Gesundheit:Frankreich im „Gesundheitskrieg“ gegen Corona

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Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hält im Fernsehen eine Ansprache: „Der Feind ist da, unsichtbar - und er rückt vor.“. (Foto: Ludovic Marin/AFP/dpa)

Am Ende muss Kriegsrhetorik herhalten. Frankreichs Präsident Emmnauel Macron spricht vom einem "guerre sanitaire" - einem Gesundheitskrieg gegen die...

Direkt aus dem dpa-Newskanal: Dieser Text wurde automatisch von der Deutschen Presse-Agentur (dpa) übernommen und von der SZ-Redaktion nicht bearbeitet.

Paris (dpa) - Am Ende muss Kriegsrhetorik herhalten. Frankreichs Präsident Emmnauel Macron spricht vom einem „guerre sanitaire“ - einem Gesundheitskrieg gegen die Covid-19-Pandemie. Und der Innenminister macht alle zu „Kriegsverbündeten“, die nun zu Hause bleiben.

Macron hat eine Kehrtwendung vollzogen: Auf Anweisung des Präsidenten gilt jetzt eine Ausgangssperre im ganzen Land, für mindestens 15 Tage. Am Sonntag waren trotz Kritik noch fast 48 Millionen dazu aufgerufen, ihre Stimme bei der Kommunalwahl abzugeben. Nun: Totentanz.

„Meine lieben Landsleute, ich bin mir der Auswirkungen all dieser Entscheidungen auf Ihr Leben bewusst“, sagte Macron am Montagabend in einer TV-Ansprache. Es sei sehr schwierig, seine täglichen Gewohnheiten aufzugeben. Aber: „Wir sind im Krieg.“ Der Feind sei da - unsichtbar und auf dem Vormarsch. Deshalb müssten jetzt alle zusammenstehen. Tausende sind in Frankreich an Covid-19 erkrankt - und die Zahlen steigen.

Das heißt konkret: zu Hause bleiben. Die Menschen im ganzen Land dürfen das Haus nur verlassen, wenn es unbedingt notwendig ist. Also zum Beispiel um Lebensmittel zu kaufen, zum Arzt zu gehen oder Hilfsbedürftigen zu helfen. Oder allein kurz Sport zu machen, den Hund auszuführen.

Jeder muss dann ein entsprechendes Formular mit sich führen und ankreuzen, warum er draußen ist. Per SMS wurden die Menschen von der Regierung in der Nacht noch einmal über die neue Situation informiert. Mehr als 10. 000 Sicherheitskräfte kontrollieren nun, ob sich auch alle an die Regeln halten.

Normalerweise sieht man in Paris kaum Menschen, die eine Schutzmaske tragen - noch am Wochenende gab es das nur vereinzelt. Stattdessen wurde gepicknickt. Doch kurz vor Beginn der Ausgangssperre tragen die Pariserinnen und Pariser fast alle einen Mundschutz. Oder wickeln sich einen Schal ums Gesicht. Vor den Supermärkten bilden sich lange Schlangen.

Ebenfalls beliebt: der Tabakladen. Auf den Boden sind Markierungen im vorgegebenen Sicherheitsabstand geklebt. Er werde ganz daheim bleiben, so lange es gehe, sagte ein Kunde. Da er einen kleinen Balkon habe, könne er wenigstens da nach draußen. Zigaretten zu horten - das habe er nicht vor, er werde aber etwas mehr kaufen. „Die Tabakläden können ja geöffnet bleiben“, erklärte er. Das gilt auch für Supermärkte oder Apotheken.

Einige versuchen noch, aus der Stadt zu flüchten. Am Pariser Fernbahnhof Gare de Lyon steht der Student Quentin. Er werde zu seinen Eltern in die Bretagne fahren und dort bleiben, sagt der 23-Jährige. „An der Universität gibt es keine Vorlesungen, und Paris ist sehr voll mit Menschen.“

Eine Pariserin hat Vorkehrungen getroffen, damit sie sich im Zug nicht ansteckt. „Ich habe Desinfektionstücher dabei und wische alle Flächen ab“, sagt sie. Griffe, um beispielsweise die Tür zu öffnen, fasse sie nur mit Handschuhen an. Ihre Arbeit könne sie vom Home Office aus erledigen. Deshalb habe sie entschieden, dass sie lieber bei ihrer Familie sein möchte.

„Das ist der längste Sonntag meines Lebens“, sagt ein Friseur. Er hat das Telefon auf sein Handy umgestellt - gestern riefen noch Kunden an, heute nicht mehr. Der Laden ist natürlich zu. Macron hat Hilfen für kleine und mittelständische Unternehmen angekündigt - etwa mit Blick auf die Miete oder Kosten für Wasser und Gas.

Und dann passiert es wirklich: Punkt zwölf tritt die Ausgangssperre in Kraft. Fast kein Mensch mehr, dort wo sich normalerweise Tausende tummeln - am Eiffelturm, am Louvre. Im Netz kursiert ein Video von einer Polizeikontrolle - eine Frau schreit und hustet die Polizistin an. „Ich habe Coronavirus. Und ihr werdet es auch bekommen.“

Frankreich folgt mit den neuen Regeln Italien und Spanien, wo die Regeln ähnlich sind. Auch in Österreich ist das öffentliche Leben stark eingeschränkt. Die Maßnahmen stehen im Widerspruch zu dem, was Macron noch in der vergangenen Woche mit Blick auf die Wahl gesagt hatte: Dass diese stattfinden könne, wenn sich alle nur an ein paar Vorsichtsmaßnahmen halten. Zumindest die Endrunde, die am kommenden Sonntag stattfinden sollte, ist nun verschoben.

Und wie kämpft man nun so, in diesem „Gesundheitskrieg“? Auch da hat Macron eine Idee: „Lesen Sie, finden Sie auch den Sinn für das Wesentliche. Ich denke, es ist wichtig in der heutigen Zeit, in der wir leben.“ Bildung, Kultur - das sei jetzt wichtig. „Glauben Sie mir, diese Anstrengung, um die ich Sie bitte, ich weiß, sie ist beispiellos, aber die Umstände zwingen uns dazu.“

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