Gesundheit:Oben ohne

Männer mit Glatze sollten sich vor Hautkrebs schützen.

Von Werner Bartens

Nicht nur die Immobilienbranche und der Weinbau kennen Lagen, die von der Sonne verwöhnt sind. Auch am menschlichen Körper gibt es exponierte Stellen, die bevorzugt beschienen werden. "Sonnenterrassen wie Nase, Stirn, Oberlippen, Wangen oder eine Glatze sind zumeist vermehrter UV-Strahlung ausgesetzt", sagt Tilo Biedermann, Chefarzt der Universitätshautklinik der TU München. "Steigt die kumulative Sonneneinstrahlung an diesen Stellen, erhöht sich dort das Risiko für Hautkrebs." Männer mit Glatze, die ihre Kopfhaut nicht genügend schützen, erkranken deshalb auch häufiger an Tumoren oder an Vorstufen und Frühformen des Krebses.

Wenn in diesen Tagen nach einem langen Winter die Temperaturen auf bis zu 20 Grad steigen, heißt es schnell, die Frühlingssonne sei besonders tückisch. "Gefährlicher ist die Sonne jetzt nicht als im Sommer. Im Gegenteil, durch den flacheren Winkel im Frühjahr werden sogar mehr UV-Strahlen ausgefiltert", sagt Matthias Augustin, Chefarzt für Dermatologie an der Uniklinik Hamburg. "Das Licht trifft aber auf Menschen, die im Winter nicht viel in der Sonne waren und deren Pigmente sich zurückgebildet haben."

Die "untrainierte" helle Haut ist empfindlicher, und deshalb neigen die Menschen im Frühjahr eher zum Sonnenbrand. Dadurch werden wiederum Zellveränderungen angeregt, von denen manche bösartig sind, nicht mehr durch körpereigene Mechanismen repariert werden können und daher mittel- und langfristig zu Hautkrebs führen.

"Die beste Vorbeugung besteht in textilem Schutz und entsprechendem Verhalten, etwa die Sonne in der Mittagszeit zu meiden", sagt Augustin. "Der Sonnenschutz durch Creme und Spray kommt erst an dritter Stelle." Denn einerseits entfaltet die UV-Strahlung auch bei Lichtschutzfaktor 30 noch eine Restwirkung, andererseits tendieren Menschen dazu, sich eingeschmiert mit Sonnencreme länger der Sonne auszusetzen, was dann eben doch zu einer für die Haut gefährlichen Dosis führen kann.

Den medizinisch sinnvollen Rat, den kahler werdenden Kopf zu bedecken, scheinen Männer zunehmend zu berücksichtigen. Die Hutbranche hat gerade ein Umsatzplus von 1,4 Prozent für den heißen Sommer 2018 ausgewiesen. Modelle mit Sonnen- und UV-Schutz seien besonders gefragt gewesen, so die Sprecherin der Gemeinschaft Deutscher Hutfachgeschäfte. Hautarzt Augustin will solche Produkte zwar nicht als Werbegag bezeichnen, betont aber, dass selbst dünne Textilien gut vor UV-Strahlung schützen und entsprechend präparierte Stoffe "allenfalls in Äquatornähe oder bei Kindern, die ständig draußen sind" zusätzlich nützen.

Da Hautkrebs in den vergangenen Jahren immer häufiger geworden ist - etwa 20 000 Menschen erkranken jährlich an schwarzem Hautkrebs, mehr als 200 000 an weißem, der jedoch meist nicht so gefährlich ist -, kommt der Prävention große Bedeutung zu. "Wer häufig schwere Sonnenbrände in der Kindheit hatte, einen hellen Hauttyp, mehr als 50 oder einige atypische Muttermale hat, sollte sich gut schützen", sagt Dermatologe Biedermann. Ein Rat, der übrigens unabhängig von den Jahreszeiten und der Dichte des Kopfhaares gilt.

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