch die Aussagekraft bisheriger Erklärungsansätze.

Von Berit Uhlmann

Unübersehbar furcht sich die Haut der Hände nach längerem Kontakt mit Wasser. Da scheint es naheliegend, dass die tiefen Täler auch einen tiefen Sinn haben. Unter dieser Prämisse ließen vor einem Jahr britische Forscher die Finger von Versuchspersonen schrumpeln, was die Haut hergab, um am Ende mit folgender Erklärung aufzutauchen: Faltige Finger greifen nasse Gegenstände besser. Praktisch wäre das, wenn Nahrung im Fluss zu sammeln sei.

Aus ungenannten Gründen ließ das Ergebnis Wissenschaftlern vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in Berlin-Buch keine Ruhe. Sie verdoppelten die Zahl der Probanden auf 40. Diese Menschen mussten eine halbe Stunde lang ihre Hände einweichen, um anschließend mit ihren Schrumpelfingern sowohl trockene als auch nasse Murmeln, Bälle, Würfel und Gewichte von einer Schachtel in eine andere zu bugsieren. Als ihre Haut später wieder trocken und glatt war, wiederholten sie den Versuch. Sie brauchten beim zweiten Mal genauso lange wie beim ersten, wie die Wissenschaftler um Julia Haseleu im Fachmagazin Plos One berichten.

Das heißt: Die Fingerfertigkeit war - unabhängig vom Faltenreichtum der Haut - gleich. Auch der taktile Sinn blieb unverändert, wie die Forscher feststellten, als sie die Probanden Gegenstände ertasten ließen. Und Vibrationen spürten faltige und glatte Fingerkuppen gleichermaßen heftig.

Haseleu und Kollegen bezweifeln nun, dass die Hautrillen überhaut einen Vorteil haben: "Es ist sehr wahrscheinlich, dass Schrumpelfinger eher ein Nebeneffekt der Gefäßverengung sind." Die Falten entstehen, weil sich die feinen Blutgefäße in den Händen verengen und sich die Haut dabei nach innen zieht - eine Reaktion des autonomen Nervensystems. Warum genau sich die Blutgefäße bei längerem Kontakt mit Wasser zusammenziehen, ist allerdings unklar. Wer Gewissheit will, muss noch einige Hände in Bottiche tauchen.

© Süddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Gesundheits-Quiz
:Unter die Haut

Die Haut ist unser größtes Organ - und ein riesiges Forschungsobjekt. Was wissen Sie über die Erkenntnisse aus Poren und Drüsen?

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: