Berlin (dpa/tmn) - Das Mundsystem mit Zähnen und Zahnfleisch ist nur ein kleiner Ausschnitt des Körpers. Aber Entzündungen im und am Zahnfleisch können weitere Entzündungen im Körper hervorrufen.
„Dass eine Wechselwirkung zwischen Parodontitis und Krankheiten wie insbesondere Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen besteht, ist inzwischen wissenschaftlich gesichert“, sagt Prof. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer (BZAEK) in Berlin.
„Aufgrund der guten Durchblutung können Bakterien der Mundhöhlenflora schnell einen Zugang zum Blutgefäßsystem finden“, erklärt Prof. Roland Frankenberger, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK). So gelangen sie auch in entfernte Organe und schädigen schlimmstenfalls Herz oder Lunge.
So gehen Fachleute heute davon aus, dass eine unbehandelte Parodontitis das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie zum Beispiel Arteriosklerose oder Herzinfarkte, für Schlaganfälle und sogar für die Entwicklung von Diabetes erhöht.
Verhindern lassen sich Entzündungen im Mund am ehesten durch eine optimale Hygiene. Entscheidend sind die richtige Zahnputztechnik und die Verwendung von Zahnzwischenraumbürsten. Manchen hilft es auch, auf eine elektrische Zahnbürste umzusteigen. Tipps gibt der behandelnde Zahnarzt. Den Zahnärzten zufolge sei auch eine professionelle Zahnreinigung ein wirksames Instrument, um die Mundgesundheit zu erhalten. Sie ist allerdings keine Kassenleistung, sondern wird vom Patienten selbst bezahlt.
Hat sich doch mal eine Entzündung breitgemacht, ist es wichtig, frühzeitig einzugreifen. „Schon bei den ersten Anzeichen einer Mundschleimhautentzündung muss die Behandlung beginnen“, sagt Professor Frank Schwarz von der Deutschen Gesellschaft für Implantologie im Zahn-, Mund- und Kieferbereich (DGI). In dieser Phase sind Entzündungen im Mund gut zu behandeln.
„Die ersten Anzeichen für eine Erkrankung des Zahnbettes sind Schwellungen und Rötungen, Zahnfleischbluten und unter Umständen Mundgeruch“, erklärt Oesterreich. Mit solchen Symptomen sollten Betroffene schnell zum Zahnarzt gehen.
Wurde eine Parodontitis nicht rechtzeitig erkannt oder ist sie so schwer, dass ein Zahn verloren geht, kommt eine sogenannte Implantat-Therapie infrage. Zahnimplantate ersetzen die Zahnwurzel. Sie können eingepflanzt werden, wenn die Parodontitis beseitigt ist und der gesundheitliche Allgemeinzustand des Patienten einen chirurgischen Eingriff erlaubt.
Aber Achtung: Wer glaubt, sich damit aller Probleme entledigt zu haben, irrt. Denn auch Implantate benötigen eine intensive Mundhygiene, um langfristig stabil im Kieferknochen verankert zu bleiben. „Ein Zahnimplantat muss mindestens so gut gepflegt werden wie die natürlichen Zähne“, erklärt Schwarz.
Gut zu wissen: Die Parodontitis-Risikodiagnostik ist eine Krankenkassenleistung, die Patienten alle zwei Jahre zusteht. Auch ein wesentlicher Teil der Behandlung ist durch die Krankenkassen abgedeckt. In der Vor- und Nachbehandlung der Parodontitis muss der Patient aber selbst Teile der Kosten übernehmen.