Globale Gesundheit:Zahl der Diabetiker steigt weltweit drastisch an

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Totenköpfe aus Schokolade: Zucker als Gift. (Foto: dpa)
  • Die Zahl der Diabetiker hat sich in den vergangenen 35 Jahren weltweit vervierfacht. Am stärksten ist der Anstieg in den Entwicklungs- und Schwellenländern.
  • Die geringsten Diabetes-Raten verzeichnen die Nachbarländer Deutschlands. Die Bundesrepublik hinkt ihnen hinterher.
  • Das Ziel, die Zunahme der Krankheit bis 2025 zu stoppen, ist in weite Ferne gerückt.

Von Berit Uhlmann

Es ist ein Ausmaß, das nur wenige Krankheiten erreichen. 422 Millionen Menschen weltweit sind von der Stoffwechselkrankheit Diabetes betroffen. Die Zahl der Erkrankten hat sich in den vergangenen 35 Jahren vervierfacht. Zu diesem Ergebnis kommen zwei große Analysen: ein Bericht der Weltgesundheitsorganisation WHO und eine Studie eines internationalen Forscherteams im Fachblatt The Lancet.

Die Zahl geht zum Teil auf das Bevölkerungswachstum und die alternde Bevölkerung zurück. Doch auch steigendes Übergewicht hat zu dem dramatischen Anstieg geführt, sagt Majid Ezzati vom Imperial College London und Hauptautor des Lancet-Artikels. Diese Zunahme gilt für beinahe alle Staaten der Welt. Kein einziges der 200 untersuchten Länder meldet einen substanziellen Rückgang der mitunter tödlichen Erkrankung.

Die Wahrscheinlichkeit, die weltweite Zunahme von Diabetes zu stoppen, beziffern die Forscher als kleiner als ein Prozent. Dabei hatte sich die Welt zum Ziel gesetzt, den Vormarsch der Zuckerkrankheit bis 2025 aufzuhalten. Stattdessen werden in zehn Jahren vermutlich mehr als 700 Millionen Menschen zuckerkrank sein.

Erfreuliche Ergebnisse verkünden Deutschlands Nachbarländer

Die Zahlen belegen, dass Diabetes längst nicht mehr nur ein Problem in Industrienationen ist. Im Gegenteil: In dem zurückliegenden Jahrzehnt ist der Anteil der Zuckerkranken unter den Einwohnern von Entwicklungs- und Schwellenländern am schnellsten gestiegen. Heute verzeichnen die Inseln Polynesiens und Mikronesiens den höchsten Anteil von Diabetikern in der Bevölkerung. Jeder fünfte Einwohner leidet an der Zuckerkrankheit.

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Die besten Ergebnisse verkünden Deutschlands Nachbarländer. Am unteren Ende des Rankings liegen die Schweiz, Österreich, Belgien, die Niederlande und Dänemark. In diesen Ländern sind etwa fünf Prozent der Bevölkerung an Diabetes erkrankt. Deutschland hinkt diesen Werten hinterher; mit einer Rate von 7,4 Prozent liegt es nahe am weltweiten Durchschnitt von 8,5 Prozent.

Die WHO bewertet die Daten als Alarmsignal. Ein Problem dieses Ausmaßes kann keine Einzelmaßnahme eindämmen, schreibt die Behörde. Stattdessen fordert sie von ihren Mitgliedsstaaten einen umfassenden Ansatz, der weit über den Medizinsektor hinausgeht und auch Bildungswesen, Stadtplanung und Steuersystem einbezieht. Als positives Beispiel nennt die Organisation die Zuckersteuer, die Mexiko vor zwei Jahren eingeführt hat. Seither trinken die Mexikaner etwa 12 Prozent weniger Süßgetränke.

Die schlechte Versorgung mit Medikamenten kann Leben kosten

Majid Ezzati kommentiert: "Übergewicht ist der größte Risikofaktor für Typ-2-Diabetes. Alle Versuche, die steigenden Raten zu kontrollieren, hatten bislang keinen Erfolg". Er plädiert dafür, Menschen mit hohem Diabetes-Risiko frühzeitig zu untersuchen und zu behandeln.

Doch auch diese Möglichkeit scheint wenig realistisch, wenn man sich die Versorgungslage in den Entwicklungsländern ansieht. Nur in der Hälfte dieser Staaten haben die Menschen regelmäßigen Zugang zu Blutzuckermessungen. In lediglich 23 Prozent aller Entwicklungsstaaten haben die Einwohner die Chance, problemlos Insulin zu erhalten. Wenn es überhaupt verfügbar ist, ist es meist teurer als in den reichen Ländern.

Die schlechte Versorgung mit Medikamenten kann Leben kosten. Im Jahr 2012 gingen weltweit 3,7 Millionen Todesfälle direkt oder indirekt auf die Zuckerkrankheit zurück. Viele davon, so die WHO, wären vermeidbar gewesen.

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