Gesundheit - Rudolstadt:28 Corona-Tote in Pflegeheim: Patientenschützer will Klärung

Corona
Blick auf das Pflegeheim "K&S Seniorenresidenz". Foto: Michael Reichel/dpa (Foto: dpa)

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Rudolstadt (dpa) - Nach dem Tod von 28 größtenteils ungeimpften Bewohnern eines Pflegeheims in Rudolstadt in Thüringen fordert die Deutsche Stiftung Patientenschutz eine Debatte über den Umgang mit Corona-Impfentscheidungen von Menschen, die unter Betreuung stehen. Eigentlich seien in solchen Fällen die behandelnden Ärzte in der Verantwortung, ein Betreuungsgericht anzurufen, um den Willen der Bewohner zu klären, sagte Vorstand Eugen Brysch der Deutschen Presse-Agentur. Das sei grundsätzlich nötig, wenn sich die Meinung von Arzt und Bevollmächtigten in Betreuungsfragen unterschieden. "Alles andere ist fahrlässig."

In Rudolstadt hatte der Landkreis berichtet, dass Angehörige der Bewohner teils von einer Corona-Impfung abgeraten hatten. Rund ein Drittel der über 140 Bewohner war demnach nicht geimpft. Nach Angaben des Heimbetreibers hatten alle 28 Gestorbenen einen Bevollmächtigten oder Betreuer. 22 von ihnen seien nicht vollständig geimpft gewesen. "Das ist die schwärzeste Zahl, die wir 2021 haben", sagte Brysch.

In anderen Fällen sei es gelebte Praxis, dass in Betreuungsfragen, in denen sich die Meinungen von Ärzten und Vormunden unterscheiden, ein Gericht angerufen werde, das binnen 24 Stunden entscheiden könne, sagte Brysch weiter. Nach Angaben des zuständigen Betreuungsgerichts in Rudolstadt waren weder von Bewohnern, Ärzten oder der Heimleitung selbst entsprechende Anträge eingegangen. Grundsätzlich sei das aber auch bei Impffragen möglich, erläuterte ein Sprecher.

Der Heimbetreiber teilte mit, dass es aus seiner Sicht keine Anhaltspunkte für eine nicht ordnungsgemäße Wahrnehmung der Betreuung gegeben habe. Warum eine Impfung abgelehnt werde, sei in der Regel nicht nachprüfbar.

Fälle wie in Rudolstadt werde es in Zukunft häufiger geben, sagte Brysch. Er vermute, dass das auch schon in anderen Heimen vorgekommen sei. Es müsse daher schnell und allgemein geklärt werden, wie damit umzugehen sei. Damit könne man nicht warten, bis eine allgemeine Impfpflicht eingeführt ist. "Wir sind mitten in einer Pandemie und haben heute 900 000 Pflegeheimbewohner, bei denen geklärt werden muss, wer Verantwortung trägt." Ein Nein des Betreuers oder Bevollmächtigten reiche nicht aus, es müsse der Willen des Patienten geklärt werden.

© dpa-infocom, dpa:211208-99-297691/2

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