Gesundheit - Saarbrücken:Experte fordert zügiges Handeln in zugespitzter Corona-Lage

Corona
Testsets mit Abstrichstäbchen liegen in einem Testzentrum für Corona-Verdachtsfälle. Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa/Symbolbild (Foto: dpa)

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Saarbrücken (dpa) - Angesichts rapide steigender Corona-Zahlen hat der Saarbrücker Pharmazie-Professor Thorsten Lehr ein zügiges Handeln der Politik gefordert. "Wir haben ehrlich gesagt nicht viel Zeit, zuzuschauen, wie wir auf die Klippe zurasen", sagte der Experte für Corona-Prognosen am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur in Saarbrücken. Ohne Änderungen sei das prognostizierte Szenario "relativ düster: Dann wären wir sicherlich Ende November soweit, dass wir eine Inzidenz von 400 erreichen könnten in Deutschland".

Am Dienstag hatte die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz, sprich die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche, einen neuen Höchstwert von 213,7 erreicht. "Dieses Inzidenz-Wachstum ist nicht lange tolerierbar", sagte Lehr. Im Gesundheitswesen gebe es schon "massive Anstiege". Gehe die Entwicklung so weiter, "dann werden wir Ende November über 4000 Patienten auf den Intensivstationen haben".

Dringend nötig seien nun "eingreifende Maßnahmen von den Landesregierungen", sagte Lehr. Er sprach sich flächendeckend für die Einführung von 2G-Regeln aus. Zutritt nur noch für Geimpfte und Genesene werde Risikokontakte vermeiden und die Impfbereitschaft von Unentschlossenen "garantiert" erhöhen. "Ich glaube, dass wir fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung noch einmal zum Impfen bewegen können." 2G funktioniere aber nur, wenn diese Regel auch kontrolliert werde.

Außerdem müsse die Bevölkerung "wieder zu mehr Eigenverantwortung aufgerufen werden", sagte der Experte. Eingesetzt werden müssten wieder die altbekannten Hygieneregeln Abstand, Hygiene, Alltagsmaske, Lüften und die Corona-Warn-App - plus Auffrischungsimpfungen für alle über 60-Jährigen. "Wir brauchen neben Maßnahmen aus der Politik auch die Bevölkerung, die mitmacht."

Es sei falsch zu glauben, "wir sind eigentlich schon über den Berg. Das ist überhaupt nicht der Fall". Im Gegenteil: "Wir haben noch mindestens drei bis vier Monate vor uns, in denen es relativ unangenehm wird", sagte Lehr. "Und da jetzt schon von befreiender Erlösungsstimmung zu sprechen, halte ich für gefährlich."

Die Situation in den Schulen sehe er besonders kritisch. Kinder unter zwölf Jahren könnten sich nicht gegen Corona impfen lassen - in manchen Regionen gebe es im schulischen Bereich bereits Inzidenzen "jenseits der 500er-Grenze". Daher sei er dafür, die Maskenpflicht in den Schulen wieder einzuführen. "Wir brauchen auch einen Schutz für die Kinder", sagte er.

© dpa-infocom, dpa:211109-99-925983/2

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