Köln (dpa/tmn) - 13 mal mehr Leistung in nur 30 Tagen: Das klingt utopisch. Doch dieses ambitionierte Ziel rief die „Plank Challenge“ aus. Das Facebook-Event animierte Anfang 2015 viele Tausend Menschen zum Mitmachen.
Plank, das heißt übersetzt Unterarm-Stütz und ist eine kraftraubende Angelegenheit. Man hält seinen Körper über dem Boden. Der Rücken ist durchgestreckt, das Gewicht liegt auf den Unterarmen und den Zehen. Es zieht überall: im Bauch, im Rücken, den Oberarmen.
20 Sekunden sollten die Teilnehmer den Plank am ersten Tag halten. Von Tag zu Tag wurde diese Vorgabe größer. Am Ende der Challenge, die über 30 Tage ging, waren 270 Sekunden Unterarm-Stütz angepeilt.
Ratgeber-Bücher und Werbesendungen haben schon immer große körperliche Veränderungen in kurzer Zeit versprochen: Strafferer Bauch in nur vier Wochen! Jeder ist schon über solche Claims gestolpert. Der Tanzlehrer Detlef Soost verspricht: „I make you sexy.“ Mit seinem „10 Weeks BodyChange“ sollen in zehn Wochen 20 Kilogramm weg. Egal, ob Plank Challenge oder BodyChange: Sind solche zeitlich begrenzten Sportaktivitäten effektiv oder überflüssig?
„Sie können genial sein, wenn man sie richtig einsetzt“, sagt Christine Graf. Denn sie machen Fortschritte sichtbarer. Außerdem wird man jeden Tag zur Leistungsüberprüfung aufgefordert, erläutert die Professorin für Bewegungs- und Neurowissenschaft an der Deutschen Sporthochschule Köln.
Der überschaubare zeitliche Rahmen senkt die Hemmungen vorm Sport, glaubt Hildegard Rebsch. Die Fitnesstrainerin und Yogalehrerin aus Backnang bei Stuttgart hat das Buch „Bauch, Beine, Po & Arme. Die 30-Tage-Body-Challenge“ geschrieben. Darin skizziert sie 15 Kurztrainingsprogramme mit je vier bis sechs Übungen, die den Körper in einem Monat in bessere Form bringen sollen. Sportlich aktive Menschen machen eine zeitlich begrenzte Challenge als Abwechslung zu ihrem alltäglichen Tun. Andere finden so unter Umständen einen Einstieg in die Sportwelt, sagt Rebsch.
Erwächst aus der kurzen sportlichen Aktivität eine langfristige Sport-Routine? „Möglich“, sagt Oliver Stoll. „Es kann sein, dass man über diesen Kick Spaß am Sport findet. Und Spaß ist ein wichtiger Motivator“, erläutert der Professor für Sportpsychologie an der Universität Halle-Wittenberg. Wichtig sei aber, einen „inneren Trieb“ zu entwickeln. „Eine nachhaltige Wirkung hat Sport erst nach drei Monaten mit zwei, drei Einheiten pro Woche“, führt der Sportpsychologe aus. „Dann stellt sich eine positivere Einstellung zum Körper ein, man hat bessere Laune.“ Aktivitäten über einen kürzeren Zeitraum seien nicht mehr als ein „Strohfeuer“.
Herausforderungen wie die Plank-Challenge animieren die Teilnehmer dazu, ihre Fortschritte in sozialen Netzwerken zu teilen. „Wer in einen Wettbewerb auf Facebook geht, muss sich klarmachen, dass man sich dabei einen gewissen Druck aussetzt“, sagt Graf. Unter Umständen will man mehr erreichen, als der Körper zulässt - und schadet sich selbst. Da Teilnehmer solcher Sport-Challenges in der Regel allein arbeiten, korrigiert sie niemand, wenn die Übungen falsch ausgeführt werden. Aufhören, wenn es schmerzt, sei deshalb eine wichtige Grundregel, sagt Graf. „Außerdem sollte der geforderte Übungsumfang im Zweifel an die individuelle Leistung angepasst werden.“
Literatur:
Hildegard Rebsch: Die 30-Tage-Body-Challenge. Bauch, Beine, Po & Arme, Trias Verlag, 128 S., 14,99 Euro, ISBN-13: 9783830482864