Gesundheit - Potsdam:Müller und Kalayci machen vor dem Impfgipfel Druck

Berlin
Ein Mitarbeiter hält ein Teströhrchen in den Händen. Foto: Sven Hoppe/dpa/Symbolbild (Foto: dpa)

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Berlin (dpa/bb) - Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) hat seine Forderung nach einem kurzfristigen "nationalen Impfplan" in einem Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bekräftigt. Wenn man bis Ende September allen impfwilligen Personen in Deutschland ein Impfangebot machen wolle, bedürfe "es nun eines konkreten Fahrplans, um dieses Ziel zu erreichen", erklärte Müller in dem Schreiben, das der Deutschen Presse-Agentur vorlag. Zuvor hatten am Sonntag der "Spiegel" und die "Bild"-Zeitung berichtet.

Müller erklärte, nötig seien einerseits verlässliche und verbindliche Informationen zu den Impfstofflieferungen. Außerdem sei "sehr zeitnah" ein Überblick über die weitere Entwicklung beim Impfen in Deutschland erforderlich.

Angesichts erheblicher Kritik am schleppenden Impf-Beginn und der Produktionsprobleme bei einigen Herstellern will Merkel am Montag über die Lage beraten. An einer Videokonferenz sollen die Ministerpräsidenten der Länder, mehrere Bundesminister, Impfstoffhersteller sowie Vertreter der EU-Kommission teilnehmen, die für die gesamte EU Impfstoff bei verschiedenen Herstellern einkauft. Der Mangel an Impfstoff hatte zuletzt für Spannungen innerhalb der großen Koalition von Union und SPD geführt.

Müller ist Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz. In dem Brief an Merkel dringt er auf eine Übersicht, aus der die Möglichkeiten für eine Ausweitung der Produktionskapazitäten hervorgehen. "Es ist in der aktuellen Situation von entscheidender Bedeutung, dass wir alle verfügbaren Kapazitäten am Hochtechnologiestandort Deutschland und in der Europäischen Union mobilisieren, um die Impfstoffproduktion zu unterstützen", schreibt Müller. Dazu gehörten sowohl Lizenzproduktionen als auch die Ausweitung von Zulieferungen.

Am Samstag hatte die Berliner Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) die Bundesregierung dazu aufgerufen, für mehr Planungssicherheit bei der Lieferung von Corona-Impfstoffen zu sorgen. "Die Unsicherheit ist für die Länder zu groß. Es kommt tröpfchenweise an, und es ändert sich viel zu viel", sagte Kalayci der Deutschen Presse-Agentur. Sie sieht den Bund in der Pflicht, sich um sichere Lieferpläne zu kümmern. Beschlossen hätten die Gesundheitsminister der Länder am Samstag noch nichts, sie hätten sich auf den Montagabend nach dem nationalen Impfgipfel vertagt.

Was die Reihenfolge für Impfungen angeht, so warnt Kalayci davor, nun die Diskussion über das Bevorzugen bestimmter Berufsgruppen neu zu starten. "Ich rate dazu, an den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission festzuhalten. Als nächste Gruppe wären dann die chronisch Kranken zu berücksichtigen."

Die Kapazitäten der drei Berliner Impfzentren sollen trotz der Lieferengpässe nicht eingeschränkt werden. "Für die nächsten Wochen reicht der Impfstoff", sagte die Sprecherin der Impfzentren, Regina Kneiding, der dpa. Auf Wunsch der Senatsverwaltung werde die Öffnung des vierten Zentrums im Velodrom im Bezirk Pankow noch im Februar geplant. Derzeit gebe es in den Impfzentren täglich rund 3000 Impfungen, diese Größenordnung sei auch für die nahe Zukunft zu erwarten.

Auch bei Öffnungszeiten und der Zahl der Schichten, in denen Ärzte und Helfer in den Impfzentren arbeiten, seien keine Änderungen vorgesehen, sagte Kneiding. Das gilt genauso für die Zahl der Helferinnen und Helfer - etwa die vom Deutschen Roten Kreuz (DRK). "Wir bereiten uns weiterhin auf den Vollbetrieb vor."

Die Impfzentren in der Arena-Halle in Treptow, im Erika-Heß-Eisstadion im Wedding und unterm Funkturm auf dem Messegelände sind alle nicht voll ausgelastet. Dafür fehlt es an ausreichend Impfstoff.

© dpa-infocom, dpa:210129-99-220600/6

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