Vogelgrippe:Kanadischer Teenager nach H5N1-Infektion schwer erkrankt

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H5N1-Viren (gelb eingefärbt) unter dem Elektronenmikroskop. (Foto: AP/AP)

Der Fall ist auch deshalb ungewöhnlich, weil nicht klar ist, wo sich der junge Mensch angesteckt hat.

Von Berit Uhlmann

Der Fall eines Teenagers, der gerade in der kanadischen Provinz British Columbia um sein Leben kämpft, ist in mehrerlei Hinsicht ungewöhnlich. Es ist das erste Mal, dass sich ein Mensch innerhalb des Landes mit dem Vogelgrippe-Virus H5N1 angesteckt hat. Der oder die Erkrankte hatte keinen Kontakt zu den typischen Infektionsquellen wie Wildvögel oder Geflügel auf einer Farm. Und es ist die erste menschliche Infektion seit Ausbruch der H5N1-Epidemie in Nordamerika, die schwer verläuft.

Dabei hatte der nicht näher beschriebene junge Mensch nach Angaben der zuständigen Gesundheitsbehörde in British Columbia keine bekannten Vorerkrankungen. Am 2. November stellte er sich mit Fieber, Husten und einer Bindehautentzündung in der Notaufnahme eines Krankenhauses vor. Im Laufe der folgenden Tage verschlechterte sich sein Zustand. Als er schließlich unter akuter Atemnot litt, wurde er am 8. November in eine pädiatrische Klinik eingeliefert. Sein Zustand ist kritisch.

Tests bestätigten am Mittwoch, dass es sich tatsächlich um eine Infektion mit dem Vogelgrippeerreger H5N1 handelt. Konkret ist es nach Angaben der nationalen Gesundheitsbehörde Public Health Agency of Canada um die sogenannte Virus-Klade 2.3.4.4b (Genotype D.1.1), die aktuell unter Geflügel in British Columbia zirkuliert.

Bislang verliefen Infektionen mit dem Erreger in Nordamerika glimpflich

Der Teenager hatte allerdings keinen Kontakt zu einer betroffenen Geflügelfarm oder zu Wildvögeln, sagte die Gesundheitsbeauftragte der Provinz, Bonnie Henry, kanadischen Medien. Die Familie besitze mehrere Haustiere, darunter Hunde, Katze und Reptilien, aber bislang ist nicht klar, ob sie die Infektionsquelle sein könnten.

Dass der Teenager sich bei Kühen ansteckte, ist nicht wahrscheinlich. H5N1-Ausbrüche in Milchviehfarmen, wie sie in den USA massenhaft auftreten, sind in Kanada bislang nicht beobachtet worden. Es lässt sich auch kein unmittelbarer Zusammenhang zum Geschehen in den USA nachweisen. Der in Kanada entdeckte Genotyp sei nicht identisch mit jenem, der in den USA zirkuliert, schrieb die kanadische Public-Health-Behörde.

In den USA verbreiten sich H5N1-Erreger seit Anfang des Jahres zunehmend unter Kühen. Fast 500 Herden in 15 Bundesstaaten sind nach Angaben der US-Seuchenschutzbehörde CDC betroffen. Insgesamt 46 Menschen steckten sich seither in den USA mit dem Vogelgrippe-Virus an. Nahezu alle hatten engen Kontakt zu Kühen oder Vögeln. Die Erkrankungen verliefen mild.

Warum der kanadische Jugendliche so schwer erkrankte, ist offen. Bonnie Henry hält es Medienberichten zufolge für möglich, dass das junge Alter des Patienten eine Rolle spielte. Womöglich hätten Erwachsene, die früheren saisonalen H1N1-Grippeviren ausgesetzt waren, einen teilweisen Schutz gegen den aktuellen H5-Stamm.

Bisher sind keine weiteren Infektionen im Umfeld des Erkrankten festgestellt worden. Die kanadische Public-Health-Behörde schätzt daher das Risiko für die breite Bevölkerung weiterhin als gering ein.

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