Tourismus - Wiesbaden:Mehr Tourismus wegen Corona-Krise in Hessen: 9915 Infizierte

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Wiesbaden (dpa/lhe) - Hessen erwartet aufgrund der Corona-Krise mehr Urlauber im Land. "Ich rechne damit, dass viele Hessen hier bleiben, in der Region Urlaub machen, seien es Tagesausflüge oder Kurztrips", sagte Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) in Wiesbaden der Deutschen Presse-Agentur. "Auch viele Menschen aus anderen Bundesländern werden innerhalb Deutschlands nach neuen Zielen suchen." Denn momentan sei noch unsicher, in welcher Form Urlaub im Ausland möglich sei. Viele Menschen seien angesichts der anhaltenden Coronavirus-Pandemie vorsichtig und zurückhaltend.

Ein Schub für den Hessen-Tourismus könne der Gastronomie und Hotellerie wieder auf die Beine helfen, sagte Al-Wazir. Er betonte: Man wolle gemeinsam mit der Tourismuswirtschaft alles versuchen, um diesen Sommer in Hessen zu einem Erfolg zu machen. Der wochenlange Betriebsstopp habe ihm als Wirtschaftsminister Sorgen bereitet. Die Branche sei "hart getroffen" worden. In Hessen sind touristische Übernachtungen seit dem 15. Mai wieder möglich.

WEITERE INFEKTIONEN NACH GOTTESDIENST

Nach einem Gottesdienst einer Freikirche in Frankfurt am 10. Mai sind bis Donnerstag 200 Menschen aus dem Umfeld der Gemeinde positiv auf Covid-19 getestet worden. Von ihnen wohnten 57 in Frankfurt, die übrigen lebten in sieben umliegenden Landkreisen, sagte eine Sprecherin des Frankfurter Gesundheitsdezernats. Derzeit würden neun Menschen in Krankenhäusern stationär behandelt, in einem Fall intensivmedizinisch. Am vergangenen Wochenende waren die Infektionen in der Evangeliums-Christen-Baptisten-Gemeinde bekannt geworden.

LUFTHANSA-RETTUNG VERSCHOBEN

Die Bundesregierung rechnet bei den Verhandlungen mit der EU-Kommission über das Lufthansa-Rettungspaket nach dpa-Informationen erst nach Pfingsten mit einem Ergebnis. Der Bund und das Unternehmen hatten eine Einigung erzielt. Die Genehmigung aus Brüssel zu den geplanten Staatshilfen im Umfang von neun Milliarden Euro steht aber noch aus. Der Aufsichtsrat der Lufthansa hatte am Mittwoch die Entscheidung zur Annahme des staatlichen Rettungspakets vertagt. Als Grund nannte das Unternehmen mögliche Auflagen der EU-Kommission, die bei einer Staatshilfe die Start- und Landerechte an verschiedenen Flughäfen überprüfen könnte.

KEINE ANLASSLOSEN TESTS IN ALTENHEIMEN

Hessen lehnt Corona-Reihentests ohne konkreten Anlass in Altenheimen nach wie vor ab. "Wir werden mehr testen, aber mit Sinn und Verstand", sagte Sozialminister Kai Klose (Grüne) am Donnerstag im Landtag in Wiesbaden. Ein solcher Reihentest liefere nur eine Momentaufnahme - bereits wenige Tage später könnte ein negativ getesteter Mensch schon positiv sein. Mit Ausnahme des Saarlandes mache kein Bundesland solche Untersuchungen. Die SPD-Fraktion forderte dagegen Corona-Reihentests in Pflege- und Gesundheitseinrichtungen.

HILFEN FÜR VEREINE

Hunderte von der Corona-Krise gebeutelte Vereine in Hessen hoffen auf finanzielle Hilfe durch das Land. Es seien rund 600 Anträge zur Vereinshilfe in den verschiedenen Ressorts der Landesregierung eingereicht worden, sagte ein Sprecher des Innenministeriums in Wiesbaden. Gemeinnützige und auf ehrenamtlicher Basis geführte Vereine können seit dem 1. Mai Hilfen von bis zu 10 000 Euro des Programms "Weiterführung der Vereins- und Kulturarbeit" beantragen. Laut Innenministerium befinden sich 423 Anträge derzeit noch in der Bearbeitung. 139 Eingaben wurden bereits geprüft und 69 bewilligt. "Bisher wurden Mittel in Höhe von mehr als 350 000 Euro ausgezahlt", sagte der Sprecher.

ERLEICHTERUNG FÜR GASTRONOMIE

Der Hotel- und Gaststättenverband hat das Ende der umstrittenen Fünf-Quadratmeter-Regel in Hessen begrüßt. "Wir sind sehr erleichtert, dass dieses Hemmnis von der Gastronomie genommen ist", sagte Dehoga-Hauptgeschäftsführer Julius Wagner am Donnerstag in Wiesbaden. Die Landesregierung habe schnell reagiert. Die Lange bleibe aber prekär, da die Kapazitäten im Gastgewerbe durch die weiterhin geltenden Abstandsregelungen noch immer "stark reduziert" seien. Die strenge Vorgabe, wonach in Restaurants, Cafés und Kneipen nur ein Gast pro fünf Quadratmeter Fläche erlaubt ist, war am Dienstag gestrichen worden.

AUSWIRKUNG AUF HAUSHALTE

Finanzminister Michael Boddenberg (CDU) erwartet eine noch lange mehrjährige Durststrecke, bis die öffentlichen Haushalte in Hessen die finanziellen Folgen der Corona-Krise verdaut haben. Sein Vorgänger Thomas Schäfer (CDU) habe bei der Einbringung des ersten Nachtragshaushaltes im Landtag von einer Jahrhundertaufgabe gesprochen, sagte der Finanzminister am Donnerstag im Wiesbadener Parlament. "Ich würde so weit nicht gehen, dass es uns hundert Jahre beschäftigen wird." Aber auch die Prognose des Nachbarlandes Nordrhein-Westfalen, in der von einem Zeitraum von 50 Jahren gesprochen werde, zeige die finanzielle Größenordnung und zeitliche Dauer, erklärte Boddenberg.

INFEKTIONSZAHLEN

Die Zahl der bestätigten Infektionen durch das Coronavirus hat sich in Hessen um 55 erhöht. Das entspricht fast genau dem Niveau des Vortags. Demnach gab es am Donnerstag (Stand 14.00 Uhr) 9915 Fälle, wie das Sozialministerium in Wiesbaden erklärte. Die Zahl der Todesfälle, die in Verbindung mit Covid-19 gebracht wird, liegt nun bei 471, fünf Fälle mehr als am Mittwoch. In der Statistik des Ministeriums werden nur Fälle erfasst, die von den Kommunen bis zu einem bestimmten Zeitpunkt in eine Datenbank eingegeben wurden. Die Angaben können nachträglich nach unten oder nach oben korrigiert werden, etwa wenn Fälle nachgemeldet werden.

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