Gesundheit:Sperrstunde und Maskenpflicht: Reaktion auf Corona-Anstieg

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Hannover/Delmenhorst (dpa/lni) - Sperrstunde in Delmenhorst, Maskenpflicht in Unternehmen der Region Hannover: Angesichts steigender Infektionszahlen mit dem Coronavirus haben mehrere niedersächsische Kommunen weitere Einschränkungen verhängt. Nach Angaben des Landesgesundheitsamtes gab es am Dienstag 381 laborbestätigte neue Fälle in Niedersachsen, damit stieg die Gesamtzahl auf 26 512.

Ganz vorne lag die Stadt Delmenhorst mit einem Wert von 211,5 Fällen pro 100 000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen. Dies ist einer der höchsten Werte bundesweit. Über der Schwelle von 50 Neuinfektionen auf 100 000 Einwohner binnen einer Woche lagen auch die Landkreise Cloppenburg (145,3), Emsland (61,5), Grafschaft Bentheim (86,0), Northeim (105,8), Oldenburg (58,8) und Vechta (112,7).

Sechs weitere Kommunen, darunter die Region Hannover mit 1,18 Millionen Einwohnern, überschritten den Sieben-Tage-Wert von 35 neuen Fällen. Ab einer regionalen Inzidenz von 35 sollen nur noch 15 statt 25 Personen im privaten Raum zusammenkommen dürfen. Eine Maskenpflicht im Freien kann dort angeordnet werden, wo Abstände nicht eingehalten werden können. Steigt der relative Wert auf 50 Neuansteckungen, sind es bei privaten Feiern maximal zehn Menschen aus zwei Hausständen - weitere Verschärfungen sind möglich.

In der Region Hannover gilt von diesem Donnerstag (22. Oktober) an eine Maskenpflicht in Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen. Die Mund-Nasen-Bedeckung müsse nicht am eigenen Schreibtisch, aber auf den Fluren und Treffpunkten wie in der Küche getragen werden, erläuterte eine Behördensprecherin. Ausgenommen sind Schulen und Kitas, in denen weiterhin die bestehenden Hygienekonzepte gelten. Die Unternehmerverbände Niedersachsen begrüßten die Maskenpflicht in Betrieben. "Ohne Impfstoff sind wir auf Abstand, Handhygiene und Mundnasenschutz angewiesen, um Schließungen zu verhindern", sagte Hauptgeschäftsführer Volker Müller der Deutschen Presse-Agentur. "Daher halten wir Masketragen in Unternehmen für sinnvoll."

In der 82 000-Einwohner-Stadt Delmenhorst gilt seit Dienstag eine Sperrstunde für gastronomische Betriebe von 23.00 bis 6.00 Uhr. Dabei handelt es sich nach Angaben der Verwaltung aber nicht um eine Ausgangssperre. Ausgangsbeschränkungen wie im stark von Corona betroffenen bayerischen Kreis Berchtesgadener Land gelten nicht. "Es gibt hier schon eine gewisse Anspannung. Viel mehr Menschen sind mit Maske unterwegs. Alle hoffen, dass es wieder runter geht", sagte Stadtsprecher Timo Frers der dpa.

Bislang sind die örtlichen Gesundheitsämter für die Verschärfung der Einschränkungen verantwortlich. Im Laufe der Woche wird allerdings der Entwurf für eine neue Corona-Landesverordnung erwartet. Die Ausgestaltung einer erweiterten Maskenpflicht könne dann zum Beispiel auch landesweit geregelt werden, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in Hannover.

Wegen der steigenden Infektionszahlen sind die Mobilen Teams zur Kontaktnachverfolgung besonders gefragt. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) rechnet damit, dass dabei landesweit 600 DRK-Helferinnen und -Helfer zum Einsatz kommen.

Auch von der Bundeswehr, dem Technischen Hilfswerk (THW) und aus der Landesverwaltung sollen auf Anforderung der Kommunen Helfer rekrutiert werden. Eine Regierungssprecherin nannte keine Zahlen, sagte aber: "Dass das in die Hunderte geht, ist wahrscheinlich." Der Städte und Gemeindebund setzte gerade auf Hilfe der Bundeswehr. "Bei der Kontaktnachverfolgung macht es Sinn, Soldaten einzusetzen", sagte ein Sprecher. Auch Bundeswehrärzte würden gebraucht.

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