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Gesundheit - Mainz:Kontrollen an Ostern: 50 Corona-Tote in Rheinland-Pfalz

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Mainz (dpa/lrs) - Eiersuche auf Abstand und Gottesdienst nur im Fernsehen: Ostern wird in der Corona-Krise zur Herausforderung - für die Bevölkerung und für Ordnungshüter. Die Polizei will genau prüfen, ob die Beschränkungen am langen Feiertagswochenende eingehalten werden. Unterdessen ist die Kriminalität im Land in der Krise gesunken. Das hat mehrere Gründe. Die Tagesthemen im Überblick:

NEUE ZAHLEN - Seit dem ersten Auftreten der Corona-Pandemie sind in Rheinland-Pfalz 50 infizierte Menschen gestorben. Aus den Zahlen des Gesundheitsministeriums in Mainz vom Mittwoch geht hervor, dass sich die Zahl der Todesfälle damit innerhalb einer Woche verdoppelt hat. Die Zahl der bestätigten Corona-Infektionen in Rheinland-Pfalz ist langsamer gestiegen als die der Todesfälle, nämlich innerhalb einer Woche um 40 Prozent auf 4247. Die Steigerungsrate der bestätigten Infektionen innerhalb von 24 Stunden lag bei 4,8 Prozent.

DUNKELZIFFER: Viel wird über die Dunkelziffer an Infizierten spekuliert. Philipp Zanger, Referatsleiter in der Abteilung Humanmedizin am Landesuntersuchungsamt, erklärte in Mainz, es könnten Daten von Kreuzfahrtschiffen mit Ausbrüchen auf die Bevölkerung in Rheinland-Pfalz hochgerechnet werden. Dabei komme heraus, dass schätzungsweise zweieinhalb bis drei Mal so viele Menschen infiziert seien als offiziell gemeldet. Alt ist der mit dem Virus Sars-CoV-2 infizierte Rheinland-Pfälzer ihm zufolge im Schnitt 47,3 Jahre, bei den Todesfällen liege das Durchschnittsalter bei 79,7.

AUSSICHTEN: Der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, erwartet für Mitte kommender Woche die meisten Corona-Patienten in den Kliniken. Die Krankenhäuser sieht er gut gerüstet. Der Direktor der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Schmerztherapie und Notfallmedizin an der Mainzer Unimedizin, Christian Werner, sagte, zur Verfügung stünden derzeit rund 950 Intensiv-Beatmungsplätze, 400 davon seien frei. Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) betonte, noch sei der Wendepunkt der Pandemie nicht erreicht. Nach dem 19. April seien erste Lockerungen bei Beschränkungen denkbar, noch müsse aber abgewartet werden.

KONTROLLEN ANGEKÜNDIGT - Innenminister Roger Lewentz (SPD) hat an die Rheinland-Pfälzer appelliert, sich auch an den Osterfeiertagen an die Bestimmungen in der Corona-Krise zu halten. Die Polizei werde wie am vergangenen Wochenende wieder sehr präsent sein und im ganzen Land kontrollieren. Erneut seien rund 4000 Beamte im Dienst - 500 mehr als normal. Er gehe davon aus, dass sich die Bevölkerung so diszipliniert verhalte wie bisher. Am vergangenen Wochenende seien insgesamt 717 Ordnungswidrigkeiten und einige wenige Straftaten registriert worden.

GUTE ZWISCHENBILANZ - Zu Beginn der Osterferien am (morgigen) Gründonnerstag hat Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) eine positive Zwischenbilanz zu den Schulschließungen wegen der Corona-Pandemie gezogen. "In den letzten dreieinhalb Wochen haben unsere Schülerinnen und Schüler unter völlig neuen Bedingungen gelernt", sagte Hubig der Deutschen Presse-Agentur. "Ihre Eltern mussten Homeoffice und Kinderbetreuung unter einen Hut bekommen - die Situation war für alle neu und trotzdem haben alle gemeinsam sie gut gemeistert." Jetzt sei es an der Zeit, sich in den Ferien zu erholen, auch wenn das gemeinsame Feiern im größeren Familienrahmen ausfalle, keine Gottesdienstbesuche möglich seien und Urlaubsreisen ausfielen.

