Kind stirbt in Hamburg an Ehec:Suche nach dem Ursprung des Keims

Ein Kind ist in Hamburg an einer Ehec-Infektion gestorben. Die Behörden suchen noch nach der Ursache. Auch wenn dieser Fall schlimme Erinnerungen an die Epidemie des vergangenen Jahres weckt; momentan scheint die Lage eine andere zu sein.

Katrin Blawat

In Hamburg ist ein sechsjähriges Mädchen nach einer Ehec-Infektion gestorben. Das Kind war nach Angaben der Hamburger Gesundheitsbehörde am 11. Februar erkrankt und starb am Wochenende, nachdem es ein Hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS) entwickelt hatte. Wie und wo sich das Mädchen infiziert haben könnte, ist noch vollkommen unklar. Derzeit werden Lebensmittelproben aus der Familie und dem Einzelhandel untersucht. Zu den Ergebnissen konnte die Gesundheitsbehörde am Montagnachmittag noch nichts sagen.

Zwei Kinder in Leipzig mit EHEC-Bakterium infiziert

Die Behörden wissen noch nicht, wie und wo sich das Hamburger Kind infiziert hat.

(Foto: dapd)

Nach derzeitigem Wissen deutet nichts daraufhin, dass der Tod des Kindes den Beginn einer erneuten Ehec-Infektionswelle markiert. "Es gab im Umfeld des Mädchens keine weiteren Fälle, weder in der Familie noch an der Schule des Kindes", sagt Erik Pust, der derzeit den Sprecher der Hamburger Gesundheitsbehörde vertritt. Infektionen mit dem Ehec-Bakterium zeigten sich zwei bis zehn Tage nach der Ansteckung. "Inzwischen ist so viel Zeit nach der Infektion des Mädchens vergangen, dass es unwahrscheinlich ist, dass da noch etwas nachkommt."

Im Sommer vergangenen Jahres waren 53 Menschen an Ehec und dem HUS-Syndrom gestorben. Der Keim hatte sich über Sprossensaatgut verbreitet. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) infizieren sich allerdings in jedem Jahr etwa 1000 Menschen mit Ehec-Keimen, 60 entwickeln das HUS-Syndrom. Es ist besonders gefürchtet, da es lebensbedrohliches Nierenversagen und neurologische Störungen mit sich bringt. Das RKI spricht von Einzelfällen, wenn die Erkrankungen nicht in einem Zusammenhang stehen, wie es ungewöhnlicherweise im vergangenen Sommer der Fall war. Wo genau die Mikroben überdauern, ist zwar unbekannt. Außer Frage steht aber, dass sie ständig in der Natur präsent sind und hin und wieder ihren Weg zum Menschen finden.

Die RKI-Statistik für 2012 umfasst bislang nur die ersten drei Kalenderwochen. Dennoch zeigen die Tabellen, dass die bisherigen Infektionszahlen dieses Jahres im Rahmen des Erwartbaren lagen. Demnach gab es Anfang des Jahres 57 Ehec-Fälle in Deutschland. In den vergangenen Jahren schwankten die Fallzahlen für den gleichen Zeitraum zwischen 54 und 99. Auch einzelne Todesfälle durch die Infektion traten in den vergangenen Jahren immer wieder auf. Im Jahr 2010 etwa starben drei Menschen an einer Ehec-Infektion und dem HUS-Syndrom. 2009 forderte der Ehec-Keim drei Todesopfer. Typischerweise sind Kinder häufiger betroffen als Erwachsene. Warum sich dieses Muster während der Epidemie im vergangenen Jahr umgekehrt hatte, ist für die Experten weiterhin ein Rätsel.

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