Gesundheit - Schwerin:Mehr Psychotherapeuten: Wartezeiten auf dem Land weiter hoch

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Ein Schild weist auf eine Praxis für Psychotherapie hin. Foto: Jens Wolf/zb/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Schwerin (dpa/mv) - In Mecklenburg-Vorpommern hat sich die Zahl der Psychotherapeuten seit 2013 fast verdoppelt. Doch obwohl inzwischen mehr als 400 dieser Fachleute im Land tätig seien, müssten Patienten vielfach noch immer über Monate auf einen Behandlungstermin warten, konstatierte der Landesgeschäftsführer der Krankenkasse Barmer, Henning Kutzbach, am Dienstag in Schwerin. Lücken im Netz der Therapiepraxen gebe es vor allem im ländlichen Raum. Deshalb appellierte Kutzbach an Landesregierung und Ärzteverbände, die Ansiedlung von Therapeuten in schlecht versorgten Regionen ähnlich zu fördern, wie die von Landärzten.

"Der ländliche Raum muss attraktiver gemacht werden", mahnte Kutzbach. Nach seinen Worten kommen im bundesweiten Durchschnitt 39 Psychotherapeuten auf 100 000 Einwohner. In Mecklenburg-Vorpommern liege die Quote bei 25. Dabei reiche die Spanne von 32 je 100 000 in Rostock bis unter 15 in den Landkreisen. Kutzbach regte an, Psychotherapie-Plätze in Medizinische Versorgungszentren zu integrieren, um dort regelmäßige Sprechstunden zu ermöglichen.

Zwar habe sich die psychotherapeutische Versorgung in den neuen Bundesländern seit 1990 grundlegend verbessert, doch sei der Weg zu einer bedarfsgerechten Betreuung noch sehr weit, sagte der Präsident der Ostdeutschen Psychotherapeutenkammer, Gregor Peikert. Neue Wege wie Gruppentherapien oder Online-Therapien könnten allerdings helfen, den Rückstand aufzuholen. Online-Angebote hätten gerade durch die Corona-Krise einen Aufschwung genommen, Hürden seien abgebaut worden. "Doch wird das Gespräch in der Video-Konferenz nur eine Ergänzung sein und den direkten Kontakt nicht ersetzen können", betonte Peikert.

Wie Barmer-Geschäftsführer Kutzbach unter Berufung auf den jüngsten Arztreport der Krankenkasse sagte, suchten im Jahr 2018 im Nordosten etwa 48 000 Menschen einen Psychotherapeuten auf. Von 2016 bis 2018 sei die Zahl der Kontakte somit um 20 Prozent gestiegen. Der Anteil der Frauen liege dabei um die Hälfte höher als der der Männer. Laut Peikert treten Krankheitsbilder wie etwa Depressionen bei Frauen öfter auf, während Männer häufiger unter den Folgen von Suchterkrankungen litten, sich aber oft erst spät für eine Therapie entschieden.

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