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Gesundheit - Frankfurt am Main:Experte: Corona-Infektionskette nicht mehr zu unterbrechen

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Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Die Infektionskette des sich ausbreitenden Coronavirus kann nach Ansicht des Leiters des Frankfurter Gesundheitsamtes, René Gottschalk, nicht mehr unterbrochen werden. "Das ist bei der Vielzahl an Fällen nicht zu leisten", sagte er am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa in Frankfurt. Dies sei aber auch "nicht weiter tragisch, weil die Erkrankung nicht schlimm" sei. Ganze Menschenansammlungen zu prüfen oder gar Quarantänegebiete einzurichten, hält der Experte daher für überzogen.

"Jemanden 14 Tage zu kasernieren wegen einer Erkrankung, die verläuft wie ein Schnupfen, ist völlig unverhältnismäßig", sagte er. Es gehe jetzt darum, die Öffentlichkeit zu informieren und Panik zu vermeiden. Nach Angaben des Sozialministeriums sind in Hessen derzeit zwölf Menschen mit dem Sars-CoV-2-Virus infiziert. Sieben von ihnen befinden sich in häuslicher Isolation. Zuletzt wurde am Dienstag bei einer 1967 geborenen Frau aus dem Main-Kinzig-Kreis die Infektion nachgewiesen.

Wegen des neuartigen Coronavirus werden immer mehr Großveranstaltungen abgesagt. Aufgrund des ersten Falls in Hanau wird das Benefiz-Konzert prominenter Künstler in Gedenken an die Anschlagsopfer verschoben. Ursprünglich sollte es am Samstag im Kurpark stattfinden. Nun wurde es auf den 17. Mai verlegt, wie die Stadt mitteilte. Man könne die Dynamik des Virus nicht abschätzen und verschiebe das Konzert vorsorglich. Zur Veranstaltung sollten namhafte Bands und Künstler kommen. Im Gespräch waren Samy Deluxe, Afrob und die Söhne Mannheims.

Die Übertragung der Trauerfeier aus dem Congress Park Hanau auf Großbildleinwände auf den Freiheitsplatz und den Marktplatz werde am Mittwochabend aber wie geplant stattfinden, berichtete die Stadt. Kaminsky sagte dazu: "Wir wissen, dass aufgrund der aktuellen Corona-Lage wahrscheinlich weniger Menschen auf den öffentlichen Plätzen die Übertragung auf den Großbildleinwänden verfolgen werden."

Auch die Meisterfeier des Kfz-Gewerbes am 13. März in Frankfurt wurde beispielsweise abgesagt, wie die Innung für den Bereich Frankfurt und Main-Taunus-Kreis am Dienstag mitteilte. Mehr als 500 Teilnehmer und Gäste sollten kommen.

Unterdessen riefen Mediziner in Hessen zu einem umsichtigen Umgang mit Schutzmaterial auf. Die Bevölkerung sollte zugunsten des medizinischen Personals auf Desinfektionsmittel oder Schutzmasken möglichst verzichten - auch, um keine künstliche Knappheit am Markt zu erzeugen. "Es geht darum, dass Privatpersonen mit Händewaschen genau so viel erreichen", sagte Gottschalk.

"Atemmasken der höchsten Sicherheitsstufe brauchen wir für das medizinische Fachpersonal und nicht, um seinen Alltag auch während einer Epidemie einfach so weiterzuführen", sagte der Amtsarzt des Wetteraukreises, Reinhold Merbs. "Wir müssen das Material zielgerichtet einsetzen, um dauerhaft den Routinebetrieb in den Kliniken sicherzustellen."

Laut Pandemieplan des Landes Hessen ist ohnehin nicht bekannt, "welche Schutzwirkung durch das Tragen von Maskentypen erreicht wird". Grundsätzlich diene eine Maske nicht dem eigenen Schutz, sondern "primär dem Schutz des anderen". Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte schon gesagt, es brauche nicht jeder eine Maske zu Hause.

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