Gesundheit - Erfurt:Zwei Dutzend Corona-Todesopfer in Rudolstädter Pflegeheim

Corona
Das Foyer des Rudolstädter Pflegeheims ist hell erleuchtet. Foto: Christopher Koch/tba/dpa/Archiv (Foto: dpa)

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Rudolstadt (dpa/th) - Der verheerende Corona-Ausbruch in einem Pflegeheim in Rudolstadt nimmt immer größere Dimensionen an. Mit Stand Dienstag wurden dort 28 Todesopfer registriert, wie eine Sprecherin des Betreibers K & S mitteilte. Insgesamt 22 von ihnen hätten keinen vollständigen Impfschutz gehabt. Insgesamt waren nach Angaben des Landratsamts ein Drittel der über 140 Bewohner nicht geimpft. In den letzten Tagen gab es immer wieder Nachmeldungen: So hatte das Landratsamt am Freitag erst 18 Todesfälle gemeldet.

Der Fall hatte am Wochenende bundesweit für Reaktionen gesorgt. Der designierte Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte entsetzt reagiert und von "völliger Unvernunft" gesprochen. Nach Angaben des Thüringer Gesundheitsministeriums hatte es ausreichend Impfangebote in dem Heim gegeben. Die tragischen Ereignisse hätten ihren Ursprung in der bewussten Ablehnung der Impfung durch Bewohner und deren Angehörigen, hatte eine Sprecherin mitgeteilt.

Auf der Homepage der von dem Ausbruch betroffenen Seniorenresidenz hieß es: "Bitte bedenken Sie, dass es in unserer Situation nicht um Schlagzeilen und Ansichten von Impfgegnern oder Impfbefürwortern geht, sondern um menschliche Schicksale." Es gehe um Respekt vor der Trauer der Angehörigen und auch der Mitarbeiter. Man habe die Erfahrung machen müssen, dass das Virus vor allem bei ungeimpften Bewohnerinnen und Bewohnern schwere und tödliche Verläufe verursache und appelliere daher, sich impfen zu lassen.

Da es in Deutschland keine gesetzlich vorgeschriebene Impfpflicht gebe, gelte es, die freie Entscheidung der Bewohner sowie ihrer Angehörigen beziehungsweise Betreuer zu respektieren, teilte eine Sprecherin zudem auf Anfrage mit. "So sehr wir die Impfung befürworten und uns wünschen würden, dass alle Bewohner sich für diese Schutzmaßnahme entscheiden: Dies liegt nur bedingt in unserer Hand." Als Träger sei man an den Willen der Bewohner gebunden.

Auch im Zuge eines Ausbruchs in einem Pflegeheim in Jena hat die Stadt ein weiteres Todesopfer vermeldet. Die Zahl stieg dort damit auf neun. Das Gesundheitsamt der Stadt hatte in dem Heim Hygienemängel erkannt, wie ein Sprecher mitteilte. Das habe sich bei einer Nachkontrolle des Gesundheitsamts aber wesentlich verbessert. "Da ist viel passiert und die Leitung hat sich das zu Herzen genommen." Das Landesverwaltungsamt hatte zuletzt über 250 Covid-Todesfälle in Pflegeheime binnen eines Monats gemeldet.

Die im Bund geplante Impfpflicht für Mitarbeiter in Pflegeheimen betrachtet die FDP-Gruppe im Thüringer Landtag indes kritisch. "Wir riskieren dadurch, dass sich die besonders gefährdeten Menschen in falscher Sicherheit wiegen", teilte der Sprecher Thomas Kemmerich am Dienstag mit. Derzeit seien 83 Prozent der über 60-Jährigen in Thüringen geimpft. Dort gelte es anzusetzen. "Die Devise muss lauten: Impft die Richtigen! Das sind zuallererst die gefährdeten Menschen selbst."

© dpa-infocom, dpa:211207-99-287705/6

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: