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Gesundheit - Wiesbaden:Corona hat Hessen trotz erster Lockerungen fest im Griff

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Wiesbaden (dpa/lhe) - Trotz der teils gelockerten Corona-Regeln im Einzelhandel hat die Viruspandemie Hessen fest im Griff. Am kommenden Montag soll die Maskenpflicht kommen und die Schulen öffnen schrittweise ihre Klassenräume wieder. Beides sorgt für Fragen und Diskussionen. Die Zahl der bestätigten Coronavirus-Infektionen in Hessen erhöht sich unterdessen am Mittwoch erneut.

Nach Angaben des Sozialministeriums hatten sich 7446 Menschen nachweislich mit dem Erreger Sars-CoV-2 angesteckt. Das sind 141 mehr als noch am Vortag. Die Zahl der Todesfälle stieg im gleichen Zeitraum um 18 auf 275. Es werden nur solche Fälle erfasst, die von den Kommunen bis zu einem bestimmten Zeitpunkt in eine elektronische Datenbank eingepflegt werden.

Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) begründete die Maskenpflicht ab nächster Woche auch mit dem Neustart in den Schulen. "Es war notwendig, das landeseinheitlich zu regeln. Empfohlen haben wir das Tragen ja vorher schon", sagte der Regierungschef der Deutschen Presse-Agentur. "Der kommende Montag ist deshalb ein besonders geeigneter Tag, weil dann die Schulen zum Teil wieder öffnen."

Ein Großteil dieser Schüler werde dann mit den Bussen zum Unterricht kommen, erklärte Bouffier. "Und in Bussen ist es klassischerweise so, dass das Abstandhalten etwas schwierig ist. Gerade da ist eine Maske ein Teil eines Schutzkonzeptes", betonte er. Es wäre ja "Unsinn", in Wiesbaden in die S-Bahn zu steigen ohne Schutzmaske und in Frankfurt müsse dann eine Maske getragen werden.

FORDERUNGEN NACH CORONA-HYGIENEPLAN

Mit Blick auf die geplanten schrittweisen Schulöffnungen fordert die SPD-Landtagsfraktion einen Hygieneplan "Corona" vom Kultusministerium. Die Schulen bräuchten eine Vorgabe, an der sie sich in der aktuellen Situation orientieren könnten. "Da, wo keine angemessenen sanitären und hygienischen Bedingungen herrschen, müssen die Schulen zunächst geschlossen bleiben", erklärte der bildungspolitische Sprecher Christoph Degen. "Ohne ausreichend Waschbecken muss die Schule zu bleiben."

Auch Vertreter der Eltern und der Lehrer forderten mehr und konkrete Informationen vom Ministerium. Es gebe noch keine Checkliste, kritisierte der Vorstandsvorsitzende des Landeselternbeirates, Korhan Ekinci. Der stellvertretende Landesvorsitzende der Lehrergewerkschaft GEW, Tony Schwarz, sagte, an vielen Schulen könnten die Hygienevorgaben wegen mangelnder sanitärer Ausstattung nicht erfüllt werden - etwa weil es kein warmes Wasser gibt. Es seien auch schon Schüler gebeten worden, selbst Seife mitzubringen.

KIRCHEN-SOLIDARITÄT ZU CORONA-ZEITEN

Anlässlich des Fastenmonats Ramadan und wegen der Corona-Krise wenden sich die evangelischen Kirchen mit einem Schreiben an islamische Vertreter. Auch wenn man auf Grund der Ausnahmesituation die Verbundenheit nicht sichtbar zum Ausdruck bringen könne, so sei man "doch im Geist und mit unseren Gebeten bei Ihnen und den muslimischen Gemeinden", erklärten Beate Hofmann, Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, und Volker Jung, Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. In diesem Jahr beginnt der Ramadan am 23. April und dauert bis 22. Mai.

In dem Brief erklären die Geistlichen, dass die Begrenzungen der Religionsausübung wegen des Coronavirus ein Schock für alle Glaubensgemeinschaften gewesen seien. Die erzwungene körperliche Distanz erzeuge aber eine andere Form der Nähe.

KURZARBEIT WEGEN CORONA

Fast die Hälfte der Unternehmen in der hessischen Metall- und Elektroindustrie hat nach Angaben des Arbeitgeberverbandes in der Corona-Krise bereits Kurzarbeit eingeführt. Wie Hessenmetall mitteilte, nutzen 46,6 Prozent der Firmen diese Möglichkeit, im Schnitt für 65 Prozent der Belegschaft. Anfang April waren den Berechnungen zufolge damit etwa 64 000 von insgesamt 210 000 Beschäftigten der Branche in Kurzarbeit. In den kommenden drei Wochen planen Hessenmetall zufolge weitere 24,7 Prozent der Unternehmen Kurzarbeit anzumelden.

CORONA UND DER DINO

Eigentlich sollte "Edmonds Urzeitreich" schon seit rund drei Wochen Besuchern des Frankfurter Senckenberg-Museums einen Einblick in die Arbeit an einer fossilen Grabungsstelle ermöglichen. Das nach Museumsangaben weltweit einmalige Projekt ist momentan wegen der Corona-Maßnahmen wie das gesamte Museum geschlossen. Für die Ausstellung wurde ein etwa 20 Quadratmeter großer Gesteinsblock voller Dinosaurier-Knochen auf dem Seeweg aus den USA nach Frankfurt verschifft. Das aus der Lance-Formation in Wyoming geborgene "Bonebed" ist reich an Knochen von Edmontosaurus und weiteren Fossilien.

Die Präparatoren, die vor den Augen der Besucher die Fossilien aus dem Gesteinsblock freilegen und für weitere wissenschaftliche Analysen vorbereiten, sind allerdings auch ohne Zuschauer auf der Tribüne eines hölzernen Pavillons bereits bei der Arbeit.

MAHNENDE WORTE VOM EX-TORSCHÜTZENKÖNIG

Der frühere Bundesliga-Torschützenkönig Dieter Müller ist überzeugt davon, dass die Proficlubs die Corona-Krise überstehen. "Ich sehe es kritisch, dass die Erst- und Zweitligisten so viel klagen. Sie werden alle überleben. Zur Not schafft die DFL einen Soli. Sie wird die Vereine schon auffangen", sagte der 66-Jährige in einem Interview der Zeitungen der VRM-Gruppe. Gleichzeitig prophezeite der Ex-Nationalstürmer: "Die Clubs in den Ligen darunter werden Probleme kriegen. Manche sogar sehr große."

Müller kann nachvollziehen, welche Bedeutung Geisterspiele für die Vereine in der finanziellen Not haben. Er selbst sei aber kein Fan davon: "Ich habe mir kurz vor den Kontaktbeschränkungen drei solche Begegnungen angeschaut. Irgendwann hat es mir keinen Spaß mehr gemacht, dann habe ich sie lieber im Radio angehört. Ich würde mir lieber ein B-Klassen-Spiel mit 50 Zuschauern als eins in der Bundesliga mit gar keinen ansehen. Da ist wenigstens Stimmung."

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