Gesundheit - Wilhelmshaven:Impfzentren-Aufbau beginnt: Suche nach Personal

Corona
Ein Mann wird geimpft. Foto: Julian Stratenschulte/dpa/Symbolbild (Foto: dpa)

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Wilhelmshaven (dpa/lni) - Einst stapelten sich in dem ehemaligen Supermarkt in der Wilhelmshavener Güterstraße wohl Konserven, Nudelpakete und Klopapierrollen - an diesem Wochenende sind es Hunderte Paletten und Spanholzplatten. Rund 50 Kräfte des Technischen Hilfswerks (THW) und der Feuerwehr sägen, hämmern und schrauben, um Trennwände in der Halle zu errichten. Innerhalb weniger Tage soll hier das Impfzentrum der Stadt entstehen. "Wir rechnen damit, dass bis Montag alles steht", sagt der stellvertretende Fachbereichsleiter der Feuerwehr, Michael Weiser, der den Aufbau leitet. Dafür legen sich die freiwilligen Kräfte das ganze Wochenende über ins Zeug.

Wilhelmshaven ist unter den kreisfreien Städten und Landkreisen eine der ersten Kommunen in Niedersachsen, die mit dem Aufbau eines Impfzentrums beginnen. Für die Jadestadt ist der leerstehende rund 750 Quadratmeter große Supermarkt ein idealer Standort: Parkplätze, Busanbindung, barrierefreier Zugang - auch ein mögliches Lager für Impfstoffe sei vorhanden, berichtet Weiser. Nun werden Trennwände eingezogen, um eine "Impfstraße" zu errichten.

Es ist eine Art Rundlauf geplant: Von der Anmeldung und den Warteplätzen über die Impfräume bis zum Ruhebereich. "Wir haben darauf geachtet, alles großzügig anzulegen, damit sich die Leute nicht in die Quere kommen", sagt Weiser. An vier Impfplätzen sollen laut Konzept bis zu 20 Personen pro Stunde geimpft werden können. Bei Bedarf könnten weitere "Impfstraßen" ergänzt werden, sagen die Planer.

Vielerorts in Niedersachsen beginnen in diesen Tagen die Aufbauarbeiten für die Impfzentren. 60 hatte das Land zunächst angepeilt, nach neueren Planungen werden es nun wohl eher rund 50. Ein Zentrum ist dabei für 150 000 Menschen vorgesehen. Die Kreise und kreisfreien Städte hatten Vorschläge für ihre Standorte eingereicht. Bis zum Freitag gab das Innenministerium für 28 grünes Licht und erteilte sogenannte Einsatzaufträge. Weitere würden "unter Hochdruck fortlaufend" geprüft und erteilt, hieß es vom Ministerium.

Neben leerstehenden Gewerbeimmobilien wie in Wilhelmshaven sind auch Stadthallen, ehemalige Schulen oder Sporthallen als Impfzentren vorgesehen. In Hannover etwa soll auf dem Messegelände geimpft werden. Der Landkreis Harburg will je ein Impfzentrum in der Stadthalle Winsen und eines in der Schützenhalle Buchholz einrichten. Im Kreis Wittmund soll eine Jugendherberge genutzt werden.

Neben dem Aufbau der Zentren sieht der Niedersächsische Landkreistag (NLT) noch eine weitere Baustelle: "Die größte Herausforderung besteht aus unserer Sicht derzeit in der Rekrutierung des ärztlichen Personals", sagt NLT-Hauptgeschäftsführer Hubert Meyer. Zwar gebe es Bemühungen etwa der Kassenärztlichen Vereinigung, einen Pool an freiwilligen Ärzten zu bilden. "Noch ist aber unklar, wer die Ärzte zu welchen Bedingungen beschäftigt. Hier muss das Land schnellstmöglich Klarheit schaffen", sagt Meyer.

In einigen Regionen wie etwa im Landkreis Peine suchen auch die Kreisverwaltungen nach medizinischem Personal. Da Beschäftigte aus dem Gesundheitssektor schon an anderen Stellen in der Pandemiebekämpfung eingespannt seien, gestalte sich die Personalrekrutierung für das Impfzentrum schwierig, teilte der Kreis mit. Interessierte mit Impf-Ausbildungen sollen sich daher melden.

Landesweit sollen die Impfzentren bis zum 15. Dezember einsatzbereit sein. Sofort losgehen, wird es dann aber wohl noch nicht - viele Fragen, etwa zu genauen Abläufen und den Gruppen die als erste geimpft werden sollen, sind noch ungeklärt. Sozialministerin Carola Reimann (SPD) hatte im Sozialausschuss des Landtages unter der Woche gesagt, dass eine Impfung nicht allein 10 Minuten dauere, sondern mehr Zeit in Anspruch nehmen werde. Etwa habe jede Person auch ein Recht auf ein vertrauliches Beratungsgespräch mit einem Arzt.

In Wilhelmshaven geht man davon aus, dass es etwa eine Stunde dauern dürfte, bis ein "Impfling" das Zentrum durchlaufen habe. Bis es soweit ist, muss auch noch geklärt werden, wer genau zuerst geimpft werden soll. Reimann sagte dazu im Ausschuss, das Land wolle sich dabei an die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) und des Robert Koch-Instituts halten. Konkrete Aussagen gebe es aber noch nicht. Wenn der Impfstoff vorhanden ist, werde er aber zunächst in Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen genutzt. Dafür soll zuerst auf die Verteilung mit mobilen Teams gesetzt werden, erst danach sollen die Impfzentren zum Zuge kommen.

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