Süddeutsche Zeitung

Gesundheit - Hamburg:Werbung verführt Schüler zu E-Zigarette und Shisha-Pfeife

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Kiel (dpa/lno) - Bei Schülern mit häufigem Kontakt zu Werbung für elektronische Zigaretten verdoppelt sich einer Studie zufolge binnen Jahresfrist das Risiko, mit dem Dampfen anzufangen. Dies geht aus dem sogenannten Präventionsradar der DAK-Gesundheit und des Kieler Instituts für Therapie- und Gesundheitsforschung (IFT-Nord) hervor. Demnach steigt nach häufigem Werbe-Kontakt die Wahrscheinlichkeit, dass Jugendliche innerhalb eines Jahres zur E-Zigarette greifen, um 95 Prozent. Das Risiko für Shisha-Rauchen verdreifache sich. Auch klassische Zigaretten würden durch Werbung für moderne Rauchprodukte attraktiv.

Die Studie basiert auf Aussagen von gut 4500 Schülern im Schuljahr 2016/2017 und ein Jahr später. Laut DAK belegt die Auswertung erstmals, wie stark gehäufte Werbekontakte bei Schülern der 5. bis 9. Klasse das Risiko erhöhen, E-Zigaretten zu dampfen. Zu den Befragten aus sechs Bundesländern gehörten auch Schüler aus Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Das Durchschnittsalter betrug 13 Jahre.

Den Angaben zufolge zeigte die zweite Erhebung, dass von den Schülern ohne Werbekontakte jeder Zehnte das Dampfen ausprobiert hat. Bei den Mitschülern mit vielen Werbekontakten (zehn oder mehr) waren es doppelt so viele. Aus zwei TV-Werbungen und einer Online-Werbung gezogene Standbilder waren den Schülern präsentiert worden.

"Der negative Effekt von Werbung für E-Zigaretten auf Jugendliche ist nachweislich größer als bislang angenommen", sagte der Vorstandschef der DAK-Gesundheit, Andreas Storm. Es sei wichtig, dass die Politik über ein Werbeverbot für E-Zigaretten nachdenke. Die Umfrage ergab zudem, dass mit E-Zigaretten-Werbung auch das Risiko des Konsums traditioneller Zigaretten und von Shisha-Pfeifen stark steigt.

"Jugendliche mit viel Kontakt zu E-Zigaretten-Werbung sind möglicherweise besonders empfänglich für den Shisha-Konsum", sagte Institutsleiter Prof. Reiner Hanewinkel vom IFT-Nord. Wegen beigemischter Geschmacksrichtungen seien beide Produkte in der Wahrnehmung der jungen Konsumenten sehr ähnlich.

"Werbung wirkt - und das ganz besonders auf Minderjährige", erklärte die Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Daniela Ludwig. Die Studie über die Werbewirkung von E-Zigaretten belege: "Je häufiger Kinder und Jugendliche Werbung für E-Produkte sehen, umso häufiger fangen sie an zu "vapen"." Es sei also absolut notwendig gewesen, E-Zigaretten ins Tabakaußenwerbeverbot einzubinden.

Die Studie beziehe sich auf Werbeformen für E-Zigaretten, die seit 2016 in Deutschland verboten seien, erklärte das Bündnis für Tabakfreien Genuss, ein Zusammenschluss kleiner und mittelständischer Unternehmen der Branche. "Daraus abgeleitete Folgerungen betreffen die aktuelle Situation nicht." Werbung für E-Zigaretten sei nur noch eingeschränkt möglich; die Bundesregierung wolle sie ab 2024 komplett verbieten. Zudem nutzten Jugendliche laut Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung E-Zigaretten nur sehr selten. Es gebe aktuell keinen Grund, von einer erhöhten Gefährdungslage Jugendlicher durch E-Zigaretten auszugehen.

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