Gesundheit - Schwerin:Auslaufmodell Corona-Impfzentren: Schließungen angekündigt

Gesundheit - Schwerin: Eine Mitarbeiterin eines Impfzentrums impft einen Mann gegen Corona. Foto: Sven Hoppe/dpa/Symbolbild
Eine Mitarbeiterin eines Impfzentrums impft einen Mann gegen Corona. Foto: Sven Hoppe/dpa/Symbolbild (Foto: dpa)

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Schwerin (dpa/mv) - Die staatlichen Impfzentren in Mecklenburg-Vorpommern werden in wenigen Wochen geschlossen. Damit reagieren Land, Kreise und Kommunen auf die anhaltend niedrige Impfnachfrage und die mit Beginn des neuen Jahres beendete Mitfinanzierung durch den Bund. Voraussichtlich bis Ende Februar wird es noch Impfangebote in den landesweit acht Impfzentren und ihren Außenstellen geben.

Wie das Gesundheitsministerium auf Anfrage mitteilte, soll bis spätestens Ende April die Covid-Impfkampagne im Nordosten vollständig in die Verantwortung der niedergelassenen Ärzte übergehen. Deren Verbände hatten mehrfach betont, dass Haus- und Fachärzte die Impfungen vollständig sicherstellen können.

Während zu Beginn der jüngsten Infektionswelle Anfang Oktober noch etwa 7000 Spritzen wöchentlich durch Mitarbeiter der Impfzentren verabreicht wurden, waren es laut Ministerium in der ersten Januarwoche nur noch 1330. Nach Einschätzung von Gesundheitsministerin Stefanie Drese (SPD) ist mittlerweile ein Wendepunkt in der Corona-Pandemie erreicht. Dies habe auch eine Neuausrichtung der Impfkampagne zur Folge. Der Landkreis Mecklenburgische Seenplatte hatte bereits angekündigt, seine Corona-Impfangebote weiter einzuschränken und diese ab März ganz aufzugeben.

Ähnliches plant Schwerin. Oberbürgermeister Rico Badenschier (SPD) kündigte am Dienstag an, dass die Landeshauptstadt ihren Impfstützpunkt an der Einkaufspassage Schlosspark-Centers zum 28. Februar schließt. Die Einrichtung habe Großartiges geleistet, die Impfteams des öffentlichen Gesundheitsdienstes hätten seit Dezember 2020 knapp 123.000 Covid-19-Impfungen vorgenommen.

"Nun sind die Grundimmunisierung und die Booster-Impfungen soweit abgeschlossen, dass die Hausärzte die Betreuung wieder vollständig übernehmen können", konstatierte Badenschier. Nach seinen Angaben waren im Dezember 2022 im Impfstützpunkt nur noch 235 Impfungen verabreicht worden, im Dezember 2021 seien es fast 14.600 gewesen. Das Schweriner Impfzentrum öffnet derzeit nur einmal pro Woche, in den Landkreisen werden noch bis zu drei Mal pro Woche Impftermine angeboten.

Drese betonte erneut die Bedeutung der Impfungen. "Neben den Schutzmaßnahmen hat vor allem die ausgewogene Impfkampagne von Bund und Ländern seit Ende Dezember 2020 durch die Verfügbarkeit der ersten Impfstoffe einen entscheidenden Beitrag zur Abmilderung der Corona-Pandemie und zum Übergang in die Endemie beigetragen. Allein bei uns in Mecklenburg-Vorpommern wurden über 3,5 Millionen Impfdosen in gemeinsamer Verantwortung von niedergelassenen Ärzten und Impfzentren verimpft", teilte Drese mit.

In der Vorwoche hatte sie als Konsequenz aus den sinkenden Fallzahlen und dem spürbaren Rückgang schwerer Corona-Krankheitsverläufe das Ende der Maskenpflicht im Nahverkehr angekündigt. Wie in Fernzügen muss auch in Regionalbahnen, Straßenbahnen und Bussen vom 2. Februar an keine Schutzmaske mehr getragen werden. Die Landesregierung änderte dafür auf ihrer Sitzung am Dienstag die Corona-Verordnung.

Die Impfzentren hatten Anfang 2021 ihre Arbeit aufgenommen, um möglichst schnell eine große Anzahl von Menschen impfen zu können. Dazu wurden landesweit große Hallen angemietet und zusätzliches Personal eingestellt. Bei einer landesweiten Impfwoche im Dezember 2021 waren etwa 120.000 Impfdosen verabreicht worden. Zuletzt hatte die Landesregierung noch einmal zwölf Millionen Euro aus dem MV-Schutzfonds bereitgestellt, um den Weiterbetrieb der Impfzentren zu finanzieren.

Der AfD-Landtagsabgeordnete Thomas de Jesus Fernandes erneuerte die Kritik seiner Partei an der zusätzlichen Mittelbereitstellung. "Die Verlängerung der Impfkampagne in den sechs Landkreisen und (zwei) kreisfreien Städten für satte zwölf Millionen Euro nach dem 31. August vergangenen Jahres hätte es nicht mehr geben dürfen. Es war frühzeitig klar, dass das Angebot nur sehr spärlich genutzt werden würde", sagte er. Die zuletzt sehr geringe Nachfrage nach Auffrischungsimpfungen stehe in keinem Verhältnis zu den Kosten. In den Praxen der niedergelassenen Hausärzte habe zudem genügend Impfstoff bereitgestanden.

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts haben in Mecklenburg-Vorpommern bislang 74,7 Prozent der Menschen zwei Impfungen erhalten. Die Quote der ersten Auffrischungs-Impfung beträgt demnach 60,2 Prozent. Eine zweite Auffrischung haben im Nordosten bisher 13,1 Prozent der Menschen erhalten.

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen ist in Mecklenburg-Vorpommern zuletzt wieder spürbar gesunken. Die Sieben-Tage-Inzidenz, die Ende Oktober noch bei etwa 700 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner pro Woche gelegen hatte, sank auf nun etwa 100. Allerdings liefern die Daten nur ein sehr unvollständiges Bild der Infektionslage, da sich bei weitem nicht alle Infizierte einem PCR-Test unterziehen. Nur positive PCR-Tests zählen in der Statistik.

© dpa-infocom, dpa:230117-99-245440/3

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