Halle (dpa/sa) - Mit Blick auf coronageschädigte Unternehmen erwartet das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) in der näheren Zukunft keine große Insolvenzwelle. Auch nach dem Aussetzen der Insolvenzantragspflicht gehe man nicht von einer Vielzahl von Unternehmensinsolvenzen in den kommenden Monaten aus, sagte IWH-Forscher Steffen Müller bei einer Online-Tagung des Instituts am Dienstag.
Müller kritisierte die Art der finanziellen Unterstützung für Unternehmen während der Pandemie. Die Hilfsmaßnahmen hätten am Anfang geholfen, seien aber auf Dauer zu unspezifisch und hielten unwirtschaftliche Betriebe künstlich am Leben. Sie behinderten den Wettbewerb und sorgten für eine Fehlallokation von Ressourcen. Es dürfe keine Verlängerung der Unterstützungsmaßnahmen in der aktuellen Form geben, betonte Müller.
Müller äußerte außerdem Bedenken, dass allein die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ein verzerrtes Bild von Insolvenzen in einem bestimmten Zeitraum liefere. Die Zahl der betroffenen Arbeitsplätze und die Höhe der Forderungen seien wichtige Indikatoren bei der Einschätzung des Insolvenzgeschehens. Hier sehe er aktuell insbesondere von Insolvenz betroffene Kleinstunternehmen, die keine größere gesamtwirtschaftliche Relevanz hätten.
Um eine Pleitewelle infolge der Pandemie abzuwenden, hatte der Staat die Pflicht zum Insolvenzantrag bei Eintritt von Überschuldung oder Zahlungsunfähigkeit zeitweise ausgesetzt. Seit dem 1. Mai 2021 gilt die Insolvenzantragspflicht wieder in vollem Umfang. Ausnahmen gab es noch bis 31. Januar 2022 für Betriebe, die im vergangenen Sommer Schäden durch Starkregen oder Überflutungen erlitten hatten.
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