Gesundheitskampagnen:Von drollig bis drastisch

Mit Flip Flops gegen Alkohol, mit Schockfotos gegen Zigaretten: Manche Gesundheitskampagnen beschreiten gewagte Wege. Von welchen fühlen Sie sich angesprochen?

Berit Uhlmann

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Experten sprechen vom Couric-Effekt: Als im Jahr 2000 die US-amerikanische Nachrichtensprecherin Katie Couric (Foto) ihrer Nation während des Frühstücksfernsehens einen Blick in ihre Eingeweide gewährte, stieg die Zahl der Darmspiegelungen sprunghaft an. Zwanzig Prozent mehr Amerikaner ließen sich vorsorglich untersuchen.In Deutschland versuchte zwei Jahre später Susan Stahnke die öffentliche Koloskopie. Ein wesentlicher Effekt ist nicht bekannt, was möglicherweise auch daran lag, dass Frau Stahnke zu dieser Zeit schon nicht mehr als "Tagesschau"-Sprecherin, sondern als erfolglose Schauspielerin und Botschafterin für ein Frauenurinal unterwegs war.Generell: Können prominente Vorbilder zu mehr Prävention und Gesundheitsbewusstsein animieren?Foto: AP

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Mit einer bizarren Aktion versuchte Großbritannien gegen den übermäßigen Alkoholkonsum unter jungen Frauen vorzugehen. Polizisten verteilten auf den Partymeilen kostenlos Flip Flops an torkelnde Damen in hohen Schuhen. Betrunkene Stöckelschuhträgerinnen sollten so vor verstauchten Knöcheln bewahrt werden.Dahinter stand freilich eine weitergehende Botschaft, die sich auch in dem ausdrückte, was die Polizei zusammen mit den Flip Flops überreichte: Informationsbroschüren über Alkoholismus, eine Flasche Wasser, Hygieneartikel und ein Kondom.Ist die Botschaft durch die Hintertür sinnvoll?Foto: Reuters

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Mindestens 28 Länder versuchen laut Weltgesundheitsorganisation, Raucher durch Gräuelfotos auf Zigarettenpackungen abzuschrecken. In Kanada, das 2002 als erstes Land Schockbilder auf die Schachteln druckte, gab in einer Befragung jeder fünfte Raucher an, als Reaktion auf die Fotos seltener zur Zigarette zu greifen.Die WHO hat schon weitere Ideen in der Schublade: Die Bilder könnten in Zukunft die gesamte Zigarettenpackung umfassen und Gesundheitswarnungen auch auf die Zigarette selbst aufgedruckt werden. Denn alle sechs Sekunden stirbt der Organisation zufolge irgendwo auf der Welt ein Raucher an den Folgen seiner Sucht.Sollte Deutschland mit drastischeren Warnungen nachziehen?Foto: AFP

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Einige Staaten gehen in der Anti-Tabak-Politik noch weiter: Singapur beispielsweise beließ die Schockfotos nicht auf Zigarettenpackungen, sondern zeigte sie auf großen Plakaten und in Fernsehspots.Ist es gerechtfertigt, nicht nur die Raucher, sondern die gesamte Bevölkerung der Schock-Kampagne auszusetzen? Immerhin leiden auch Nichtraucher am blauen Dunst und könnten Einfluss auf Raucher nehmen.Foto: AFP

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Wöchentlich sind die Eltern britscher Grundschüler 2008 per SMS aufgefordert worden, die Köpfe ihrer Kinder nach Läusen abzusuchen. Die Pilot-Kampagne an einer Schule förderte sechs Fälle unentdeckter Parasiten sowie eine überwiegend positive Ressonanz der beteiligten Eltern zu Tage.Auf persönliche Anrufe setzten auch französische Behörden, um Senioren an heißen Sommertagen an ausreichendes Trinken zu erinnern. Der Kampagne war allerdings nicht durchweg Erfolg beschieden, denn einige Ältere griffen so oft zum Wasserkrug, dass sie wichtige Mineralstoffe aus ihrem Körper herausschwemmten.Dennoch: Ist die persönliche Ansprache ein Mittel für mehr Gesundheitsbewusstsein?Foto: dpa

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Auf den Philippinen kommen jedes Jahr tausende Mütter zusammen, um gemeinsam ein Zeichen für natürliche Säuglingsernährung zu setzen. Mit dem Still-Event zogen die Mütter auch ins Guinnessbuch der Rekorde ein. Die WHO propagiert aussschließliches Stillen im ersten halben Lebensjahr des Säuglings und Muttermilch zusätzlich zu fester Nahrung für mindestens weitere eineinhalb Jahre.Können solcher Art Spektakel die Botschaft wirkungsvoll transportieren?Foto: AFP

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Begehbarer Darm, beschreitbare Prostata: Organe, die man eigentlich nicht so genau sehen will, werden in Deutschland als überdimensionierte Plastiken aufgestellt - auf dass Passanten sich hineinwagen und über die Krebsgefahr informieren. Die Riesenorgane werden besonders gern in Bahnhöfen und an Haltestellen installiert, dort wo der chronisch zeitknappe Mensch vielleicht doch ein paar unverhoffte Minuten hat.Ist es clever, die Menschen in ihrer täglichen Routine aufzufangen, um mehr Aufmerksamkeit für den Leib einzufordern?Foto: dpa

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Der thailändische Unternehmer Mechai Viravaidja trägt längst den Spitznamen "Mr. Condom". Unterstützt von der thailändischen Regierung lässt der Präservativfabrikant keine Möglichkeit aus, um die Verhütungsmittel unters Volk zu bringen: Kondom-Messen, Aufblaswettbewerbe, Promoter im Verhüterli-Kostüm, die an jeder Ecke ihre Produkte verteilen ... Selbst ein Kondom-Restaurant gibt es, in dem die Kellner die Botschaft auf der Stirn tragen.Die Omnipräsenz der Präservative trug entscheidend dazu bei, die Zahl der HIV-Neuinfektionen von 143.000 im Jahr 1991 auf rund 20.000 Mitte dieses Jahrzehnts zu senken.Nachahmenswert?Foto: AFP(sueddeutsche.de/beu)

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