Gesundheit - Emsdetten:Corona-Zahlen in Hamm und Remscheid gestiegen

Corona
Proben für Corona-Tests werden untersucht. Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/ZB/Symbolbild (Foto: dpa)

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Hamm (dpa/lnw) - Die größeren Corona-Ausbrüche der vergangenen Tage haben am Freitag die betroffenen Kommunen in Nordrhein-Westfalen weiter auf Trab gehalten. In Hamm und Remscheid stiegen die für die Lagebeurteilung wichtigen Fallzahlen der vergangenen sieben Tage erneut. Im bundesweiten Vergleich wiesen die beiden Städte am Freitag die höchsten Werte auf. In beiden Städten schloss jeweils eine Schule und stellte auf Distanzunterricht um. Die dritthöchste sogenannte Sieben-Tages-Inzidenz wurde im bayerischen Landkreis Dingolfing-Landau registriert. Im Fokus steht nun auch Bielefeld: Dort wurden nach einer größeren Familienfeier 20 Menschen positiv getestet, darunter neun Schüler, die fünf verschiedene Schulen besuchten. Weitere Tests sind dort geplant.

Laut RKI wies Hamm am Freitag einen Sieben-Tage-Wert von 96,0 Infizierten pro 100 000 Einwohner auf. Als Hauptursache gelten in Hamm eine Großhochzeit mit mehreren Hundert Gästen und damit verbundene weitere Feste. 2681 Menschen befanden sich nach Angaben eines Stadtsprechers in der 180 000-Einwohner-Stadt am Freitag in Quarantäne. Das bedeutet: Von 200 Einwohnern waren etwa drei von dieser Schutzmaßnahme betroffen. Die Stadt zählte 207 akut Infizierte. Mehr als 150 Fälle standen laut Stadt in Zusammenhang mit der Hochzeit. 13 an Covid-19 Erkrankte wurden in Krankenhäusern behandelt, in einem Fall intensivmedizinisch.

Seit einigen Tagen gilt in Hamm für private Feiern mit 51 bis 150 Teilnehmern eine Genehmigungspflicht. Feiern mit 25 bis 50 Teilnehmern müssen angezeigt werden. Für Freitag und Samstag seien über 85 Feiern genehmigt oder angezeigt worden, sagte ein Stadtsprecher. Vier private Feiern wurden mittlerweile untersagt: Drei Junggesellinnenabschiede und eine Verlobungsfeier. Um die weitere Ausbreitung einzudämmen, haben die Behörden neben der Anzeige- und Genehmigungspflicht für Feiern noch weitere Maßnahmen angeordnet wie etwa eine erneute Maskenpflicht im Unterricht.

In Remscheid (114 000 Einwohner) stieg der Wocheninzidenz-Wert am Freitag auf 71,2, wie das Robert Koch-Institut mitteilte. Nach Angaben des Landeszentrums Gesundheit kamen allein am Donnerstag 20 neue Fälle hinzu. Der überwiegende Teil der Neuinfektionen gehe nach wie vor auf Reiserückkehrer zurück, sagte eine Stadtsprecherin. Bei den Infizierten handele es sich "in weiten Teilen" um junge Menschen ohne Symptome - anders als zu Beginn der Krise, betonte die Sprecherin.

Auch in Remscheid gelten Einschränkungen ähnlich denen in Hamm. Die Stadt hat außerdem eine stadtweite Plakatierungsaktion gestartet. Auf den Plakaten werden die wichtigsten Corona-Verhaltensregeln dargestellt. Eine Gesamtschule in der Innenstadt schloss komplett und will vor den Herbstferien nicht mehr öffnen. 1200 Schüler und 100 Lehrer sind betroffen.

Alle anderen Kommunen in Nordrhein-Westfalen lagen mit ihren Werten am Freitag unterhalb des Schwellenwerts von 35. Gelsenkirchen verzeichnete 33,4. Damit könnte das erste Saison-Heimspiel des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 an diesem Samstag vor Fans stattfinden. Das letzte Wort haben aber die Gesundheitsbehörden der Stadt.

Nach dem Corona-Ausbruch in einem fleischverarbeitenden Betrieb in Emsdetten (Kreis Steinfurt) mit 26 Infizierten hat am Freitag ein Massentest begonnen. Teams des Kreises nahmen bei 305 Mitarbeitern und Angehörigen Personen Abstriche. Von den ersten 176 vorliegenden Testergebnissen seien 23 positiv, teilte der Kreis am Freitagabend mit.

Unterdessen ging die Debatte um die Bewertung der Zahlen weiter. "Mit Corona leben lernen bedeutet in erster Linie, alle Entwicklungen genau im Blick zu haben. Dabei dürfen wir nicht nur auf die reinen Infektionszahlen schauen", sagte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) dem "Handelsblatt" (Freitag). Laschet forderte, die Kapazität der Krankenhäuser und die Zahl der intensivmedizinisch behandelten und beatmeten Covid-19-Patienten stärker in die Bewertung einfließen zu lassen. Gleiches gelte für den Anteil zurückverfolgbarer Infektionen, die Anzahl der Tests und den Anteil positiver Testergebnisse. "Wir brauchen für ganz Deutschland ein standardisiertes Corona-Monitoring, das die Pandemieentwicklung kommunenscharf abbildet", so Laschet weiter.

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