Das weltweit am häufigsten eingesetzte Unkrautvernichtungsmittel ist nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation WHO "wahrscheinlich krebserzeugend bei Menschen". Glyphosat wurde anfangs vom US-amerikanischen Konzern Monsanto unter dem Namen Roundup vertrieben. Mittlerweile gibt es zahlreiche Produkte, die den Wirkstoff enthalten. Allein in Deutschland sind es 92. Bisher hatte die WHO die Substanz als unbedenklich eingestuft.
In der Fachzeitschrift The Lancet begründet die Organisation ihre veränderte Haltung zu Glyphosat jetzt unter anderem mit drei Untersuchungen in Kanada, Schweden und den USA. In allen drei Studien wurde der Gesundheitszustand von Menschen mit und ohne Kontakt zu der Chemikalie verglichen. Diejenigen, die mit dem Pestizid in Berührung gekommen waren, hatten der Veröffentlichung zufolge ein erhöhtes Risiko, am Non-Hodgkin-Lymphom zu erkranken. Zudem gibt es nach Ansicht der WHO "ausreichende" Belege, dass Glyphosat bei Mäusen und Ratten Tumore verursacht.
Das Pestizid wird nicht nur in der Landwirtschaft eingesetzt. Auch Baumärkte und Gartencenter verkaufen glyphosathaltige Produkte für Privathaushalte. Nach Angaben der WHO wurde die Substanz in geringen Konzentrationen bereits in Lebensmitteln, im Wasser und in der Luft gefunden.
Beim deutschen Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) reagiert man verwundert auf die neue Einschätzung. "Wir haben vor Kurzem 150 neue und 900 ältere publizierte Studien zu Glyphosat ausgewertet", sagt Roland Solecki, Leiter der Abteilung Sicherheit von Pestiziden. Darunter seien auch diejenigen Studien gewesen, die jetzt im Lancet als Beleg für die Gefährlichkeit von Glyphosat angeführt werden. "Das Ergebnis war, dass Glyphosat für Menschen nicht krebserregend ist. Die Schlussfolgerung der WHO ist für uns nicht nachvollziehbar", sagt Solecki. "Wir bemühen uns gerade, an Hintergrundinformationen zu kommen, wie die Neueinstufung zustande gekommen ist."
Noch in diesem Jahr soll die Zulassung von Glyphosat in der EU um zehn Jahre verlängert werden. Bereits Ende des Monats muss das BfR einen abschließenden Bericht dazu an die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit schicken.