Gesundheit - Erfurt:Selbsthilfe-App für Thüringer Suchtkranke

Deutschland
Eine Hand greift nach einem der gefüllten Schnapsgläser auf einem Tablett. Foto: Axel Heimken/dpa/Symbolbild (Foto: dpa)

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Erfurt (dpa/th) - Mit einer neuen speziellen Selbsthilfe-App sollen Suchtkranke in Thüringen Unterstützung finden können. Über die kostenlose "Lotsennetzwerk Thüringen" genannte Anwendung können sich Betroffene oder ihre Angehörigen über ihre Erfahrungen austauschen, Ansprechpartner und Anlaufstellen finden, erklärte die Geschäftsführerin des Fachverbands Drogen- und Suchthilfe, Friederike Neugebauer, bei der Vorstellung am Mittwoch. Nach und nach sollen auch Videos von Ärzten und medizinischen Fachstellen darüber abrufbar sein, ergänzte Uwe Große-Wortmann, Geschäftsführer der Media Foundation GmbH, die die App für Smartphones produziert hat.

"Grob gesagt geht es darum, dass man sich gegenseitig kennenlernt, sich die Geschichte erzählt und sich gegenseitig unterstützt. Die App lebt von ihren Nutzern", sagte Große-Wortmann. Tatsächlich können Nutzer anonym selbst Inhalte, Audiodateien, aber auch Videos hochladen. "Wir werden versuchen, die Idee in allen Bundesländern umzusetzen. Das ist ein Pilotprojekt."

Wichtiger Teil der Anwendung sind auch die Lotsen - alles selbst Menschen mit Suchterfahrungen oder Angehörige solcher - aus dem Lotsennetzwerk Thüringen. Sie dienen als Ansprechpartner, mit ihnen können die Nutzer über in der App hinterlegte Kontaktdaten grundsätzlich aber auch Treffen vereinbaren. 72 von den in Thüringen knapp 140 speziell geschulten Lotsen seien in der App ebenfalls anonymisiert registriert, sagte Neugebauer.

Frank Hübner, Projektleiter des Lotsennetzwerks Thüringen, betonte: "Suchtkranke wollen Hilfe jetzt, nicht erst in drei Wochen, wenn es einen Termin in der Beratungsstelle gibt." Daher sei die App ein gutes Angebot, das unabhängig von Zeit und Ort genutzt werden könne.

"Austausch vor Ort ist wegen Corona gerade quasi unmöglich, kann aber stark durch digitale Angebote aufgefangen werden", sagte Guido Dressel, Leiter der Techniker Krankenkasse (TK)-Landesvertretung Thüringen, die die App finanziert. Er verspricht sich von dem Angebot auch, dass betroffene weniger Hemmungen haben, digital in Kontakt zu treten, als das möglicherweise bei Präsenzangeboten der Fall wäre.

© dpa-infocom, dpa:210310-99-762979/2

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