Gesundheit in der Familie:Stress der Eltern macht Kinder krank

Wenn Eltern wenig Zeit haben, werden Kinder häufiger krank, belegt eine AOK-Studie zur Familiengesundheit. Sich übereifrig um die Freizeit zu sorgen, kann ebenso schaden.

Von Guido Bohsem

Geht es um das Wohlbefinden und die Gesundheit von Eltern und Kindern, ist Zeit der entscheidende Faktor. Kein anderes Kriterium beeinträchtigt nach einer Umfrage im Auftrag der AOK das Familienglück so sehr wie Stress und Hektik des Alltages. Und die Belastung wird höher: Fühlten sich schon 2010 etwa 41 Prozent der befragten Eltern zeitlich belastet, sind es vier Jahre später 46 Prozent. In Familien mit Kindern im Grundschulalter ist die zeitliche Belastung am größten.

Als einen Grund für die wachsende Zeitnot vermutet AOK-Chef Jürgen Graalmann den steigenden Anteil von Familien, in denen beide Partner arbeiten gehen. Das mache die Organisation schwieriger. Als Ursache für den Stress weisen die Urheber der Studie aber auch das Bestreben vieler Eltern vor allem der Mittelschicht aus, ihren Kindern durch außerschulische Nachhilfe, Sport oder Musikkurse eine bessere Ausgangslage zu verschaffen.

Bei Alleinerziehenden leidet die Gesundheit häufig

"Gestresste Eltern haben häufiger Kinder mit gesundheitlichen Beschwerden", sagte Graalmann. Insgesamt zeigt jedes fünfte Kind in Deutschland laut Studie regelmäßig Beschwerden wie Gereiztheit, Einschlafstörungen, Bauch- oder Kopfschmerzen. 24 Prozent der Eltern, die sich zeitlich stark belastet fühlen, haben Kinder mit solchen Beeinträchtigungen. Bei Eltern mit wenig zeitlicher Belastung sind es nur 16 Prozent.

Die körperlichen, psychischen, finanziellen und partnerschaftlichen Belastungen sind den Angaben zufolge zurückgegangen. Vor vier Jahren hatten noch 33 Prozent ihre Situation als finanziell belastet beurteilt. Nun kommen nur noch 28 Prozent zu diesem Ergebnis. Dies könne mit der positiven wirtschaftlichen Entwicklung der vergangenen Jahre zusammenhängen, so die Autoren der Studie weiter. Mit der finanziellen Belastung sei auch die Abnahme der psychischen und partnerschaftlichen Belastung zu erklären.

Probleme gibt es laut Studie verstärkt bei Alleinerziehenden. 17 Prozent der Befragten bezeichneten ihren Gesundheitszustand als schlecht und 35 Prozent als mittelmäßig. Bei Eltern in Familien wurden diese Angaben deutlich seltener gemacht. Nur fünf Prozent nannten ihren Gesundheitszustand schlecht, 25 Prozent beschrieben ihn als mittelmäßig.

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