Gesundheit - Saarbrücken:Wegen höherer Inzidenz weitet Saarland Testpflicht aus

Corona
Eine Mitarbeiterin eines Corona-Schnelltestzentrums hält einen Corona-Schnelltest mit negativem Ergebnis in der Hand. Foto: Thomas Frey/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Saarbrücken (dpa/lrs) - Eine knappe Woche nach dem Start des umstrittenen Öffnungsmodells im Saarland ist wegen gestiegener Infektionszahlen nachgeschärft worden: Seit Montag gilt eine erweiterte Testpflicht, nachdem die Sieben-Tage-Inzidenz drei Tage in Folge über 100 gelegen hatte. Heißt konkret: Nun müssen auch Kunden im Einzelhandel, bei Friseuren oder bei Kosmetikern ein negatives Schnelltest-Ergebnis vorlegen, das nicht älter als 24 Stunden sein darf. Ausgenommen sind nur Läden des täglichen Bedarfs wie Supermärkte sowie Banken oder medizinische Behandlungen.

Damit ist im bundesweit beachteten "Saarland-Modell" die Ampel auf Gelb gesprungen. "Wenn das Infektionsgeschehen nicht unter Kontrolle bleibt und dem Gesundheitssystem eine Überlastung droht, werden wir, ohne zu zögern auf Stufe Rot stellen und die Notbremse ziehen", teilte die saarländische Gesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU) nach dem Beschluss der Landesregierung vom Sonntagabend mit. Dann würden Öffnungen kassiert - es folgt ein Lockdown.

Das Saarland-Modell könnte aber auch mit der geplanten bundeseinheitlichen Notbremse für Landkreise ab einer Inzidenz von 100 ausgebremst werden. Lockerungen müssten dann zurückgedreht werden, nächtliche Ausgangsbeschränkungen sind im Gespräch. Am Sonntag lag im Saarland in vier von sechs Kreisen die Inzidenz über 100. Die landesweite Inzidenz, also die Neuinfektionen je 100 000 Einwohner innerhalb der vergangenen 7 Tage, betrug 121,1.

Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) hatte Ende vergangener Woche mit Blick auf eine Verschärfung des Infektionsschutzgesetzes von "Entscheidungsspielräumen" für die Länder gesprochen. Er nehme die sogenannte Notbremse ernst: Sie werde im Saarland unter Berücksichtigung des R-Werts und der Lage in den Krankenhäusern greifen, wenn sich die Situation verschärfe.

Seit Dienstag läuft im Saarland nahe der französischen Grenze ein Corona-Modellprojekt, das auf Öffnungen auf der Basis von Schnelltests setzt. Neben der Außengastronomie durften unter anderem auch Fitnessstudios und Theater wieder öffnen - für jene, die einen tagesaktuellen negativen Test dabei haben. Mit dem Modell will die Landesregierung den Bürgern wieder mehr Freiheiten ermöglichen.

Dass die Kunden nun auch beim Friseur einen negativen Test dabei haben müssen, stößt bei der Landesinnung Friseure und Kosmetik Saarland auf Kritik. "Es ist nicht nur mehr Aufwand, mehr Arbeit, sondern auch eine zusätzliche Umsatzeinbuße", sagte Geschäftsführer Mirko Karkowsky in Saarbrücken. Es hätten "reihenweise" Kunden Termine abgesagt, unter anderem weil ihnen der Aufwand eines Tests zu hoch sei. Dies sei für die Branche, in der derzeit noch etliche Betriebe um Überleben kämpften, "katastrophal".

In den Geschäften des Einzelhandels versuche man mit der Testpflicht konstruktiv umzugehen, sagte der Vorsitzende des Vereins für Handel und Gewerbe Saarbrücken, Michael Genth. "Bisher haben wir gezählt, wie viele Kunden reingekommen sind. Jetzt brauchen die Kunden noch einen Test dazu." Man solle das Shoppen "als Belohnung" für einen negativen Test sehen. Sinnvoll sei es, mehr zu digitalisieren - sodass die Kunden ihr Ergebnis aufs Smartphone bekämen.

Das an das Saarland angrenzende französische Gebiet Moselle gilt seit dem 2. März laut Robert Koch-Institut als Virusvariantengebiet: Einreisende müssen einen negativen Corona-Test vorweisen, der nicht älter als 48 Stunden ist. Ein Schnelltest ist ausreichend. Dies gilt auch für Pendler. Im Gebiet Moselle hatte die Sieben-Tage-Inzidenz Ende vergangener Woche bei 255 gelegen. Das Saarland hatte 81 900 zusätzliche Impfdosen aus dem EU-Kontingent für Grenzregionen bekommen.

© dpa-infocom, dpa:210412-99-173146/3

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