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Gesundheit - Saarbrücken:Im Saarland gilt ab Samstag Ausgangsbeschränkung

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Saarbrücken (dpa/lrs) - Im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie hat das Saarland eine Ausgangsbeschränkung verfügt. Ab Samstag 00.00 Uhr dürfe man die eigene Wohnung nur noch verlassen, wenn man dafür einen triftigen Grund habe, kündigte der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) am Freitag in Saarbrücken an. Dazu gehöre der Weg zu Arbeit, notwendige Einkäufe oder Arztbesuche. Auch "gemeinsame Spaziergänge etwa in der Familie mit Abstand zu anderen bleiben weiter möglich. Niemand wird eingesperrt", sagte er.

Möglich seien auch weiter Besuche bei Familienmitgliedern, Sport an der frischen Luft in Gruppen kleiner als fünf Personen, stille Einkehr in Kirchen - immer mit Abstand untereinander. Geschlossen würden aber alle Friseurbetriebe und die Restaurants für Gäste. Ein Abverkauf und die Lieferung von Speisen blieben weiter erlaubt. "Ich weiß, dass das hart ist. Das haben die wenigsten von uns jemals erlebt." Auch Bayern hatte am Freitag Ausgangsbeschränkungen und eine "grundlegende" Schließung der Gastronomie angekündigt.

Hans sagte, er hätte ein gemeinsames Vorgehen mit anderen Bundesländern für eine "einheitliche Lösung" bevorzugt. Das Saarland stehe aber an der Grenze zum ostfranzösischen Corona-Risikogebiet Grand Est "vor einer besonders schwierigen Herausforderung". Dort werden nach Angaben der regionalen Gesundheitsbehörde Ars derzeit 1169 Personen stationär wegen Corona behandelt, davon 300 auf Intensivstationen. Insgesamt gab es 93 Tote (Stand Donnerstag).

Hans sagte mit Blick auf das Saarland, es gebe "leider nach wie vor zu viele Menschen, die unsere Anordnungen nicht ernst nehmen". Auch wenige seien "zu viele, die mit Leben und Tod spielen". Deswegen müsse man jetzt konsequent alle schützen: "Wir können nicht länger warten, bis sich die Verläufe noch dramatischer entwickeln. Und wir können nicht hoffen, dass die Appelle, die wir an die Menschen richten, irgendwann einmal fruchten. Und wir können auch nicht länger zusehen, wie manche fahrlässig das Gemeinwohl aufs Spiel setzen."

Die Zahl der bestätigten Infektionen mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 ist im Saarland auf 255 (Stand 15 Uhr) gestiegen. Die Zahl der Infektionen klettere im Saarland innerhalb von einer Woche um das Neunfache, sagte Hans. Zudem gehe man von einer Dunkelziffer aus. "Wir nähern uns mit einer sehr hohen Geschwindigkeit dem Zustand, an dem unser Gesundheitssystem überlastet werden kann." Dies müsse "um jeden Preis verhindert werden".

Das Saarland werde die Einhaltung der Ausgangsbeschränkung kontrollieren, sagte Hans. Jeder, der sich außerhalb der eigenen vier Wände bewege, müsse nun glaubhaft belegen können, dass er für sich eine Ausnahme in Anspruch nehme. Nach dem Infektionsschutzgesetz seien Geldstrafen bis zu 25 000 Euro möglich. Nicht jeder Verstoß werde in dieser Höhe geahndet: "Aber das gibt einen Rahmen der zeigt, dass Verstöße durchaus mit empfindlichen Strafen geahndet werden."

Bereits seit Mittwoch sind viele Geschäfte im Saarland geschlossen, Lokale durften nur noch zu bestimmten Zeiten öffnen. Kinos, Museen, Sport- und Spielplätze sind ebenfalls dicht. Mitarbeiter der kommunalen Ordnungsbehörden überprüfen, ob die Regelungen eingehalten werden. Im nahe gelegenen Luxemburg erhöhte sich die Zahl der Corona-Infektionen auf 484 und fünf Todesfälle (Stand Freitag).

Man gehe davon aus, dass sich die Zahl der Coronavirus-Infektionen alle 2,2 bis 2,5 Tage verdoppele, sagte der Geschäftsführer der Saarländischen Krankenhausgesellschaft, Thomas Jakobs. "Das Schlimmste steht uns noch bevor." An den Saar-Kliniken würden derzeit vor allem Schutzmasken knapp. Es gebe "eine Reihe von Krankenhäusern, die nur noch Vorräte für vier, fünf, sechs Tage" hätten. "Wir warten dringend darauf, dass wir vom Bundesgesundheitsministerium die versprochenen Ausrüstungen, vor allem Schutzmasken, bekommen."

Am Freitag war bekannt geworden, dass die Bundeswehr im Saarland bei der Bewältigung der Corona-Krise hilft. Ein Antrag auf Einrichtung von Abstrich-Stationen in Bundeswehrkasernen sei "im Grunde nach genehmigt", sagte der Sprecher des Landeskommandos Saarland, Oberstleutnant Thomas Dillschneider, in Saarlouis. Aufgrund von Fragen der Abstimmung gehe er davon aus, dass die Maßnahmen nicht vor dem nächsten Montag (23. März) beginnen würden.

Konkret geht es um das Einrichten von drei oder vier Abstrichstationen und das anschließende Verbringen der Proben in ein Labor, sagte Dillschneider. Seiner Einschätzung nach kommen dabei grundsätzlich die Kasernen in Merzig, Lebach und Saarlouis infrage. "Wo wann und und in welcher Anzahl und in welchem Umfang was gemacht wird - das steht noch nicht fest."

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