Gesundheit - Jena:Corona und mehr: Sorgen wegen Infektionen bei Jüngeren

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Jena (dpa/th) - Nicht nur Covid-19, sondern auch andere Infektionskrankheiten bei Kindern und jüngeren Menschen bereiten Thüringer Medizinern Sorgen. "In Jena liegen auch immer mehr jüngere, ungeimpfte Menschen zwischen Ende 20 und Mitte 40 auf der Intensivstation", sagte der Jenaer Infektiologe Mathias Pletz mit Blick auf die Corona-Lage. Die Zahl der Patienten mit dem Atemwegserreger RSV sei in der Klinik zudem gestiegen. In Dänemark etwa seien bereits viele Kinder damit hospitalisiert. "Das Problem ist, dass diese Infektionen nun alle zeitgleich auftreten."

Schwere Covid-19-Verläufe treten bei Kindern nach Einschätzung des Leiters der Jenaer Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, James F. Beck, zwar eher seltener auf. Er machte aber auf Fälle aufmerksam, bei denen Covid-19 Autoimmunerkrankungen nach sich zieht. Dabei würden Organe angegriffen. "Die brauchen dann eine Therapie mit Immunsuppressiva, mit Cortison oder stärkeren Medikamenten, damit der Angriff auf die Organe danach auch wieder nachlässt", sagte Beck. Offenbar würden diese Kinder mit der richtigen Behandlung aber wieder vollständig gesund werden.

Beck bemerkte auch, dass es durchaus auch Long-Covid bei Kindern gebe. "Ich habe den Eindruck, das dies zum Teil auch auf die soziale Isolation zurückzuführen ist", sagte Beck. Es gebe Kinder, die keinen Spaß mehr hätten oder morgens nicht mehr aus dem Bett kommen.

Sowohl für den Umgang mit Covid-19, als auch mit anderen Erregern wie RSV oder Influenza empfiehlt Infektiologe Pletz weiter die Maskenpflicht an Schulen. Unter aktuellen Bedingungen halte er das für eine gute Idee, sagte er. Dabei sei es am sinnvollsten, Masken situationsabhängig aufzusetzen: Bei einer Diskussionsrunde im Klassenraum könne sie etwa helfen, Tröpfchen- und Aerosolinfektionen zu vermeiden. Bei einer stillen Klassenarbeit hingegen könne sie auch abgelegt werden.

"Gegen Influenza und RSV helfen sie sogar noch besser, als gegen aktuelle Covid-Varianten", sagte Pletz weiter. Die Maskenpflicht könne aber nicht immer so weitergehen. "Wenn sich das Infektionsgeschehen wieder stabilisiert, sollte man die Pflicht überprüfen."

Auch das Robert Koch-Institut (RKI) berichtete zuletzt von einem starken Anstieg der Krankenhaus-Einweisungen wegen Infektionen mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) bei Ein- bis Vierjährigen. Gefährlich kann dieser Infekt der oberen Luftwege insbesondere für Frühgeborene sowie vorerkrankte Kinder im ersten Lebensjahr werden.

© dpa-infocom, dpa:211019-99-646574/2

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