Süddeutsche Zeitung

Grenzwerte:Weniger Uran im Trinkwasser

Der Bundesrat beschließt einen neuen Grenzwert für Uran im Trinkwasser. Zwar liegt der deutlich unter EU-Standard, provoziert aber dennoch Kritik.

Silvia Liebrich

Deutschland legt erstmals einen Grenzwert für Uran im Trinkwasser fest. Ein Liter darf künftig nicht mehr als zehn Mikrogramm des giftigen Schwermetalls enthalten. Eine entsprechende Änderung der Trinkwasserverordnung wurde vom Bundesrat beschlossen. Mit diesem Wert liegt Deutschland deutlich unter der Höchstgrenze von 15 Mikrogramm, die die Weltgesundheitsorganisation WTO empfiehlt. Vor allem Säuglinge sollen so vor möglichen Schädigungen durch das radioaktive Uran im Trinkwasser geschützt werden. Die Neuregelung soll im Juni 2011 in Kraft treten.

Doch die Einführung stößt nicht überall auf Zustimmung. Die Verbraucherschützer von Foodwatch halten den deutschen Grenzwert für zu hoch. "Er bietet keinen ausreichenden Schutz für Säuglinge und Kleinkinder", sagt Matthias Wolfschmidt, stellvertretender Geschäftsführer der Organisation. Er verweist auf eine Studie der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) von März 2009. Daraus geht nach seinen Angaben hervor, dass selbst noch bei einer Uranbelastung von unter vier Mikrogramm pro Liter Wasser bei Kleinkindern und Säuglingen erhebliche Risiken für eine Schädigung lebenswichtiger Organe bestehen.

Über die tatsächliche Konzentration von Uran in Trinkwasser wird seit Jahren gestritten. Nach Recherchen von Foodwatch vom vergangenen Jahr war das Trinkwasser 2009 in 13 Gemeinden in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt teils "bedenklich hoch" belastet.

Natürlich uranhaltig

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) warnte vor Panikmache: Nur in 0,6 Prozent der Haushalte werde der Grenzwert derzeit überschritten, sagte ein Sprecher. Er berief sich auf Daten des Umweltbundesamtes. Nur wenige Wasserversorger müssten ihre Anlagen nachrüsten. Die Konzentration von Uran im Trinkwasser kann mit Hilfe von Ionentauschern und speziellen Filterverfahren gesenkt werden. Das Schwermetall Uran kommt natürlich im Trinkwasser vor, weil es in geringen Konzentrationen in Gesteinsformationen enthalten ist. Es wird ausgewaschen und gelangt so ins Grundwasser.

Für Mineral- und Tafelwasser wurde bereits vor vier Jahren ein Höchstwert eingeführt. Anbieter, deren Produkte mehr als zwei Mikrogramm Uran pro Liter enthalten, dürfen nicht damit werben, dass ihr Wasser als Babynahrung geeignet ist. Nicht nur der BDEW, sondern auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) befürwortet den nun beschlossenen Grenzwert für Leitungswasser.

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Quelle:
SZ vom 30.11.2010/leja
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