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Gesundheit - Gießen:Mit Nähmaschine und 3D-Drucker gegen das Coronavirus

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Gießen (dpa/lhe) - Angesichts der Empfehlung, in der Öffentlichkeit einen Mundschutz zu tragen, und der starken Nachfrage danach setzen viele Hessen auf Eigeninitiative und stellen Masken selbst her. Dabei kommt auch moderne Technik zum Einsatz - in Gießen etwa erstellen 3D-Drucker Elemente für Behelfs-Visiere. Ein Netzwerk aus Privatleuten, Einrichtungen und Firmen hat mit der Technik bereits mehr als 2000 dieser Gesichtsschilde produziert. "Wir versuchen in der Krise zu helfen", erläutert Nils Seipel von der dahinter stehenden Initiative "Makerspace Gießen" die Idee. Die Visiere gehen demnach an medizinische, pflegerische oder bedürftige Einrichtungen - kostenlos.

Seipel ist einer der Begründer des "Makerspace", das sich als offene Werkstatt für digitale Technologien wie den 3D-Druck versteht und Workshops und verschiedene Veranstaltungen anbietet. Eine Pflegekraft habe sich an sie gewandt mit einem Hilferuf wegen fehlender Schutzausrüstung und der Idee, Masken mithilfe des 3D-Drucks herzustellen.

Seipel zufolge dauert es etwa drei Stunden, bis der Schildhalter ausgedruckt ist, benötigt wird außerdem unter anderem eine dickere Folie. Ein medizinisches Schutz-Produkt sei das Visier damit nicht, betonen die Macher. Deshalb sprechen sie auch von einem "Behelfs-Gesichtsschild". Ausgerüstet damit wurden den Angaben nach in der Corona-Krise bislang Pflegeheime, Krankenhäuser oder Arztpraxen der Region.

Landesweit gibt es Initiativen, um Schutzmasken selbst zu nähen oder zu basteln. Nicht nur, weil sie auf dem Markt derzeit knapp sind und zudem vorrangig Mediziner und Pfleger bekommen sollen, sondern auch, weil die Politik mittlerweile empfiehlt, Alltagsmasken in der Öffentlichkeit zu tragen. Die Stadt Hanau erließ sogar eine Maskenpflicht, gibt aber auch Tipps zum Selbermachen. Auch andere Kommunen rufen zum Nähen auf, der Kreis Kassel etwa bat vor kurzem darum, Behelfsmasken insbesondere für Pflegeeinrichtungen herzustellen.

Auch in Gießen werden Alltagsmasken genäht, auch dazu läuft eine Aktion des "Makerspace" mit freiwilligen Unterstützern. Ohne das Netzwerk von Freiwilligen, die ihre eigenen 3D-Drucker angeworfen haben, "hätten wir nie im Leben über 2000 Schilde in der kurzen Zeit drucken können", berichtet Nils Seipel in Gießen. Mittlerweile sei ein Unternehmen aus Wetzlar auf das Projekt aufmerksam geworden und wolle die Visiere in hoher Stückzahl produzieren.

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