Gesundheit - Schwerin:Zwei Männer sterben an Covid-19: Mehr Kontrollen über Ostern

Corona
Das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 unter dem Elektronenmikroskop. Foto: Uncredited/NIAID-RML/AP/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Rostock (dpa/mv) - In Mecklenburg-Vorpommern sind zwei weitere Menschen im Zusammenhang mit einer Coronavirus-Infektion gestorben. Wie das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lagus) am Dienstag berichtete, starb in Nordwestmecklenburg ein 60-jähriger Mann mit verschiedenen schweren Vorerkrankungen. In der Mecklenburgischen Seenplatte starb ein 77-Jähriger in Zusammenhang mit Covid-19. Er litt den Angaben zufolge unter schwersten Vorerkrankungen. Damit gibt es im Land drei Tote im Zusammenhang mit einer Infektion mit dem Sars-CoV-2-Virus.

Die Zahl der mit dem neuartigen Coronavirus infizierten Menschen ist in Mecklenburg-Vorpommern am Dienstag im Vergleich zum Vortag um 46 auf nunmehr 412 gestiegen, wie das Gesundheitsministerium mitteilte. Die meisten Neuinfektionen meldeten die Landkreise Mecklenburgische Seenplatte mit elf und Vorpommern-Greifswald mit zehn Fällen.   

Die vom Land geforderte Meldung von Covid-19-Infizierten in Mecklenburg-Vorpommern an die Polizei stößt bei einigen Kommunen auf Widerstand. So kommen die Gesundheitsämter in Rostock und im Landkreis Vorpommern-Rügen der Forderung von Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) nicht nach, täglich eine aktualisierte Liste von Infizierten an die beiden Polizeipräsidien zu übermitteln. Sie machen in erster Linie den Datenschutz geltend. Der Landkreistag hat sich noch keine abschließende Meinung gebildet, wie Geschäftsführer Matthias Köpp der Deutschen Presse-Agentur sagte. "Man muss abwägen zwischen dem Schutz der positiv Getesteten und dem möglichen Schutz Anderer." Die gewünschte Meldung könne auch dazu führen, dass man sich in falscher Sicherheit wiege. Niemand sei gezwungen, sich auf Covid-19 testen zu lassen, wenn er meine, er sei infiziert.  

Innenminister Lorenz Caffier (CDU) kündigte zur Einhaltung der Corona-Kontaktverbote über Ostern verstärkte Kontrollen an. Es könne sie an den Zufahrtsstraßen geben. Gegebenenfalls würden auch Nebenwohnungen kontrolliert, sagte er in einem Leserforum der "Ostsee-Zeitung", das bei Facebook live übertragen wurde. Hintergrund sind Befürchtungen, dass es zu vielen Verwandtenbesuchen kommt und damit das Virus weiter verbreitet werden könnte. "Verschiebt Eure Besuche auf nach Corona", appellierte Caffier.

Bisher wurden laut Innenministerium rund 110 Strafanzeigen wegen Verstößen gegen die Kontaktverbote aufgenommen (18. bis 30. März). Die beiden Polizeipräsidien im Land ermitteln in mehr als 70 Fällen wegen angeblich vermieteter Ferienwohnungen.

Hiddensees Bürgermeister Thomas Gens will wegen des Virus die Insel für Besucher weitgehend sperren. "Wir wollen eine Nutzungseinschränkung für die Häfen", sagte er. In einem ersten Anlauf war er mit einer selbst erlassenen Anordnung gescheitert. Seine Anordnung vom 21. März hob der Landkreis Vorpommern-Rügen nach zwei Tagen auf. Das Verwaltungsgericht Greifswald gab dem Kreis Recht. Am Dienstag bat er die Vorsteherin des Amtes West-Rügen, Sibylle Görs, um den Erlass einer entsprechenden Anordnung. Sie könne die notwendigen Schutzmaßnahmen treffen, soweit es zur Verhinderung der Verbreitung übertragbarer Krankheiten erforderlich ist. "Wir wollen uns keine Infektionsbrücken organisieren", sagte Gens. Auf der Insel lebten viele ältere Menschen, aber es gebe nur einen Notarzt. Müsse er einen Kranken an Land begleiten, sei er drei Stunden weg.

In der Wirtschaft hat die Corona-Krise zu einem enormen Anstieg von Kurzarbeit in Mecklenburg-Vorpommern geführt. Die Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit geht von rund 11 500 Unternehmen aus, die bislang Kurzarbeit angemeldet haben. Eine genaue Zahl könne sie noch nicht nennen, sagte Chefin Margit Haupt-Koopmann. Stimmt die Zahl der Kurzarbeitsanzeigen etwa, wäre jedes sechste Unternehmen im Land betroffen. Laut Statistischem Landesamt gab es in Mecklenburg-Vorpommern 2017 knapp 70 000 Betriebe.

Die Landesregierung beschloss am Dienstag Finanzhilfen in der Krise für Unternehmen mit 50 bis 249 Beschäftigten. Betriebe mit 50 bis 100 Mitarbeitern können eine nicht rückzahlbare Soforthilfe von 60 000 Euro beantragen, wie Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) sagte. Darauf habe sich die Landesregierung in einer Telefonkonferenz geeinigt. Anträge könnten ab Mittwoch beim Landesförderinstitut gestellt werden. Dafür stelle das Land 36 Millionen Euro aus dem "MV-Schutzfonds" bereit.

Zur Kompensation Corona-bedingter Einnahmeausfälle hat die Landesregierung bislang rund 10,5 Millionen Euro an Antragssteller ausgezahlt. 1015 Anträge seien vom Landesförderinstitut bewilligt worden, teilte das Wirtschaftsministerium auf Anfrage mit. Rund 20 000 Anträge seien bislang eingegangen. Der Antrag für das Hilfsprogramm sei landesweit etwa 128 000 Mal heruntergeladen worden.

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