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Gesundheitssysteme:Gesundheitsversorgung wird immer besser - aber die Ungleichheit wächst

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Obwohl sich die weltweite Gesundheitsversorgung weiter verbessert, wächst die Ungleichheit zwischen einzelnen Ländern. Das zeigt eine internationale Studie eines Teams um den Medizin-Statistiker Christopher Murray von der University of Washington in Seattle, veröffentlicht in der Fachzeitschrift The Lancet.

Die Wissenschaftler haben die Gesundheitsversorgung in 195 Ländern in den Jahren zwischen 1990 und 2015 untersucht. Auf einer Skala von 0 bis 100 erreichte Andorra im Jahr 2015 mit 94,6 die Bestnote, Platz zwei belegt Island, gefolgt von der Schweiz, Schweden und Norwegen. Das Gesundheitssystem der Zentralafrikanischen Republik liegt mit 28,6 Punkten auf dem letzten Platz. Das deutsche Gesundheitswesen landet mit 86,4 Punkten auf Platz 20.

Die durchweg positive Nachricht: Weltweit hat sich die Gesundheitsversorgung von 40,7 auf 53,7 Punkte verbessert. In 167 Ländern ist die Qualität der Gesundheitsversorgung gestiegen. Allerdings ist auch der Abstand zwischen dem schlechtesten und dem besten Gesundheitswesen im betrachteten Zeitraum gewachsen: Während die Gesundheitssysteme in Nord- und Westeuropa sowie in Kanada, Japan und Australien besonders gut abschneiden, schnitten einige afrikanische Länder südlich der Sahara eher schlecht ab. In Westafrika jedoch gibt es auch Aufsteiger, in den sich in den vergangenen Jahren die Gesundheitsversorgung verbessert hat. Dazu zählen etwa Burundi und Ruanda. Weitere Aufsteiger sind Südkorea, die Türkei, China und Peru.

"Wir hoffen mit unseren Daten Hinweise zu liefern, wo Verbesserungen am dringendsten nötig sind"

Für ihre Untersuchung haben die Wissenschaftler Daten zu 32 Krankheiten ausgewertet, bei denen der Tod durch moderne Therapien vermeidbar ist. Dazu zählen beispielsweise Tuberkulose, Durchfallerkrankungen oder Tetanus. Sterben in einem Land an diesen Krankheiten dennoch viele Menschen, ist dies ein Hinweis auf Schwächen im Gesundheitssystem.

Murray und seine Kollegen errechneten für jedes Land einen Indexwert, den es potentiell hätte erreichen können. Zum Beispiel Deutschland: Hier könnte der Gesundheitswesen-Index bei 90,7 liegen, also gut vier Punkte höher als derzeit. Zwar sinkt die Differenz zum Idealwert seit Jahren (1990 lag er bei etwa zehn Punkten), doch bleiben im deutschen Gesundheitssystem Missstände.

Mit Blick auf arme Staaten sollen die Indexzahlen helfen, den Erfolg im Kampf gegen Kindersterblichkeit, die Verbesserung der Gesundheit von Müttern und die Bekämpfung von Aids, Malaria und anderen Infektionskrankheiten zu messen. Der weltweit gestiegene Gesundheitswesen-Index ist hier ein erstes positives Signal. "Wir hoffen mit unseren Daten Hinweise zu liefern, wo Verbesserungen am dringendsten nötig sind", sagt Murray.

Die in der Studie erhobenen Werte müssen allerdings mit Bedacht interpretiert werden, da viele chronische Erkrankungen nicht berücksichtigt wurden. Diese Krankheiten enden unbehandelt zwar nicht zwingend mit dem Tod, verringern die Lebensqualität eines Menschen dennoch enorm.

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