Es ist der späte Montagnachmittag, als Jana Seelig zwei Tweets absetzt.
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Die Bloggerin aus Berlin, die unter dem Namen @isayshotgun twittert, macht immer weiter. Wie im Akkord schreibt sie über Depression. Darüber, wie man sich fühlt, wenn man depressiv ist und niemand einen versteht. Und über ihre eigene Krankheitsgeschichte.
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Depression ist eine Volkskrankheit. Vier Millionen Deutsche sollen betroffen sein, schreibt die Stiftung Deutsche Depressionshilfe auf ihrer Website und zitiert Zahlen des Statistischen Bundesamts, wonach sich in Deutschland jedes Jahr 9000 Menschen das Leben nehmen - wie vor fünf Jahren der Fußball-Torwart Robert Enke. Viele Betroffene trauen sich nicht, darüber zu sprechen. Aus Scham. Aus Angst vor sozialer Isolation. Aus Angst, den Job zu verlieren. Oder, weil sie selbst gar nicht wissen, woher ihre Niedergeschlagenheit kommt.
Im Netz sorgen die Tweets schnell für Aufsehen. Die kurzen Texte werden teilweise mehrere Hundert Male favorisiert, sie werden weitergetwittert und verbreiten sich so in Windeseile unter den Usern des sozialen Netzwerks. Immer mehr fühlen sich angesprochen.
Die Diskussion beschäftigt auch Twitter-Userin @Mali_2. Sie möchte die Debatte unter einem Hashtag bündeln - ähnlich wie im Januar 2013, als die Feministin Anne Wizorek mit anderen jungen Frauen den Hashtag #Aufschrei für Berichte über Sexismus im Alltag erfand.
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Wenige Stunden später ist der Hashtag gefunden: #NotJustSad - nicht nur traurig.
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Immer mehr User werden in den folgenden Stunden auf das Thema aufmerksam. Schnell schießt #NotJustSad an die Spitze der Twitter-Trends. Das Analysetool Topsy zählt mehr als 2300 Tweets, die in der Nacht abgeschickt werden.
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Auch Menschen, die nicht an Depressionen leiden, machen mit.
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Tatsächlich ist der Titel stimmig: Eine Depression ist mehr als eine Traurigkeit. Gedrückte Stimmung, Interessenverlust und Antriebslosigkeit sind die Hauptsymptome. Zusätzlich können Konzentrationsschwierigkeiten, mangelndes Selbstwertgefühl, Gefühle von Schuld und Wertlosigkeit, pessimistische Gedanken an die Zukunft, Schlafstörungen, verminderter Appetit, Suizidgedanken oder -handlungen auftreten. Mediziner diagnostizieren eine Depression, wenn je zwei Anzeichen aus der Gruppe der Hauptsymptome als auch der Zusatzsymptome auftreten - und wenn die Beschwerden seit mindestens zwei Wochen anhalten.
Tatsächlich ist es auch so, dass der Krankheit ein gewisses Stigma anhaftet. Wer antriebslos im Bett liegt, passt schlecht in die Leistungsgesellschaft. Betroffene verstecken ihre Erkrankung gerne hinter Phänomenen wie "Burn-out" und "Stress" oder sie verstecken sie komplett. Vor allem bei sehr schweren Depressionen kann die Abschottung fatal sein.
Dabei können viele Depressionen gut behandelt werden - durch antidepressive Medikamente, Psychotherapie oder einer Kombination aus beiden. Auch dass Betroffene wissen, mit ihren Gefühlen nicht allein zu sein, kann Erleichterung bringen. Dies haben Jana Seelig und @Mali_2 auf jeden Fall geschafft.
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Linktipps:
- Wenn Sie sich selbst in einer Krise befinden, finden Sie hier Hilfsangebote, unter der kostenlosen Hotline 0800-3344533 der Deutschen Depressionshilfe geben Psychologen Informationen zur Krankheit.
- Nur traurig oder schon krank? Wie man Depressionen erkennt.
- Nicht nur Erwachsene sind betroffen: Immer mehr Kinder in Deutschland werden wegen Depressionen behandelt. Ein Besuch bei Paula und ihren Eltern in Hamburg.
- Sport hilft gegen Depressionen, heißt es immer wieder. Doch stimmt das wirklich? Forscher haben diese Frage untersucht.
- Die Journalistin Barbara Kaufmann aus Österreich weiß aus eigener Erfahrung, wie sich Depressionen anfühlen. Ihre Gedanken dazu beschreibt sie in einem Blogeintrag.