Gesundheit - Wiesbaden:Gesundheitsminister: Täglich Verdachtsfälle auf Coronavirus

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Wiesbaden (dpa/lhe) - In Hessen werden täglich Verdachtsfälle auf eine Coronavirus-Infektion abgeklärt. Bislang seien aber alle Laborergebnisse im Land negativ gewesen, sagte Gesundheitsminister Kai Klose (Grüne) am Mittwoch in Wiesbaden. Es sei jedoch jederzeit damit zu rechnen, dass eine Person in Hessen positiv getestet werde. Noch Anfang Februar war bei zwei China-Rückkehrern das Virus nach ihrer Landung in Frankfurt nachgewiesen worden.

Die Verantwortlichen beobachteten die Entwicklung in Italien und in anderen Bundesländern genau, versicherte der Minister. Klose wies darauf hin, dass das Robert-Koch-Institut die Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland durch die Lungenkrankheit als gering bis mäßig einschätze.

Hessen sei gut auf mögliche Infektionsfälle mit dem neuartigen Coronavirus vorbereitet, betonte Klose. "Wir stehen in regelmäßigem Kontakt mit Gesundheitsämtern, Krankenhäusern, niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten, dem Rettungsdienst sowie Wissenschaft und Forschung, damit wir schnell und angemessen auf mögliche Covid-19-Infektionen reagieren können."

Es gebe auch eine enge Abstimmung mit dem Frankfurter Flughafen, wo es etablierte Verfahren gebe, um mögliche Infizierte zu erkennen, teilte der Gesundheitsminister mit. Ob es weitere Maßnahmen am Airport gebe, sei im Moment noch in der Prüfung. Nach Einschätzung des Leiters des Frankfurter Gesundheitsamtes, René Gottschalk, machen ausgeweitete Kontrollen am Flughafen mit Blick auf Europa aber keinen Sinn. Es habe sich zudem gezeigt, dass Reisen mit dem Zug möglicherweise viel gefährlicher sein könnten.

Dass in Deutschland ganze Orte abgeriegelt werden, halte er in der derzeitigen Situation für völlig ausgeschlossen, betonte der Experte. Dieser Eingriff sei nicht verhältnismäßig. Denkbar sei dagegen, Schulen oder Kitas zu schließen oder Massenveranstaltungen zu verbieten.

Die meisten Menschen haben bei einer Infektion mit dem Coronavirus nur eine leichte Erkältungssymptomatik mit Frösteln und Halsschmerzen oder gar keine Symptome. Hinzukommen können Fieber, Husten und Atemprobleme, wie sie auch bei einer Grippe auftreten. Auch Kopfschmerzen oder Durchfall sind möglich.

Die Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt, Sandra Ciesek, nannte die Laborkapazitäten für die Tests ausreichend. Sie sehe keine drohenden Engpässe für Hessen, sagte sie. Nach den Worten von Minister Klose können in den hessischen Krankenhäusern fünf bis zehn Prozent der Betten als Isolierbetten genutzt werden. Das entspräche einer Kapazität von 1700 bis 3500 Betten.

Das neuartige Coronavirus hatte sich zuletzt in Italien stark ausgebreitet, auch in Deutschland wurden jüngst neue Fälle bestätigt. Die Bundesregierung bereite sich auf eine mögliche Zunahme der Zahlen vor, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert.

Die Furcht vor dem neuartigen Coronavirus sorgt für einen Ansturm auf Apotheken in Hessen. "Atemmasken und Desinfektionsmittel sind stark gefragt", sagte Ursula Funke, Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen. Mancherorts seien Atemmasken nicht mehr verfügbar und auch Desinfektionsmittel nur bedingt von den Großhändlern lieferbar.

Deutschlands größter privater Klinikbetreiber Fresenius Helios rüstet sich für Erkrankte. Das Krankenhauspersonal sei mit Schulungen und regelmäßigen Informationen "auf den Umgang mit an Covid-19 erkrankten Patienten vorbereitet", erklärte das Unternehmen in Berlin. Die Stadt Frankfurt rechnet im laufenden Jahr wegen des Virus bestenfalls mit einer stagnierenden Übernachtungszahl. Die Auswirkungen der Epidemie seien aktuell sowohl bei Privatübernachtungen als auch bei Geschäftsreisenden spürbar, sagte Thomas Feda, Geschäftsführer der städtischen Tourismus+Congress GmbH.

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