OSTERN IM TV - Österliche Versammlungen in den Gemeinden finden nicht statt - aber die Kirchen in Rheinland-Pfalz wollen auf andere Weise die christliche Auferstehungsbotschaft der Corona-Krise entgegensetzen. "Ostern fällt in diesem Jahr nicht aus", sagte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf. "Wir werden die Auferstehung feiern, aber es wird das seltsamste und traurigste Osterfest, das ich je erlebt habe." Zum ersten Mal in der Nachkriegsgeschichte müssten die Gottesdienste vor dem Fernseh- oder Computerbildschirm oder als Hausandacht gefeiert werden, meinte die Evangelische Kirche Pfalz.

KRIMINALITÄT ZURÜCKGEGANGEN - Weniger Wohnungseinbrüche, Körperverletzungen, Sachbeschädigungen und Diebstähle: Die Kriminalität ist in der Corona-Krise in Rheinland-Pfalz deutlich zurückgegangen. Der Präsident des Landeskriminalamts (LKA), Johannes Kunz, warnte jedoch von einer Verlagerung der Straftaten ins Internet und vor neuen Betrugsmaschen. Die Kriminalität habe im März um 38 Prozent unter dem Vorjahresniveau gelegen, sagte Kunz. "Es fehlt schlichtweg für die Täter an potenziellen Opfern."

OMBUDSSTELLE ERREICHBAR - Trotz zahlreicher Einschränkungen durch die Coronakrise arbeitet die rheinland-pfälzische Ombudsstelle für Kinder und Jugendliche weiter. Junge Menschen sollten auch in dieser schwierigen Zeit unterstützt werden, erklärte die Bürgerbeauftragte Barbara Schleicher-Rothmund in Mainz. Die Anlaufstelle ist telefonisch und per E-Mail zu erreichen. Sie klärt zum Beispiel Kinder und Jugendliche über ihre Rechte auf oder unterstützt, wenn sich Betroffene von den Jugendämtern nicht gut beraten fühlen. Auch Eltern können sich an die Ombudsstelle wenden.

KLEINKUNST BEDROHT - Das Mainzer unterhaus, eines der bedeutendsten Zentren für Kleinkunst in Deutschland, sieht sich wegen der Corona-Krise in seiner Existenz bedroht. Der Spielbetrieb und die Gastronomie wurden am 16. März eingestellt, vorher seien aus Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus schon weniger Zuschauer gekommen, sagte unterhaus-Chef Stephan Denzer der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. Mit einem Aufruf #helftdemunterhaus versucht die Kleinkunstbühne, Unterstützung zu bekommen. Zudem bietet sie ein Online-Talk-Format "Kabarett for Krise".

FORSCHUNG - Die Corona-Krise bestimmt auch das Geschäft des Pharmakonzerns Boehringer Ingelheim. Zum einen arbeiten fast 40 000 der über 51 000 Mitarbeiter mittlerweile von zu Hause aus. Zum anderen beschäftigt sich ein seit Januar stetig wachsendes Team von mehr als 100 Wissenschaftlern im Haus mit Behandlungsmöglichkeiten gegen die Lungenkrankheit Covid-19, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. "Wir alle suchen neue Antworten auf die Frage, wie wir das Virus bekämpfen können", sagte der für die Covid-19-Forschung bei Boehringer zuständige Wissenschaftler Cyrille Kuhn.

SAISON BEGINNT SPÄTER - Auch die Personenschifffahrt leidet unter der Corona-Krise. Im Norden von Rheinland-Pfalz zum Beispiel hätte die Saison bei einem Unternehmen in Vallender an Karfreitag beginnen sollen. Bis zum 19. April müsse er wegen der Corona-Einschränkungen nun mindestens warten, sagte Geschäftsführer Werner Gilles.

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