Die Kosmetikindustrie verspricht es, und Frauen glauben wirklich daran: Dass Cremes, Masken und Tinkturen vielleicht nicht stärker sind als der Tod, aber auf dem Weg dorthin wenigstens die Falten aufhalten können. Millionen Euro geben Frauen allein in Deutschland pro Jahr für Anti-Aging-Kosmetika aus. Und jede zweite ist nach einer Umfrage der Stiftung Warentest aus dem Jahr 2015 überzeugt, dass ihre Falten dadurch sichtbar gemindert werden. Mit Brigitte Bardot halten es dagegen nicht allzu viele: "Ich bin stolz auf meine Falten. Sie sind das Leben in meinem Gesicht", soll die Grande Dame des französischen Films überzeugt gewesen sein.
Dass an den Versprechen der Kosmetikhersteller nicht nur nicht viel, sondern nichts dran ist, haben unzählige Tests bewiesen. Dafür geben niederländische Wissenschaftler jetzt ein anderes Versprechen. Sie hätten etwas, das wirklich gegen Falten helfe, berichtet ein Team vom Erasmus Medical Center der Universität Rotterdam. Und das ist eine gesunde Ernährung. Statt sich Hyaluronsäure, Tocopherol und Vitamine auf die Haut zu schmieren, sollten Frauen lieber Vitamine essen, lautet das Fazit ihrer Studie, die gerade im Journal of the American Academy of Dermatology erschienen ist.
Bei Männern wirkt sich die Ernährung offenbar nicht auf die Falten aus
Die Forscher haben sich den Effekt von gesunder Ernährung, man kann es nicht anders sagen, sehr genau angesehen. Sie analysierten das Hautbild von rund 2700 älteren Männern und Frauen und fragten sie nach ihren Ernährungsgewohnheiten. Der Zusammenhang mit dem Essen war eindeutig: Frauen, die sich gesund ernähren und neben viel Gemüse, Fisch, Nüssen und weißem Fleisch nur gelegentlich etwas Wein zu sich nehmen, haben demnach sichtbar weniger Falten als Frauen, die sich ständig Pizza, rotem Fleisch, Snacks, Süßkram, harten Getränken und soften Drinks hingeben.
Ungerecht, aber wohl so wahr wie die geschlechtsdiskriminierende Ausstattung des Bindegewebes: Anders als bei Frauen wirkt sich die Ernährung bei Männern offenbar nicht auf die Falten aus. Macht vielen wahrscheinlich nichts, weil sie auf Jeanne Moreau vertrauen, die das Bonmot prägte: Falten machen einen Mann männlicher, eine Frau älter. Echte Kerle wie Clint Eastwood haben das längst verinnerlicht: "Facelifting?", fragte er einmal entsetzt, das komme für ihn nicht infrage: "Dann würde ich ja alle diese großartigen Falten zerstören."
Für faltensensible Frauen fördert die Studie jedenfalls noch ein paar Wahrheiten zutage, von denen manche zugegebenermaßen nicht sehr überraschend sind: Ältere Menschen haben mehr Falten als jüngere, aktive Raucher mehr als Nichtraucher und ehemalige Raucher, Dicke weniger als Dünne, Unsportliche sind glatter als Sportliche. Das alles gilt für Männer ebenso wie für Frauen. Allerdings gerbt Rauchen vor allem weibliche Haut: Raucherinnen hatten in der Studie fast doppelt so viele Falten wie Nichtraucherinnen, Raucher dagegen nur 15 Prozent mehr als Nichtraucher.
"Zusätzlich zum Nichtrauchen und dem Schutz der Haut vor Sonne gibt es offenbar noch einen Weg für Frauen, die Entstehung von Falten hinauszuzögern", folgert Studienleiterin Selma Mekic. Sie erklärt sich den Effekt der Ernährung so: "Wir denken, dass das von den Vitaminen und Antioxidantien aus der Nahrung kommt." Diese könnten die Haut gegen schädliche Einflüsse von außen schützen, wie zum Beispiel UV-Strahlung.
Der Effekt ist zwar nicht gewaltig, die Faltenbildung wird nur um ein paar Prozent gemindert, aber die Ernährung schlägt um Längen alles, was Antifaltenkosmetik in seriösen Studien geschafft hat. Bereits 2015 hatte die Stiftung Warentest über Cremes ein vernichtendes Urteil gesprochen, nachdem sich Testerinnen mehrere Wochen lang eine Gesichtshälfte damit eingeschmiert hatten. Davon, dass die Produkte laut ihren Herstellern binnen wenigen Wochen "Falten sichtbar reduzieren", war nichts zu sehen. Sämtliche getesteten Cremes, auch die teuersten, bekamen am Ende die Bewertung "mangelhaft".