Gesundheit - Köln:Gespenstische Leere in NRW-Zoos: Hohe Verluste erwartet

Corona
Zwei Giraffen gehen durch ihr Gehege in dem menschenleeren Zoo. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Düsseldorf (dpa/lnw) - Wo eigentlich Horden an Kindern in der Sonne toben, prägen nun leere Wege und Stille das Bild: Die Zoos in Nordrhein-Westfalen sind wegen der Corona-Krise geschlossen. Durch die fehlenden Einnahmen erwarten sie nun Verluste in Millionenhöhe. "Wirtschaftlich ist die Schließung ein Desaster, da alle Kosten in vollem Umfang weiterlaufen, uns aber die kompletten Einnahmen aus den Eintrittsgeldern wegfallen", sagt eine Sprecherin des Krefelder Zoos. "Normalerweise sind die ersten sonnigen Tage im Jahr im März und April die besucherstärksten im Zoo." Die leeren Wege bei schönstem Wetter und herrlicher Frühlingsstimmung seien gespenstisch.

Auch der Zoo in Köln rechnet mit wirtschaftlichen Herausforderungen. "54 000 Euro kostet der gesamte Zoo pro Tag", so ein Sprecher. Zur Zeit gebe es knapp 100 Prozent Kosten mit 0 Prozent Einnahmen. Schließlich seien die Betriebskosten wie für Futter, Strom und Mitarbeiter weiterhin vorhanden.

Der Grüne Zoo Wuppertal berichtet auch von Problemen für die Betriebe, die durch die Schließung des Zoos unmittelbar mit betroffen sind. Darunter fallen der Souvenirshop, Kioske und Führungen, die sonst im Zoo angeboten werden. "Als Geschäftsführer des Zoo-Service habe ich bereits vor zwei Wochen Kurzarbeit angemeldet", so Andreas Haeser-Kalthoff vom Wuppertaler Zoo.

Der Duisburger Zoo hatte schon vor zwei Wochen eine Spendenaktion gestartet. Als "Futterheld" können Menschen für das Futter der Tiere im Zoo spenden. Auch der Zoo Dortmund freut sich über die Hilfsbereitschaft von Tierfreunden. Laut dem Zoo ist eine Patenschaft der beste Weg zu helfen und es wird garantiert, dass der gesamte Betrag ausschließlich für Futterkosten verwendet wird.

Der Verband der Zoologischen Gärten hat bereits ein Soforthilfe-Programm für die 56 in ihm organisierten deutschen Zoos in Höhe von 100 Millionen Euro gefordert. "Anders als andere Einrichtungen können wir unseren Betrieb nicht einfach runterfahren - unsere Tiere müssen ja weiterhin gefüttert und gepflegt werden", hieß es in dem an die Bundesregierung adressierten Brief.

In einigen Zoos gibt es nun kreative Maßnahmen, um die Tierwelt zumindest digital in die Kinderzimmer in NRW zu bringen. Der Zoo in Dortmund liefert über seine Facebook-Seite laufend Einblicke und Videos der Tiere und ausführliche Erklärberichte, wie es den Tieren in der aktuellen Situation geht. Besonders beliebt sei das Video des Orang Utahs "Suma", der mit Hingabe die Fenster seines Geheges putzt.

In Köln gibt es eine große Nachfrage in den sozialen Netzwerken des Zoos. "Die Zahl der Menschen, die uns auf Twitter folgen, hat sich seit der Krise verdreifacht", so ein Sprecher. Besonders beliebt sei der Streichelzoo, der in Videos erklärt wird. Gerade Familien würden zurückmelden, dass dies "der Lichtblick des Tages" sei.

"Wir wollten eigentlich eine neue Freiflughalle für Aras eröffnen", so eine Sprecherin des Grünen Zoos in Wuppertal. Es seien nun Drohnenvideos von der Halle veröffentlicht worden, die einen Zoobesuch vom Kinderzimmer aus möglich machen. Auch der frisch geborene Elefantenbulle soll bald virtuell bewundert werden können: "Eine Webcam für das Elefantenhaus ist in Planung."

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