Gesundheit - Potsdam:Arbeiterwohlfahrt klagt über fehlende Schutzausrüstung

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Potsdam (dpa/bb) - Nach der Zunahme von Corona-Infektionen in Seniorenheimen in Brandenburg hat die Arbeiterwohlfahrt das Land und die Landkreise zu mehr Schutz vor dem Coronavirus aufgefordert. "In unseren Einrichtungen ist nach den vergangenen Lieferungen von Schutzausrüstungen an das Land nichts angekommen", sagte Awo-Geschäftsführerin Anne Baaske am Montag. Die Kreise lieferten bisher nur an Krankenhäuser, Rettungsdienste und Abstrichstellen. Dabei hätten die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege vor zwei Wochen einen Bedarf von rund einer Million Einheiten an Kitteln, Schutzmasken, Handschuhen und Desinfektionsmitteln an das Land gemeldet. Die Awo sei nicht nur für den Schutz der Patienten, sondern auch für die 24 000 Mitarbeiter in der Pflege verantwortlich.

PFLEGEHEIME: Im Evangelischen Zentrum für Altersmedizin in Potsdam habe es bei den gut 40 Bewohnern acht Verdachtsfälle gegeben, berichtete der Sprecher des St. Josefs-Krankenhauses, Benjamin Stengl, am Montag. Sie seien auf eine Isolierstation der Klinik verlegt worden. Drei der Betroffenen seien bereits positiv getestet worden. Der Landkreis Potsdam-Mittelmark hatte am Wochenende berichtet, dass in einem Seniorenheim in Werder/Havel 16 Bewohner positiv getestet worden seien.

SCHUTZMASKEN: Brandenburg hat Zehntausende neue Atemschutzmasken erhalten. Vom Bund seien rund 42 500 FFP2-Masken und 55 600 Stück Mund-Nasen-Schutz eingetroffen, teilte das Gesundheitsministerium mit. Dazu kämen fast 240 000 Paar Handschuhe, rund 3000 Mal Schutzkleidung und fast 1200 Liter Desinfektionsmittel. All dies soll an Kreise und kreisfreie Städte gehen. FFP2-Masken filtern die Luft vor dem Einatmen und sollen vor Neuansteckungen schützen.

Die Kassenärztliche Vereinigung verteilte rund 198 000 Schutzmasken an 3300 Arztpraxen - jede erhalte 10 FFP2-Masken und 50 OP-Masken mit Mund- und Nasenschutz. "Wir brauchen in den nächsten Wochen und Monaten Millionen dieser Masken", sagte ein Sprecher. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) Brandenburg verteilte nach eigenen Angaben 75 500 Schutzmasken an Kreisverbände und Rettungsdienste. Für die Liga der freien Wohlfahrtspflege seien 32 000 OP-Masken und 7200 FFP2-Masken beschafft worden.

INFIZIERTE: Die Zahl der offiziell gemeldeten Corona-Infizierten in Brandenburg stieg auf 1463 erhöht. Das teilte das Gesundheitsministerium mit (Stand 8.00 Uhr). Damit seien 59 Fälle innerhalb der vergangenen 24 Stunden hinzugekommen. Bisher starben 27 Menschen nach einer Infektion mit Covid-19. Laut Ministerium sind 195 Patienten in stationärer Behandlung, davon werden 26 künstlich beatmet. Die größte Zahl bestätigter Infizierter gibt es demnach mit Abstand in Potsdam mit 264 Fällen.

TOTE IN KLINIKEN: In Potsdam, dem Hotspot der Coronavirus-Fälle in Brandenburg, gibt es weitere Todesfälle. Im St. Josefs-Krankenhaus seien zwei Senioren, im Ernst von Bergmann-Klinikum sei eine Frau gestorben, teilte die Stadt mit. Im besonders stark betroffenen Ernst von Bergmann-Klinikum gab es bisher 15 Corona-Todesfälle, im St. Josefs-Krankenhaus fünf Todesfälle. Außerdem war ein aus London angereister Arzt in der vergangenen Woche in Potsdam in häuslicher Quarantäne gestorben. Nach einer Häufung von Infektionsfällen mit dem neuartigen Coronavirus am Bergmann-Klinikum hatte die Stadt einen Aufnahmestopp verhängt. Nur Notfälle werden noch aufgenommen.

PATIENTEN AUS ITALIEN: Die geplante Behandlung von vier schwerkranken Corona-Patienten aus Italien in Cottbus und Potsdam entfällt vorerst. Weil sich die Lage in Italien nach Angaben der Deutschen Botschaft in Rom leicht stabilisiert habe, sei die Verlegung von zwei Patienten in das Carl-Thiem-Klinikum zunächst abgesagt worden, teilte ein Sprecher der Stadt Cottbus mit. Das gilt auch für das Ernst von Bergmann-Klinikum. Ein Transport der Patienten sei im Moment nicht notwendig, sagte eine Sprecherin.

SOFORTHILFE: Die Nachfrage kleiner Unternehmen nach Soforthilfen ist ungebrochen. Bis Montagmorgen seien rund 64 000 Anträge eingegangen, sagte die Sprecherin der Investitionsbank Brandenburg (ILB), Ingrid Mattern. Die Zuschüsse sind für gewerbliche Unternehmen und Freiberufler mit bis zu 100 Beschäftigten vorgesehen. Je nach Zahl der Mitarbeiter gibt es zwischen 9000 und 60 000 Euro Soforthilfe. Nach der jüngsten Schätzung des Wirtschaftsministeriums lag das Volumen der Hilfen bei insgesamt rund 600 Millionen Euro. Der Topf ist aber nicht gedeckelt: Jeder, der einen korrekten Antrag stellt, soll laut Zusage von Ministerium und ILB Hilfen erhalten.

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