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Gesundheit - Erfurt:Mundschutzpflicht ab Freitag: Kleine Kinder ausgenommen

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Erfurt (dpa/th) - Die Thüringer müssen von Freitag an einen Mundschutz in Bussen und Bahnen sowie beim Einkaufen tragen, um die Infektionsgefahr durch das Coronavirus einzudämmen. Das hat die Landesregierung am Dienstag in Erfurt beschlossen. Denn ab Freitag dürfen in Thüringen Geschäfte bis zu einer Größe von 800 Quadratmetern öffnen, am Montag gehen die Abiturienten wieder in die Schulen. Damit sind mehr Menschen in der Öffentlichkeit unterwegs als in den vergangenen Wochen. Für Kinder bis zum Alter von sechs Jahren gelte die Maskenpflicht, die vorerst bis zum 6. Mai befristet sei, nicht, sagte Sozialministerin Heike Werner (Linke) in Erfurt. Danach werde die Situation neu bewertet.

Thüringen verfährt bei der Maskenpflicht ähnlich wie einige andere Bundesländer. Am Dienstag kündigten auch Schleswig-Holstein, Hamburg, Berlin, Hessen, Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt eine solche Verpflichtung für ihre Bürger an. Bayern und Mecklenburg-Vorpommern hatten dies bereits zuvor getan. Im Vorreiterland Sachsen gilt sie bereits seit Montag. Damit sind oder werden solche Alltagsmasken in 10 der 16 Bundesländer vorgeschrieben.

Werner erklärte: "Eine Maske kann nur ein zusätzlicher Schutz sein. Von grundsätzlicher Bedeutung ist das Einhalten der Abstands- und Hygieneregeln." Problematisch wäre ihrer Meinung nach aber ein Flickenteppich unterschiedlicher Regelungen in Thüringen - sie spielte damit auf verschiedene Erlasse von Städten und Kreisen an. Die Einwohner von Thüringens zweitgrößter Stadt Jena haben bereits seit einiger Zeit Erfahrungen mit dem Tragen der Mund- und Nasenbedeckung gesammelt. Auch der Kreis Nordhausen hatte eine solche Regelung getroffen.

Neben Masken, auch selbstgenähten, könnten auch Tücher oder Schals über Mund und Nase gezogen werden, so die Sozialministerin Es müssten keine medizinischen Masken erworben werden oder bei möglicherweise unseriösen Anbietern im Internet bestellt werden, riet die Ministerin. Zudem müssten die Masken nach dem Tragen gereinigt werden - Stoffmasken sollten bei mindestens 60 Grad Celsius gewaschen werden.

Nach Angaben von Werner wird vorerst kein Bußgeld fällig, wenn Menschen im öffentlichen Nahverkehr oder im Handel ohne Maske angetroffen werden.

Thüringens Landesärztekammer nannte die Maskenpflicht einen "Baustein zur Risikominimierung". Da es noch immer Engpässe bei medizinischen Masken gebe, sollen vor allem selbstgenähte Masken getragen werden. Die Apotheken verspürten bereits eine gestiegene Nachfrage, erklärte der stellvertretende Vorsitzende des Thüringer Apothekerverbandes, Thomas Olejnik. "Das war heute sofort zu spüren." Die Versorgungssituation sei von Apotheke zu Apotheke unterschiedlich.

Manche hätten hochwertige, für medizinisches Personal geeignete Masken in kleinen Mengen vorrätig, anderen fehle es an einfachen Masken. Die Apotheken arbeiteten daran, bis zum Freitag eine Erstversorgung zu ermöglichen. Sie hätten zusätzliche Anbieter gewonnen, etwa regionale Firmen, die auf das Nähen von Masken umgestiegen seien.

Der Erreger Sars-CoV-2 wird per Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch übertragen. Deswegen gelten seit Wochen strenge Kontakt- und Ausgehbeschränkungen sowie das Gebot, mindestens eineinhalb Meter Abstand voneinander zu halten.

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