St. Ingbert/Mannheim (dpa/lrs) - Mit Livekonzerten im Internet überbrückt der saarländische Rockgitarrist Christof Brill die Zeit ohne Gastspiele wegen der Corona-Krise. Der 53-Jährige tritt mit Musikerkollegen jedes Wochenende im Mannheimer Kulturzentrum Capitol auf. Das Konzert ohne Zuschauer wird via Facebook und YouTube übertragen. Hunderte schauen zu und kommentieren in Echtzeit. Das Wichtigste dabei: Abstand halten. Die Künstler stehen zwar gemeinsam auf einer Bühne, halten aber Distanz. Eine ungewöhnliche Situation, meint Brill.
"Man kann seine lieben Kolleginnen und Kollegen, mit denen man zum Teil 20 Jahre auf der Bühne steht, nicht einmal knuddeln", sagt er. Und wenn die Musiker nach einem Lied Applaus hören wollten, müssten sie das wortwörtlich selbst in die Hand nehmen. "Wir helfen uns fast immer beim Ein- und Ausladen und Instrumente schleppen. Aktuell ist es aber tabu, etwas anderes anzupacken als sein eigenes Zeug."
Brill leitet im Saarland eine Musikschule, die momentan wegen der Krise geschlossen ist. "Wir halten einen Großteil unseres Betriebs durch Online-Unterricht aufrecht", erzählt er. "Die positive Rückmeldung von Eltern war regelrecht rührend. Viele sind glücklich, dass der Unterricht ein wenig Normalität in dieser schwierigen Phase aufrechterhält." Manche seien nach anfänglichem Misstrauen überrascht, wie qualitativ der Unterricht gestaltet werden könne.
Dass nach der Krise mehr Menschlichkeit spürbar wird, darauf hofft Brill. "Wenn selbstverständliche Dinge auf einmal fehlen, werden viele Menschen sicher wieder ein Stück weit bewusster leben", sagt er. Zweifel habe er aber. "Wie lange das anhält, werden wir sehen."