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Gesundheit - Köln:Köln: Alarm wegen steigender Zahlen auf Intensivstationen

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Köln (dpa/lnw) - Nordrhein-Westfalens größte Stadt Köln schlägt wegen steigender Zahlen auf den Intensivstationen Alarm. Die Kölner Krankenhäuser und Kliniken sähen sich auf den Intensivstationen einer bedrohlichen Situation gegenüber, erklärte die Stadt am Freitag. Die Zahl der Patienten auf den Intensivstationen steige dynamisch an, allein in den vergangenen drei Tagen von 91 auf 106. Im Vergleich dazu habe der Höchstwert in der zweiten Corona-Welle bei 112 gelegen.

Angesichts dieser Entwicklung habe der Krisenstab der Stadt am Freitag beschlossen, Lockerungen zurückzunehmen. Ab Montag müssten alle Kölner Museen und der Zoo wieder geschlossen bleiben. Außerdem gelte schon ab Samstag überall dort, wo Maskenpflicht im öffentlichen Raum bestehe, ein Verzehr- und Alkoholkonsumverbot. Schon ab Samstag bestehe außerdem rund um das Historische Rathaus und den Spanischen Bau montags bis samstags von 8.30 bis 18.00 Uhr ein Verweilverbot.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) rief die Bürger auf, sich an diese Beschränkungen zu halten. "Jeder und jede von uns kann, auch unabhängig von Corona, von jetzt auf gleich auf ein Bett auf der Intensivstation angewiesen sein. Und deswegen ist es so dringend, dass wir alle gemeinsam uns an die bestehenden Regeln halten."

Darüber hinaus erwartet Nordrhein-Westfalens einzige Millionenstadt vom Land kurzfristig weitergehende Maßnahmen. "Als Stadt haben wir mit den heutigen Entscheidungen unsere Handlungsmöglichkeiten nahezu ausgeschöpft", erklärte die Leiterin des Krisenstabes, Andrea Blome. Das Land sei hier auch deshalb gefragt, da die aktuelle Situation nicht nur Köln alleine betreffe. "Schon heute nehmen wir in Köln Patienten aus anderen Kreisen und Städten auf. Daher ist hier ein landesweites Handeln dringend notwendig. Die Zeit drängt."

Nach einer Übersicht der Landesregierung sind mit Stand Freitag in Nordrhein-Westfalen 511 Intensivbetten mit Beatmungstechnik frei.

Intensivmediziner warnen unterdessen vor einer Überlastung des Gesundheitssystems in Deutschland. Die Lage in den Kliniken sei zutiefst besorgniserregend, sagte der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin, Gernot Marx. "Es brennt. Die Lage ist sehr dramatisch. Jeder Tag zählt." Es gebe einen ungebremsten und dramatischen Anstieg von Covid-Patienten. Beim Impfen sei die Bundesrepublik auf der Zielgeraden. Deutschland dürfe aber nicht auf den letzten Metern Menschen gefährden - kurz bevor sie durch eine Impfung geschützt werden könnten, sagte er. "Wir brauchen aber mehr Zeit fürs Impfen."

Rund um Großstädte und Ballungsräume sind nach Darstellung der Vereinigung kaum noch Betten verfügbar. "In Köln und Düsseldorf sind jeweils nur 22 Betten auf den Intensivstationen frei – das sind unter zehn Prozent, also weniger als ein Bett pro Klinik", sagte Professor Steffen Weber-Carstens, Leiter des Intensivregisters der Vereinigung und Leitender Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie und operativer Intensivmedizin der Charité. "Das gleiche Bild haben wir in allen Großstädten und Ballungsgebieten in Deutschland", unterstrich er.

© dpa-infocom, dpa:210409-99-142963/3

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