Süddeutsche Zeitung

Gesundheit:Kaffeetrinken hält gesund

  • Kaffeetrinker haben ein geringeres Risiko für Krebserkrankungen und Herzinfarkte.
  • Keine Rolle für die gesundheitsförderne Wirkung spielt dagegen die Zubereitungsart des Kaffees.

Von Werner Bartens

Draußen nur Kännchen! Diese urdeutsche Zurechtweisung in Cafés muss keine gesundheitliche Bedrohung mehr sein. Auch wer um Herz und Blutdruck fürchtet, sollte sich von umfangreichen Portionen nicht Bange machen lassen. Schließlich ist Kaffee nicht nur in mäßiger Dosis gesund, sondern erhöht auch in größeren Mengen die Lebenserwartung. Zu diesem Fazit kommen Krebsforscher der Nationalen Gesundheitsinstitute der USA im Fachblatt Jama Internal Medicine.

Das Team um Erikka Loftfield analysierte die Gesundheit von 500 000 Briten, die an der UK-Biobank teilnehmen, wodurch auch ihr genetisches Profil bekannt ist. Weniger Krebs und weniger Herzinfarkte bei Kaffeetrinkern, lautet ein erfreulicher Befund aus der zehn Jahre währenden Studie. Egal, wie viel die Teilnehmer tranken, es wirkte sich positiv auf ihre Lebensdauer aus. Nahmen Probanden eine Tasse täglich zu sich, sank ihr Risiko, im kommenden Jahrzehnt zu sterben, um acht Prozent. Bei drei bis fünf Tassen, aber auch bei fünf bis acht Tassen lag die Wahrscheinlichkeit für einen vorzeitigen Tod bei Kaffeetrinkern sogar um zwölf bis 16 Prozent unter jener von Gleichaltrigen, die dem Kaffee entsagten.

Längere Lebensdauer auch bei acht Tassen pro Tag

"Unsere Ergebnisse sind ein weiterer Beleg dafür, dass Kaffee zu einer gesunden Ernährung gehören kann", sagt Loftfield. "Und es bietet Sicherheit für jene, die Kaffee trinken und genießen." Wer bisher ebenso koffeinsüchtig wie wissenschaftsgläubig war, konnte einschlägigen Studien entnehmen, dass Kaffee zwar als gesund galt - das tägliche Maß von drei bis fünf Tassen aber nicht überschritten werden sollte. Für Bundestrainer, Koalitionsstreithähne und Schreibtisch-Junkies war das nicht immer leicht zu befolgen.

Nun scheint nicht nur die Mengenbegrenzung für den Büro-Treibstoff obsolet zu sein, auch Eigenarten des Stoffwechsels spielen offenbar keine große Rolle. Denn egal, ob die erbliche Veranlagung der Probanden dazu führte, dass die gesteigerte Aktivität ihrer Enzyme das Koffein schnell abbaute oder ob es gemächlicher durch den Körper strömte, der günstige Einfluss auf die Lebenserwartung zeigte sich in allen Gruppen.

Ob Filterkaffee oder Instantpulver: Die positive Wirkung bleibt

Auch die Zubereitung ist wohl nicht von großer Bedeutung. In der aktuellen Studie ist die Lebenserwartung von Probanden zwar besonders günstig, wenn sie aufgebrühten Kaffee zu sich nahmen. Aber auch löslicher Kaffee und sogar entkoffeinierte Heißgetränke hatten positive Effekte auf die Gesundheit - vermutlich weil andere Substanzen im Kaffee dem Körper ebenfalls guttun.

Bei einem so heißen Thema betonen die Forscher redlicherweise, dass ihre Beobachtung zwar der Analyse großer Bevölkerungsgruppen entstammt, jedoch trotzdem keine Kausalität begründet. Allerdings führen sie plausible Mechanismen an: So wird Kaffee nachgesagt, Entzündungen zu hemmen, Gefäße geschmeidig zu halten und den Zuckerhaushalt und die Leberenzyme zu bändigen. Kein Wunder, dass eine Gesundheitskommission in den USA Kaffee 2015 zum Teil einer gesunden Ernährung erklärte. Was nicht vergessen werden darf: Ob Kaffeeklatsch, Cappuccino-Runde im Büro oder einsamer Espresso, immer ist's auch Balsam für die Seele - und deshalb unbedingt lebensverlängernd.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4036898
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 03.07.2018/stg
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.