Gesundheit - Koblenz:Corona: Bewohner einer Behinderteneinrichtung gestorben

Corona
Das Caritas Logo ist auf einer Glastür angebracht. Foto: Patrick Seeger/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Koblenz/Mainz (dpa/lrs) - Ein 78-jähriger Bewohner einer Einrichtung für geistig Behinderte in Koblenz ist an den Folgen einer Corona-Ansteckung gestorben. In dem Wohnhaus der Caritas und einer Schwestereinrichtung im nahen Weißenthurm zeichnet sich nach Angaben des Wohlfahrtverbands Caritas "eine dramatische Situation ab": In beiden Gebäuden gebe es jeweils mehrere Corona-Infektionen bei Bewohnern und Mitarbeitern. Ein Sprecher der Kreisverwaltung Mayen-Koblenz und damit des zuständigen Gesundheitsamtes sagte am Mittwoch, der 78-jährige Mann mit geistiger Behinderung sei am Dienstag gestorben.

In zahlreichen Einrichtungen für Senioren und Behinderte spitzt sich die Lage zu. In einem Würzburger Altenheim sind sogar inzwischen zehn Bewohner an den Folgen einer Coronavirus-Infektion gestorben. Der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Diakonie in Rheinland-Pfalz, Pfarrer Albrecht Bähr, sagte: "Viele dieser Menschen sind auf Körperlichkeit geradezu angewiesen, es ist für sie eine Form der Kommunikation." Das breche weg, wenn Betreuer Abstand halten müssten. "Es gibt völlig zu Recht strenge Auflagen, weil Menschen oft gesundheitlich vorbelastet und damit höchst gefährdet sind", erklärte Bähr. "Man kann vieles tun - aber leider nicht alles verhindern."

Auch die Sprecherin des Deutschen Caritasverbands, Mathilde Langendorf, sagte: "Ganz ohne Körperkontakt geht es nicht in diesen Einrichtungen." Pflegeroboter könnten keine Lösung für alles sein. "Es geht nicht nur um Po-Abputzen, sondern zum Beispiel auch um das Kämmen älterer Damen. Das ist ihnen sehr wichtig." Natürlich werde in Caritas-Einrichtungen sehr auf Hygiene bei Bewohnern und Mitarbeitern geachtet. "Bei Demenz reicht es nicht, Bewohner ans Händewaschen zu erinnern. Man muss es mit ihnen machen", erklärte die Sprecherin. Gerade das Immunsystem von Senioren sei aber nach dem Winter ohnehin geschwächt und habe auch mit anderen Keimen zu kämpfen wie beispielsweise manchmal mit Noroviren.

Die Koblenzer Caritasdirektorin Martina Best-Liesenfeld zeigte sich laut Mitteilung vom Dienstag "tief erschüttert" über den Tod des 78-Jährigen in der Rhein-Mosel-Stadt. Das Gesundheitsamt habe für sein Wohnhaus Eulenhorst und in der weiteren Caritas-Einrichtung St. Franziskus in Weißenthurm eine Quarantäne angeordnet. "Positiv getestete Bewohner verbleiben bei stabilem Gesundheitszustand im Haus. Alle Bewohner mit Symptomen werden vorerst so gut wie möglich isoliert", erklärte die Koblenzer Caritas. Besucher seien verboten, Mitarbeiter dürften nur noch ohne weitere Kontakte zwischen ihrem Zuhause und den Einrichtungen pendeln.

Da die geistig behinderten Bewohner der beiden Häuser tagsüber wegen der Corona-Pandemie nicht mehr eine Werkstatt oder Tagesförderstätte besuchen könnten, ist nun laut Caritas mit mehr Personalaufwand eine Betreuung rund um die Uhr in den Wohngebäuden nötig. Der Wohlfahrtsverband rief Freiwillige mit und ohne Vorkenntnisse auf, bei der Betreuung zu helfen.

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